Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wer spielt mit im Füssener Festspielhaus?
Eigentümer Manfred Rietzler sucht Gesellschafter, der ihm auf dem Areal ein Hotel baut
FÜSSEN - Das Festspielhaus Füssen steht wieder einmal vor Veränderungen: Inhaber Manfred Rietzler spricht mit potenziellen Investoren. Er wolle „einen weiteren Gesellschafter über eine Kapitalerhöhung in die Gesellschaft bringen“, sagt er. Nach Informationen unserer Zeitung verhandelt Rietzler mit einem USamerikanischen und einem englischen Geschäftsmann – John Paul DeJoria und Jonathan Kendrick. DeJoria ist Hauptaktionär der Aktienbrauerei Kaufbeuren (ABK), Kendrick Teilhaber und Geschäftsführer von deren Betriebsgesellschaft. Rietzler sagt, er wolle „circa die Hälfte der Anteile“des Festspielhauses behalten. Wer künftig die Mehrheit halte, werde noch verhandelt.
Das Theaterhaus gab am Montag außerdem bekannt, dass der Betriebswirt Thomas Zellhuber (siehe Allgäu-Sport) kaufmännischer Geschäftsführer des Festspielhauses wird – der ehemalige Eishockeyprofi ist noch bis zum Saisonende Trainer des EV Füssen. Zuletzt hat er in der Immobilienbranche gearbeitet. Seine Aufgabe im Festspielhaus liege „in der Strukturierung des Finanzwesens und der Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse“.
Die bisherige alleinige Geschäftsführerin Birgit Karle, eine Schwägerin Rietzlers, soll den Vertrieb verantworten. Die künstlerische Leitung hat Theaterdirektor Benjamin Sahler, mit Intendant Florian ZwipfZaharia laufen „Gespräche über die Neugestaltung der Position“.
Der Einstieg neuer Gesellschafter ist bisher noch nicht in trockenen Tüchern. Dem Vernehmen nach möchten Kendrick und DeJoria die Mehrheit am Festspielhaus übernehmen, im Gegenzug wollen sie auf dem Gelände ein Hotel im Bereich von vier oder fünf Sternen bauen. Die beiden potenziellen Investoren bestätigen lediglich, dass sie Gespräche mit Rietzler führen. Nach Informationen unserer Zeitung ist es aber ihr Ziel, das Geschäft bereits bis Monatsende abzuschließen und den Bauantrag für das Hotel noch in diesem Jahr zu stellen. Vonseiten der Stadt Füssen und des Landkreises Ostallgäu wurden frühere Ideen, auf der Halbinsel am Forggensee ein Hotel zu errichten, grundsätzlich positiv bewertet. Der „potenzielle Deal“habe „nichts mit der Aktienbrauerei zu tun“, sagt Manfred Rietzler. Unter der Geschäftsadresse der Brauerei firmiert aber seit Kurzem eine „Hotel und Festspielhaus Allgäu GmbH“, deren Zweck es laut Handelsregister unter anderem ist, ein Festspielhaus zu betreiben sowie Hotels zu bauen. Unklar ist, ob Werner Sill künftig am Festspielhaus eine Rolle spielen soll: Er war bis Ende vergangenen Jahres Chef der Brauerei und hat sich dann zurückgezogen, um „Aufgaben für JP’s Nevada Trust“zu übernehmen – ein Unternehmen von John Paul DeJoria. Dieser ist mit dem Verkauf von Haarpflegeprodukten (John Paul Mitchell Systems) reich geworden und hat außerdem die Getränkefirma „The Patron Spirits Company“aufgebaut, eine bekannte TequilaMarke. Medienberichten zufolge hat er seine Anteile an dem Unternehmen kürzlich für 5,1 Milliarden Dollar an Bacardi verkauft.
Rietzler sagt, er wolle sich auch nach dem Einstieg eines weiteren Gesellschafters „um den operativen Bereich des Festspielhauses kümmern“. Der neue Investor solle „schwerpunktmäßig“die Hotelentwicklung vorantreiben. Noch für diesen Monat sei eine weitere Gesprächsrunde angesetzt. Und: „Sollte es mit diesem Interessenten nicht zu einer positiven Entscheidung kommen, liegen mir zwei weitere Optionen vor.“