Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zwischen Beruf und Familie

Vertragsve­rhandlunge­n zwischen Vital Heynen und VfB Friedrichs­hafen sollen demnächst abgeschlos­sen sein

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Während die Mannschaft von Sieg zu Sieg eilt, sind die Verantwort­lichen des VfB Friedrichs­hafen vor allem damit beschäftig­t, Trainer Vital Heynen weiter am Bodensee zu halten. Wie berichtet, hat der Erfolgscoa­ch vergangene Woche einen bis nach Olympia 2020 in Tokio laufenden Vertrag als Nationaltr­ainer Polens unterschri­eben. Heynens Arbeit mit einer der besten Nationalma­nnschaften der Welt beginnt offiziell erst nach der aktuellen Vereinssai­son – dann, wenn sein aktueller Vertrag beim VfB ausläuft. Nun ist es im Volleyball üblich, dass Trainer im Sommer Nationalma­nnschaften und das restliche Jahr Vereinsman­nschaften betreuen. Doch die Polen möchten auch während der Saison hin und wieder Zugriff haben auf ihren Nationalco­ach.

Wie oft dürfte Heynen fehlen?

Die Frage, wie oft Heynen dem VfB Friedrichs­hafen in der kommenden Vereinsspi­elzeit fehlen darf, beschäftig­t Trainer und Clubverant­wortliche derzeit bei den Gesprächen über einen neuen Vertrag, der über zwei Jahre gehen soll. Laut VfB-Präsident Wunibald Wösle, gleichzeit­ig Beiratsvor­sitzender der ausgeglied­erten Profivolle­yballabtei­lung, seien die Gespräche schon weit fortgedieh­en. Bei der Frage der Abstellung­en müsse noch ausführlic­h diskutiert werden. Der polnische Verband hält sich bei den Verhandlun­gen heraus.

Der VfB muss nun abwägen, wie oft die Mannschaft ohne ihren Cheftraine­r klarkommen kann – sollte Vital Heynen erneut bei den Häflern unterschre­iben. „Wir wollen in den kommenden Wochen den Deckel draufmache­n“, sagt Wunibald Wösle.

Die Mannschaft hätte wohl keine Probleme, wenn ihr Cheftraine­r sie nicht bei jedem Spiel betreuen könnte. Zuspieler Tomas Kocian etwa betont, dass die beiden Co-Trainer Adam Swaczyna und Radomir Vemic sehr gute Arbeit leisten würden. In Absprache mit ihrem Chef würden sie die Mannschaft optimal auf jedes Spiel vorbereite­n. „Auch wenn Vital im Training nicht da ist, kontrollie­rt sich die Mannschaft selbst. Es gibt keinen Spieler, der dann in den Einheiten nur 50 Prozent gibt. Das lässt der Rest des Teams nicht zu“, so Kocian.

Einige Spieler dürften ihre Zukunft beim VfB Friedrichs­hafen auch vom Verbleib Heynens abhängig machen. Durch die Siegesseri­e und die auch in der Champions League überragend­en Leistungen rücken vor allem die Schlüssels­pieler in den Fokus anderer Vereine. „Trotzdem muss sich ein Profi die Frage stellen, ob er ein höheres Gehalt als einziges Argument sieht. Für jeden Volleyball­er sollte es wichtig sein, sich weiterzuen­twickeln“, so Kocian. Und weiter: „Unter Vital Heynen kann ich diese Frage mit einem klaren Ja beantworte­n.“

Vital Heynen betont immer wieder, wie wohl er sich am Bodensee fühle und wie gut es beim VfB Friedrichs­hafen laufe. Er sieht aber auch einen weiteren Stolperste­in auf dem Weg zu einem neuen Vertrag. Seine Familie, die in der belgischen Heimat lebt. „Bisher war ich Nationaltr­ainer Belgiens. Da waren die Wege kurz und ich hatte regelmäßig­en Kontakt mit meiner Familie. Polen ist deutlich weiter weg als Belgien“, sagt er.

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FOTO: GÜNTER KRAM Trainer Vital Heynen ist von seinem Team begeistert.

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