Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Nachmittag für Weltmusikfreunde
Benefizkonzert für das Netzwerk Asyl in der Mensa des Schulzentrums ein Erfolg
ISNY - Es war ein Kommen und Gehen am Faschingssonntag in der Mensa des Realschulzentrums – mit konstant rund 100 Musikliebhabern, die ihr Herz aufgeschlossen haben für die Begegnung mit Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Die orientalischen, süßen und gesalzenen Leckereien an den Tischen von Chaida Hassan und Lina Khaled aus Syrien sowie Bahare Yaqubi und Mahuous Rastakhiz aus Afganistan genießt gerade – um nur einen herauszugreifen – Peter Clement. Der SPD-Stadtrat freut sich am „vergnüglichen Nachmittag bei schöner Musik im Warmen.“
Dafür sorgt auch die heiße Tasse Kaffee bei Nadia Rummel. Die für die Flüchtlingsarbeit in Isny unverzichtbare Dolmetscherin mit marokkanischen Wurzeln spricht Arabisch, lebt aber seit Jahren mit ihrer Familie „am Ende der Welt“, wie sie sagt, in Bolsternang: „Hinter mir nur Wald und Schnee und der Schwarze Grat.“Je mehr sie sich im Netzwerk Asyl für die Asylbewerber einsetze, „desto weniger hab’ ich Heimweh nach Marokko – nur noch einmal im Jahr“, behauptet sie jedenfalls.
Für Musikerziehung der Kinder Was der Nachmittag weiter zeigt: Im Allgäu lebt nicht nur anspruchsvolle Blasmusik, sondern im kleinen Rahmen – und oft versteckt – auch Musik aus aller Welt. Deshalb der Titel dieses Benefizkonzerts zugunsten der musikalischen Erziehung einiger Flüchtlingskinder: der WeltmusikMarktplatz. „Die Welt der Musik ist bunt, sehr bunt – und das ist gut so“, meint Martin Dörflinger, der in verschiedenen Formationen mit seinem Saxofon auch selbst dabei ist.
„Musik setzt in Bewegung, Musik schafft Kommunikation, auch wenn uns die gemeinsame Sprache und kulturbedingte Gewohnheiten noch trennen“, sagt Gabi Kimmerle eingangs in ihrer Begrüßung. Und so ist es auch: Zwischendurch gibt es immer wieder frenetischen Applaus, tanzendes „Gewirbel“auf einer freien Fläche im Saal und auch herzliche Umarmungen aus lauter Freude am glücklichen Augenblick.
Netzwerk-Asyl-Mitarbeiter Dieter Müller, Arzt und Musiker, hat die ganz verschiedenen Ensembles und Formationen organisiert und ist selbst mit von der Partie, mit Saxofon und am Piano: Bossa Nova mit Drums, Gitarren, Bass und Saxofon. Tangos, Rumba, Klezmer, Irish Folk uns Swing, Titel von Abdullah Ibrahim. Ein kleiner Jazz-Chor aus Kempten steuert gekonnt muntere Kompositionen bei.
Syrer trauern und bleiben fern
Auch Syrer aus kurdischen Regionen seien ursprünglich mit ihrer musikalischen Tradition eingeplant gewesen, informiert Dieter Müller das Publikum. Doch gerade jetzt zögen sie sich eher im Schockzustand und in Trauer in ihre Zimmer zurück – wegen der türkischen Invasion und der Zerstörung in ihrer Heimat.
Mit der Idee „Weltmusik“soll eine gemeinsame „Sprache“aktiviert werden, die Traditionen und Kulturen verbindet, die in der Lage ist, Gefühle auszudrücken und Begegnungen zu fördern. „Zuhörer die offen sind für die interkulturelle Begegnung und die auch mitschwingen mit der Musik, die fördern das Improvisationsvermögen der Musiker ungemein – ein wunderbares Wechselspiel“, ist die Erfahrung einiger Musiker zusammenzufassen.
Als dann gegen 18 Uhr die Isnyer Trommelgruppe „Iftin“auftritt, junge Afrikaner und Syrer unter der Leitung von Regin Gouffon, gibt es kein Halten mehr – eine Mischung aus Applaus und Tanz. „Jeden Tag nur Fasnet – da kriegst du ja den Koller“, gesteht Marlise Ley, ehrenamtlich in der Kleiderkammer im Siloah engagiert, „aber so eine Weltmusik, die darf gerne öfter mal wiederholt werden.“