Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Wiedehopf am Herrenbergweg
Klosterweg-Anwohner fotografiert äußerst seltenen Vogel auf dem Spielplatz
ISNY - Auf der Vogelhochzeit ist er der bei Kindern vermutlich beliebteste Gast aus der Familie der Vögel, weil sich sein Name so schön auf Blumentopf reimt: der Wiedehopf. Alles andere als lustig ist dagegen sein Schicksal, seit die Strophen des bekannten Volksliedes gedichtet wurden: Der Wiedehopf erscheint in Deutschland auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ging der Bestand stark zurück, vor etwas mehr als zehn Jahren wurden nur noch rund 450 Brutpaare gezählt. Gar für Empörung unter Vogelfreunden sorgten vor wenigen Jahren Berichte, wonach der Vogel in Südeuropa nach wie vor von Vogelfängern bejagd wird und in Spezialitäten-Restaurants als Delikatesse angeboten wird.
Umso erstaunter und hoch erfreut war SZ-Leser Klaus Conrad aus Isny, als er vor einiger Zeit aus dem Fenster seiner Wohnung am Klosterweg schaute, und eines der so selten gewordenen Exemplare auf der Wiese des Kinderspielplatzes am Herrenbergpark entdeckte – und sogar geistesgegenwärtig fotografieren konnte. Wobei ihm, wie er in einer kleinen Dokumentation des Ereignisses festgehalten hat, kurzfristig fast der Atem stockte: Die Katze eines Nachbarn pirschte sich heran, glücklicherweise ohne Erfolg.
Wie außergewöhnlich die Begegnung mit der seltenen Art in Isny ist, zeigt eine Recherche im Internet. Zur Verbindung Wiedehopf und Allgäu zeigt die Suchmaschine Google keinen Treffer. Der NABU, der sich in Baden-Württemberg für den Vogelschutz engagiert, berichtet in seinem Internet-Auftritt erfreut, dass bei einer Veranstaltung der Ortsgruppe Neuffen-Beuren am Rande der Schwäbischen Alb im Jahr 2017 „die charakteristischen Hup-Hup-HupRufe“aufgefallen waren: „Der Wiedehopf wurde nach 50 Jahren wieder als Brutvogel im Kreis Esslingen gesichtet“, heißt es dazu. Er habe sich einen alten Apfelbaum in einer Streuobstwiese zum Brüten ausgesucht, weshalb „eine nachhaltige Förderung des Streuobstbestandes nötiger denn je“sei.
Die gibt es rund um Isny kaum noch, und schon gar nicht im Herrenbergpark. Zugleich wurden dort „im Rahmen artenschutzrechtlicher Kartierungen im Jahr 2017 insgesamt sieben Fledermaus- und 43 Vogelarten nachgewiesen“, weshalb möglichst viele der alten Bäume erhalten bleiben sollen. So steht es jedenfalls in den Ausführungen zum Bebauungsplan, für den aktuell das Anhörungsverfahren läuft und für den in der Gemeinderatssitzung am 19. Februar der Auslegungsbeschluss gefasst werden soll.
Klaus Conrad bleibt daher die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Jedenfalls weiß das Online-Lexikon „Wikipedia“, dass der Wiedehopf „vielfältige Lebensräume zu besiedeln vermag, immer jedoch wärmeexponierte, trockene, nicht zu dicht baumbestandene Gebiete“. In Mitteleuropa komme er neben den oben beschriebenen Streuobstwiesen in Gegenden mit extensivem Weinbau vor – oder mit Weidetierhaltung wie im Allgäu. Zum Brüten nutze er „sehr lichte Wälder sowie ausgedehnte Lichtungsinseln in geschlossenen Baumbeständen“. Und obwohl der Wiedehopf „im Allgemeinen eher ein Bewohner tieferer Lagen“sei, gebe es in Mitteleuropa einen Brutnachweis in Österreich auf 1260 Metern Meereshöhe.