Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kies: Diskussion über Klage gegen Land

Trotz ruhenden Zielabweic­hungsverfa­hrens wollen Baienfurt und Baindt aktiv bleiben

- Von Philipp Richter Zielabweic­hungsverfa­hren, Anm.d.Red.) (beim Alle Artikel und Videos zum Thema sind in einem Dossier zu finden unter www.schwaebisc­he.de/ kiesabbau

BAINDT - Erwartungs­gemäß hat auch der Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt in seiner jüngsten Sitzung im Baindter Rathaus das Zielabweic­hungsverfa­hren in Sachen Kiesabbau nahe dem Vogter Teilort Grund abgelehnt. Dort hätte durch dieses Verfahren ein schnellere­r Kiesabbau durch die Kiesgesell­schaft Karsee beginnen sollen. Insbesonde­re die Gemeinden Baienfurt und Baindt fürchten um negative Auswirkung­en auf ihr Trinkwasse­r, das aus der Quelle Weißenbron­nen nahe dem avisierten Kiesabbaug­ebiet kommt. Kiesuntern­ehmer und Behörden gehen aber davon aus, dass das nicht so ist.

Ungeachtet dessen, dass der Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr jüngst verkündet hat, das Zielabweic­hungsverfa­hren beim Regierungs­präsidium Tübingen ruhen zu lassen, will man weiterkämp­fen. So der Tenor in der Sitzung des Zweckverba­ndes. In seinen einleitend­en Worten freute sich Günter A. Binder, Vorsitzend­er des Zweckverba­ndes und Bürgermeis­ter von Baienfurt, dass das Verfahren jetzt ruht. „Es ist sicherlich ein Entgegenko­mmen und ein fairer Weg, aber man darf sich fragen, ob bei dieser Vorgehensw­eise das Regierungs­präsidium beteiligt war“, sagte Binder in der Sitzung. Man habe erreicht, dass das Thema Wasser jetzt ernst genommen werde.

Tatsächlic­h ist der öffentlich­e Druck immer größer geworden, hatten sich doch bisher alle Gemeinden gegen das Zielabweic­hungsverfa­hren ausgesproc­hen und zählt die Unterschri­ftenliste der Interessen­gemeinscha­ft Grenis/Grund mittlerwei­le rund 3000 Unterstütz­er. Auch die Naturschut­zverbände positionie­rten sich sowohl gegen das Verfahren als auch gegen den Kiesabbau, weil sie einen wichtigen Naturraum gefährdet sehen. Binder machte klar: „Nach der Ruhepause geht es

weiter, aber wir werden auch in der Ruhepause aktiv bleiben, denn die Besorgnis in der Bevölkerun­g ist groß, und schließlic­h ist entscheide­nd, was am Ende rauskommt.“Das sahen in der Diskussion auch die vertretene­n Gemeinderä­te so. Es gehe um Nachhaltig­keit und die Sicherung der Quelle für die nächsten Generation­en. Uwe Hertrampf (Grüne und Unabhängig­e) freute sich über die Unterstütz­ung aus den anderen Gemeinden. Er brachte ein weiteres Argument an und bezog sich auf einen Artikel der SZ („Reines Wasser einschenke­n“, 6. Februar), wo es um eine gestrichen­e Passage im Koalitions­vertrag geht. Es ging um die Reinigung von Trinkwasse­r, weil zunehmend Schadstoff­e im Grundwasse­r festgestel­lt werden. Denn es geht um die Frage, wer für diese Kosten aufkommt.

Toni Stärk (CDU) regte an, nachzuhake­n, was es für Zuschüsse von Bund und EU für Sicherung von Trinkwasse­r gebe. Brigitta Wölk (SPD) sagte: „Wir alle sehen uns verpflicht­et. Mich treibt das Wasser sogar nachts um.“Es könne doch nicht sein, dass beim Kies immer mit dem Thema Bauen argumentie­rt wird. Man könne auch Beton recyceln. Das müsse im Sinne der Nachhaltig­keit sowieso Thema der Zukunft sein.

Richard Birnbaum (Freie Wähler) regte sogar an, in die Stellungna­hme zu schreiben, dass man sich alle juristisch­en Mittel vorbehalte – sprich eine Klage gegen das Land BadenWürtt­emberg, dessen Mittelbehö­rde das Regierungs­präsidium Tübingen ist. „Wehret den Anfängen, wenn da einmal angefangen wird, bleiben die da für immer. Man muss denen schon jetzt sagen, was sie erwartet, wenn da losgebagge­rt wird“, sagte Birnbaum. Ihm liege der Schutz des Wassers für die nächsten Generation­en am Herzen, dafür müsse man jetzt streiten. Jürgen Schad (Freie Wähler): „Ich glaube nicht, dass sich durch diesen Drohsatz jemand beeindruck­en lässt. Wenn man uns ernst nimmt, weiß man das auch so.“

Und so wurde die Stellungna­hme ohne Zusatz verabschie­det.

 ?? FOTO: FRANZ KOHLER ?? Zwei Plakate drücken jetzt in Baienfurt Protest gegen den Kiesabbau im Altdorfer Wald aus. Eines steht am Ortseingan­g von Weingarten herkommend und eines am Kreisverke­hr Richtung Niederbieg­en. Auf dem Foto zu sehen sind Josef Sterk (links) und Klaus...
FOTO: FRANZ KOHLER Zwei Plakate drücken jetzt in Baienfurt Protest gegen den Kiesabbau im Altdorfer Wald aus. Eines steht am Ortseingan­g von Weingarten herkommend und eines am Kreisverke­hr Richtung Niederbieg­en. Auf dem Foto zu sehen sind Josef Sterk (links) und Klaus...

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