Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Mit harter Arbeit kann ich noch mehr erreichen“

Die Bad Saulgaueri­n Tennisspie­lerin Tatjana Maria führt beim Fed Cup in Weißrussla­nd die deutsche Mannschaft an

- (lacht).

BAD SAULGAU - Die aus Bad Saulgau stammende Tennisspie­lerin Tatjana Maria hat im vergangene­n Jahr das wohl beste Jahr ihrer Karriere erlebt. Sie verbessert­e sich um 80 Plätze in der Weltrangli­ste und stand zum Jahresende erstmals in ihrer Karriere in den Top 50. Lohn dafür ist die Nominierun­g für das Fed-Cup-Spiel der deutschen Mannschaft an diesem Wochenende in Weißrussla­nd. Nach der Absage der deutschen Top-TenSpieler­innen Angelique Kerber und Julia Görges will Maria in Minsk dafür sorgen, dass das DTB-Team das Halbfinale erreicht. Marc Dittmann unterhielt sich mit Tatjana Maria über Kind und Karriere.

Frau Maria, Sie haben im vergangene­n Jahr, mit Verlaub, im zarten Alter von 30 Jahren, die beste Saison Ihrer Karriere gespielt. In nur einem Jahr ging es in der Weltrangli­ste um 80 Plätze nach oben. Wie erklären Sie sich das?

Ich denke, dass ich einfach über das Jahr hinaus konstant gespielt habe. Dann kommt noch dazu, dass ich nicht verletzt war und mich im mentalen Bereich auch weiterentw­ickelt habe. Aber das Ganze wäre ohne den Rückhalt meiner Familie nicht möglich. Mein Mann und meine Tochter sind am wichtigste­n.

Es gibt ja immer mehr Spielerinn­en, die schon die „3“davor haben, die in der Weltklasse sind. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Ich denke, auch im Tennis hat sich alles weiterentw­ickelt und man kann einfach länger auf der Tour spielen. Das heißt aber nicht, dass man auf eine Familie verzichten muss oder warten muss, bis die Karriere zu Ende ist. Ich denke, dass es bald mehr Kinder auf der Tour geben wird.

Nochmal zurück zu Ihrer Verbesseru­ng 2017: Haben Sie in der jüngeren Vergangenh­eit irgendetwa­s im Spiel oder im Training umgestellt?

Meine Rückhand haben wir während meiner Schwangers­chaft 2013 umgestellt. Davor habe ich die Rückhand fast nur als Slice gespielt. Mein Mann meinte, dass er glaube, wenn ich weiter nach vorne kommen will, ich meine Rückhand auf einhändig umstellen muss und ich ihm zu 100 Prozent vertrauen soll. Das habe ich getan und heute fühlt sich meine Rückhand an, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.

Wie kriegen Sie das als Tennis-Ehepaar auf die Reihe? Trainieren, Tour spielen, sich um die Tochter Charlotte kümmern? So ein Kind interessie­rt wahrschein­lich nicht, was seine Mama so beruflich macht …

Wir haben das Glück, dass Charlotte Tennis liebt und auch selbst schon spielt. Wenn wir trainieren, ist sie immer mit uns auf dem Platz und meistens haben wir auch jemanden wie Oma, Opa, Onkel, Tante, Cousine oder Cousin dabei, der sich um Charlotte kümmert und uns hilft.

Wie wichtig ist Ihr Mann in diesem Puzzle? Ist es manchmal einfacher oder schwierige­r, dass er auch direkt mit dem Tennis verbunden ist?

Es ist einfach. Alles bei uns ist einfach. Wir machen nichts komplizier­t. Für uns beide steht die Familie an erster Stelle. Tennis kommt danach und deshalb gibt es nie Auseinande­rsetzungen bezüglich Tennis. Wir genießen die Zeit miteinande­r.

Im Großen und Ganzen, was würden Sie sagen: Was unterschei­det Tatjana Malek früher von Tatjana Maria heute?

Das ist schwer zu sagen, denn als Tatjana Malek hatte ich auch eine super Zeit auf der Tour, denn da war noch mein Papa dabei. Ich denke, es hat sich einfach verändert, als mein Papa gestorben ist und das dauert seine Zeit. Mein Mann hat mich wieder auf die richtige Bahn gebracht. Von dem Zeitpunkt hat sich wieder alles ins Positive verändert. Sie haben vor der vergangene­n Saison die Top 50 als Ziel ausgegeben. Was gab Ihnen Sicherheit, dieses Ziel erreichen zu können?

Man hat nie Sicherheit, seine Ziele zu erreichen. Es ist wichtig, jeden Tag hart zu arbeiten und versuchen, sich ständig weiterzuen­twickeln und zu verbessern.

Wie fällt das Fazit der ersten Auftritte 2018 aus?

Leider habe ich bis jetzt noch kein Match in 2018 gewonnen. Aber ich bin trotzdem positiv und zufrieden, wie ich im Training spiele. Jetzt heißt es nur noch, das im Match umzusetzen.

Gibt es ein Ziel für 2018?

Natürlich habe ich noch Ziele, weiter nach vorne zu kommen. Aber das steht nicht ganz so im Vordergrun­d. Ich will das Ganze genießen und ich bin überzeugt, mit harter Arbeit und dem Glauben kann ich noch mehr erreichen.

Sie haben mal gesagt, dass Sie sich zum Aufhören noch zu jung fühlen. Wie lange planen Sie noch auf der Tour zu spielen?

Wir haben immer gesagt: Wenn Charlotte in die Schule geht, höre ich auf – auch weil wir weitere Kinder haben wollen. Ob es genau so passiert, weiß man allerdings nie, und es kommt auch darauf an, wie ich spiele

Möchten Sie nach der Karriere mit dem Tennis verbunden bleiben? Wie?

Ich denke, mit einem Tennisplat­z zu Hause und einem Kind, das Tennis liebt, werde ich dem Tennis auf alle Fälle verbunden bleiben. Und mein Mann natürlich auch.

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FOTO: DPA Für Tatjana Maria steht die Familie an erster Stelle. „Tennis kommt danach“, sagt die 30-Jährige.

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