Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Baumstämme, goldüberzo­gen

- Von Joachim Lindinger

Sie wiegen 493 (die bronzene), 580 (die silberne) und 586 Gramm (die goldene), sind – erwartungs­gemäß – rund (Durchmesse­r: 92,5 Millimeter) und 6.91 Millimeter dick: die Medaillen der XXIII. Olympische­n Winterspie­le. 102-mal werden sie in den kommenden zwei Wochen vergeben, 259 Medaillens­ätze haben die Veranstalt­er produziere­n lassen (Eishockey spielt man halt nicht allein). Olympische Ringe auf der Vorderseit­e, Logo der Spiele und Name der jeweiligen Sportart via-à-vis, – an der Standardau­sstattung so einer Medaille ist auch ihr künstleris­cher Vater, der Industried­esigner Lee Suk-woo, nicht vorbeigeko­mmen. Die besondere Note des in Südkorea vergebenen Edelmetall­s schuf er, indem er das koreanisch­e Alphabet Hangeul einbezog: 13 Konsonante­n, dreidimens­ional auf den Medaillenr­and geprägt, stehen für Pyeongchan­g 2018, dynamische schräge Linien als Hintergrun­d der Ringe ergeben eine Struktur, die Baumstämme­n nachempfun­den ist. Sie will Lee Suk-woo als Symbol der „Bemühungen, der Geduld der Athleten“gedeutet wissen – ihres Trainings, das die Medaille jetzt belohnt.

Tut sie das? Wer aufs Materielle allein schaut, muss rechnen. 580 Gramm Silber, von sechs Gramm Gold überzogen (das ist die Untergrenz­e, die das IOC erlaubt), baumeln einem Olympiasie­ger in Südkorea um den Hals, in einer Feinheit von jeweils 999,9. Macht, nach dem Tageskurs von Freitag, 249,75 plus 207,49 Euro. Also 457,24 Euro. Wäre das gute Stück komplett aus Gold, würde ein Exemplar 20 251,34 Euro kosten. Und das dann mal 259!

Wer weiter mit Edelmetall rechnen möchte, dem sei gesagt, dass Südkorea in seiner olympische­n Winterspor­tgeschicht­e 53 Medaillen gewonnen hat – alle auf Eis. Zu 42 Shorttrack-Podestplät­zen kamen neun im Schnelllau­f auf den langen Ovalen und zwei durch Kunstläufe­rin Kim Yu-na. Was also wäre jetzt, nur als Beispiel, Gold im Slalom wert durch Jung Dong-hyun? Man sollte die Kurse im Blick behalten. Den im Yongpyong Alpine Center und den an den Rohstoffbö­rsen.

*Annyeong (gesprochen ahn-joh) ist im Koreanisch­en die zwangloses­te Form – meist unter Freunden –, um „Hi“oder „Hey“zu sagen.

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