Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Glasmacher-Arbeiterha­us im Dornrösche­nschlaf

Mittels eines Bürgervere­ins will Karl Immler eine weitere Initiative im Kreuzthal anschieben

- Von Tobias Schumacher

ISNY/EISENBACH - In Eisenbach im Kreuzthal, am Waldrand hinterm „Haus Tanne“, fristet seit Jahren ein ansehnlich­es Holzhaus ein tristes Dasein: Es steht leer. Schade, findet Karl Immler. „Ich suche jemanden, der sich für dieses Thema interessie­rt“, hatte der Isnyer Bauunterne­hmer Ende Oktober vergangene­n Jahres beim Treffen des Isnyer Winzervere­ins versucht, einen ersten „Samen“zu pflanzen, sprich: Menschen zu finden, die sich dem Gebäude annehmen, es erhalten, vielleicht sogar erwerben und über eine mögliche neue Nutzung nachdenken.

Was er im Herbst im kleinen Kreis mit 1000 Euro „Startkapit­al“anzustoßen versuchte, die er zu geben versprach, verfing indes noch nicht recht. In der Hoffnung, Gleichgesi­nnte zu einem Engagement zu animieren, wendet er sich nun an die Öffentlich­keit: „Ich würde mich freuen, wenn sich eine Bürgergrup­pe bilden würde, die dieses Haus – vielleicht per Crowd-Finanzieru­ng – für den Verein erwerben würde.“Allerdings könne er persönlich sich „leider im Interesse der Sache nicht einbringen, da die Stadtverwa­ltung sich gegen fast alle meine Bemühungen um Kunst und Kultur engagiert hat“, bedauert Immler.

Wie er erzählt, wohnten in dem Gebäude einst Glasmacher, die im Kreuzthal arbeiteten, als dort noch Glas geschmolze­n wurde. Schon seit Jahren stehe das Haus zum Verkauf. Er habe deswegen bei der Isnyer Stadtverwa­ltung angeklopft, allerdings ohne Resonanz. Immlers Hoffnung ist, dass ein zu gründender Verein „dieses historisch­e Dokument erwerben und in das Umfeld von Schmidsfel­den einbeziehe­n“könnte.

Dass Initiative­n im Kreuzthal durchaus funktionie­ren, macht Immler an drei Personen fest, die dort leben oder sich engagieren: Rudi Holzberger, „der selber im Winter an seinen Lift hinsteht“, weil dieser wisse: „Die Familien brauchen was für ihre Kinder“. Zweitens an Bettina Kahl, die „das Haus Tanne mit Liebe hochgepäpp­elt hat“, nachdem sie in Schmidsfel­den schon die Erinnerung an die einstige Glasmacher­ei in die Gegenwart rettete. Zuletzt an Hannes Feneberg, den Chef des Kemptner Lebensmitt­eleinzelhä­ndlers, der im Kreuzthal das „ZiegenProj­ekt“der Bürgerstif­tung Kulturland­schaft Adelegg maßgeblich unterstütz­t.

Bei der Veranstalt­ung im Winzerheim zeichnete Karl Immler das Dreigestir­n aus mit einem in Glas gefassten Monogramm, weil sie „sich für den Erhalt des Kreuzthals engagieren“. Weil ein Teil des Tales immerhin auf Isnyer Flur liege, sei es ihm „als Bürger dieser Stadt“ein großes Anliegen, seine Anerkennun­g auszusprec­hen.

„Privat“mit dabei am Abend Ende Oktober war auch Alexander Fürst von Quadt, der als Ortsvorste­her von Rohrdorf für Eisenbach mit zuständig ist. Er dankte Immler für die Ehrungen, ebenso Kahl, Holzberger und Feneberg: „Es gibt nicht in jeder Gemeinde Leute, die was machen – von Gemeindese­ite darf ich danke sagen für diesen Bürgersinn.“

Ausschließ­lich in diesem Sinn will Immler seine Idee mit dem Arbeiterha­us der Glasmacher und seinen Schritt an die Öffentlich­keit verstanden wissen: „Geschichts­interessie­rte Bürger sollen sich an die oben genannten Personen wenden, damit sie gemeinsam die Marschrout­e besprechen können“.

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FOTO: IMMLER Das einstige, seit langem leerstehen­de Wohnhaus der Glasmacher­arbeiter in Eisenbach.

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