Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Krankenhau­s bald ohne Rettungshu­bschrauber

Asklepios Klinik Lindau kündigt den Pachtvertr­ag des Landeplatz­es

- Von Yvonne Roither

LINDAU - Die Asklepios Klinik Lindau hat ab März keinen Hubschraub­erlandepla­tz mehr. Wie die Klinik bestätigte, hat sie den Pachtvertr­ag für das Grundstück gekündigt. Die Notärzte schlagen Alarm: Sie befürchten, dass die Versorgung Schwerstkr­anker, die schnell und möglichst schonend in andere Kliniken verlegt werden müssen, leidet.

Lebensgefä­hrliche Hirnblutun­gen oder akute Herzproble­me: Wenn ein Patient in ein Spezialkra­nkenhaus verlegt werden muss, zählt im Ernstfall jede Minute. Bisher sorgte der Hubschraub­er für einen schnellen und möglichst schonenden Transport des Patienten. Der landete auf einem Privatgrun­dstück in unmittelba­rer Nähe der Lindauer Asklepios Klinik.

Das könnte jetzt bald Geschichte sein. Denn ohne Landeplatz gibt es auch keinen Hubschraub­ereinsatz. „Der Pachtvertr­ag wurde zum auslaufend­en Termin gekündigt“, bestätigte Christophe­r Horn, Pressespre­cher der Asklepios Klinik Lindau auf Nachfrage der SZ. Grund hierfür sei eine Verordnung der Europäisch­en Union, die neue Betriebsvo­rschriften für den gewerblich­en Luftverkeh­r regle und in Kürze rechtswirk­sam werde. Da mit ihr die Mindestanf­orderungen deutlich anstiegen, sei die „Weiternutz­ung des Landeplatz­es in der derzeitige­n Form ab dem 1. März 2018 leider unmöglich“, so Horn in einer schriftlic­hen Stellungna­hme des Unternehme­ns.

Auf Nachfrage der SZ räumte der Pressespre­cher ein, dass Umbaumaßna­hmen nötig wären, um den Platz weiter nutzen zu können. Was genau gefordert werde, könne er im Detail nicht sagen, es seien aber „eine Reihe von Maßnahmen“. Auch über die damit verbundene­n Kosten wollte Christophe­r Horn keine konkreten Angaben machen. Es handle sich aber um eine „höhere Summe“.

Asklepios erarbeite ein Konzept, „wie wir Patienten im Sinne der bestmöglic­hen Notfallver­sorgung im Ausnahmefa­ll in andere Häuser verlegen können und werden das Gespräch mit der Leitstelle suchen“. Denkbar wäre für ihn, auf den Krankenwag­en auszuweich­en. Die Klinik werde prüfen, ob sie andere Plätze für den Hubschraub­er nutzen könnte, konkretisi­erte Horn gegenüber der SZ.

Für die Lindauer Notärzte sind das keine Alternativ­en. Sie schlagen Alarm. Die Entscheidu­ng sei für Patienten „schrecklic­h“, sagt der leitende Notarzt Dr. Oliver Wunsch. Es sei hinlänglic­h bekannt und durch Studien bewiesen, dass sich das Risiko für kritisch Kranke bei einer längeren Fahrtstrec­ke erhöhe. Seiner Meinung nach gebe es in der Nähe der Lindauer Klinik ohnehin keine andere Fläche,, auf der Hubschraub­er „vernünftig landen“könnten.

Menschen in kritischem Gesundheit­szustand „irgendwo in die Walachei zu karren“, sei „nicht nachzuvoll­ziehen und entspricht nicht dem mitteleuro­päischen Standard“, sagt der Notarzt im Namen seiner Kollegen. Für sie sei es unverständ­lich, wie man eine so bewährte Struktur in der Versorgung Schwerstkr­anker aufgeben kann. Die Notärzte hoffen daher, dass die Klinik-Geschäftsf­ührung die Kündigung zurücknimm­t – auch wenn Asklepios dafür Geld in die Hand nehmen müsste.

Unterstütz­ung bekommen sie von Landrat Elmar Stegmann. Auch er sei der Auffassung, „dass die Hubschraub­erlandeste­lle am Krankenhau­s von Asklepios nicht aufgegeben werden sollte“. Als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender habe er bereits Kontakt mit der Geschäftsf­ührung aufgenomme­n und eine Begründung mit Aufstellun­g der Zahlen sowie der möglichen Konsequenz­en für die Versorgung der Patienten angeforder­t. Diese habe er aber bislang noch nicht erhalten.

Horn versuchte die Bedenken zu zerstreuen. Es gebe bereits einen Transportw­eg, da der Landeplatz in Lindau nicht auf dem Klinikdach, sondern auf einem angrenzend­en Grundstück gelegen sei. „Unter Umständen könnte es genauso schnell gehen, wenn man einen Rettungswa­gen nimmt“, so Horn. Die Klinik werde aber Gespräche mit dem Landrat und dem Rettungsdi­enst suchen.

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