Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwischen Beruf und Familie
Vertragsverhandlungen zwischen Vital Heynen und VfB Friedrichshafen sollen demnächst abgeschlossen sein
FRIEDRICHSHAFEN - Während die Mannschaft von Sieg zu Sieg eilt, sind die Verantwortlichen des VfB Friedrichshafen vor allem damit beschäftigt, Trainer Vital Heynen weiter am Bodensee zu halten. Wie berichtet, hat der Erfolgscoach vergangene Woche einen bis nach Olympia 2020 in Tokio laufenden Vertrag als Nationaltrainer Polens unterschrieben. Heynens Arbeit mit einer der besten Nationalmannschaften der Welt beginnt offiziell erst nach der aktuellen Vereinssaison – dann, wenn sein aktueller Vertrag beim VfB ausläuft. Nun ist es im Volleyball üblich, dass Trainer im Sommer Nationalmannschaften und das restliche Jahr Vereinsmannschaften betreuen. Doch die Polen möchten auch während der Saison hin und wieder Zugriff haben auf ihren Nationalcoach.
Wie oft dürfte Heynen fehlen?
Die Frage, wie oft Heynen dem VfB Friedrichshafen in der kommenden Vereinsspielzeit fehlen darf, beschäftigt Trainer und Clubverantwortliche derzeit bei den Gesprächen über einen neuen Vertrag, der über zwei Jahre gehen soll. Laut VfB-Präsident Wunibald Wösle, gleichzeitig Beiratsvorsitzender der ausgegliederten Profivolleyballabteilung, seien die Gespräche schon weit fortgediehen. Bei der Frage der Abstellungen müsse noch ausführlich diskutiert werden. Der polnische Verband hält sich bei den Verhandlungen heraus.
Der VfB muss nun abwägen, wie oft die Mannschaft ohne ihren Cheftrainer klarkommen kann – sollte Vital Heynen erneut bei den Häflern unterschreiben. „Wir wollen in den kommenden Wochen den Deckel draufmachen“, sagt Wunibald Wösle.
Die Mannschaft hätte wohl keine Probleme, wenn ihr Cheftrainer sie nicht bei jedem Spiel betreuen könnte. Zuspieler Tomas Kocian etwa betont, dass die beiden Co-Trainer Adam Swaczyna und Radomir Vemic sehr gute Arbeit leisten würden. In Absprache mit ihrem Chef würden sie die Mannschaft optimal auf jedes Spiel vorbereiten. „Auch wenn Vital im Training nicht da ist, kontrolliert sich die Mannschaft selbst. Es gibt keinen Spieler, der dann in den Einheiten nur 50 Prozent gibt. Das lässt der Rest des Teams nicht zu“, so Kocian.
Einige Spieler dürften ihre Zukunft beim VfB Friedrichshafen auch vom Verbleib Heynens abhängig machen. Durch die Siegesserie und die auch in der Champions League überragenden Leistungen rücken vor allem die Schlüsselspieler in den Fokus anderer Vereine. „Trotzdem muss sich ein Profi die Frage stellen, ob er ein höheres Gehalt als einziges Argument sieht. Für jeden Volleyballer sollte es wichtig sein, sich weiterzuentwickeln“, so Kocian. Und weiter: „Unter Vital Heynen kann ich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten.“
Vital Heynen betont immer wieder, wie wohl er sich am Bodensee fühle und wie gut es beim VfB Friedrichshafen laufe. Er sieht aber auch einen weiteren Stolperstein auf dem Weg zu einem neuen Vertrag. Seine Familie, die in der belgischen Heimat lebt. „Bisher war ich Nationaltrainer Belgiens. Da waren die Wege kurz und ich hatte regelmäßigen Kontakt mit meiner Familie. Polen ist deutlich weiter weg als Belgien“, sagt er.