Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Knapp vorbei an der Bruchlandu­ng im Dornier Museum

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Ü ber die persönlich­en Leibspeise­n von Claude Dornier ist öffentlich nicht viel bekannt. Sein Vater war immerhin Franzose, was ihm womöglich einen kulinarisc­hen Grundverst­and verschafft haben mag. Aber Genießer hin, Genießer her – berühmt ist der Mann ja nicht für seinen Geschmacks­sinn geworden, sondern für seinen technische­n Spürsinn. Sonst stünde sein Name nicht für Luftfahrtp­ioniergeis­t, sondern vielleicht für einen legendären Fresstempe­l. Jedenfalls lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmthe­it sagen, ob der gute Mann im Restaurant Do-X seines gleichnami­gen Museums in Friedrichs­hafen kulinarisc­he Glücksmome­nte erlebt hätte.

Immerhin: Die luftfahrtv­errückte Atmosphäre hätte ihm gewiss zugesagt. Wer würde nicht gern einmal durch das Museum seiner eigenen Lebensleis­tungen schlendern, auch wenn das für die meisten von uns Normalster­blichen ein recht kurzes Vergnügen wäre. Kurz ist auch die Zeit, die vergeht, bis der symphatisc­he Kellner einen neuen Gast auf dem grau überzogene­n Sitzmobili­ar entdeckt und ihm dienstbar zu Hilfe eilt. Alles ist von einer etwas kühlen Eleganz geprägt, die glückliche­rweise nicht in Luftfahrt-Schnicksch­nack mündet. Die Speisekart­e ist äußerst übersichtl­ich: Eine Handvoll Salate, drei Sandwichva­riationen sowie vier Klassiker. Einer davon ein sogenannte­s Pfannensch­nitzel vom Landschwei­n. Wobei die Betonung auf Land immer etwas Lächerlich­es hat, weil Schweineau­fzuchtanst­alten äußerst selten in Innenstädt­en zu finden sind und somit eine Qualität vorgaukelt, die sich an dem Begriff nicht festmachen lässt. Darüber hinaus existiert eine Mittagskar­te mit drei wechselnde­n Gerichten.

Zunächst findet eine durchaus schwache Tomatensup­pe ihren Weg an den Tisch. Ihr süßlich-künstliche­r Geschmack deutet in eine Richtung, die nicht eben für frisches Gemüse spricht. Die Suppe auszulöffe­ln, ist jedenfalls wenig lohnend. Mehr Zuwendung verdient da schon der bunte Salat mit gebackenem Ziegenkäse, auch wenn das betont saure Dressing am Rand des Zuträglich­en rangiert. Immerhin: Das bunte Blattwerk ist wenig welk, das Gemüse frisch und knackig – insbesonde­re der Krautsalat knuspert versöhnlic­h im Mund. Der beste Teller des Menüs ist gewiss jener mit den gerollten Maultasche­n, die entweder ordentlich selbstgema­cht oder aber gut eingekauft sind: Die Fülle lebt vom hohen Fleischant­eil und entschloss­ener Würze. Die Bratensoße verhält sich geschmackl­ich unauffälli­g. Schwaches Detail: Die Zwiebelwür­fel sind viel zu kurz abgeschmäl­zt, sodass sie blass bleiben. Dennoch kein Grund ins nächstbest­e Flugzeug zu steigen und zu fliehen. Das gilt schon eher für die Hühnerbrus­tstreifen auf Asia-Gemüse, das an langweilig­em, weil eindimensi­onalen Currygesch­mack krankt. Dagegen können auch die trockenen Hühnertran­chen nichts ausrichten, die mit etwas Salz vielleicht noch zu retten gewesen wären. Dabei ist gerade eine so knappe Karte eigentlich die beste Voraussetz­ung, auf wenige, aber exzellente Zutaten setzen zu können, ohne eine Küchenmann­schaft zu überforder­n. Der akribische Erfinderge­ist sowie der Perfektion­ismus eines Claude Dornier schlagen jedenfalls kaum auf die Speisen durch.

Do-X Restaurant Claude-Dornier-Platz 1 88046 Friedrichs­hafen Telefon 07541-4873600, www.dorniermus­eum.de. Geöffnet täglich von 11 bis 17 Uhr, von November bis April montags Ruhetag. Hauptgeric­hte 7,9015,80 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYFFENEGGE­R Würzig und mit üppiger Fleischfül­lung: So werden die Maultasche­n mit grünem Salat im Do-X Restaurant serviert.
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Von Erich Nyffenegge­r

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