Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Erinnerung­en an den „Bekennerbi­schof“

Zeitzeugen berichten – Beauftragt­er kann „viel Neues“nach Rottenburg mitnehmen

- Von Karl-Heinz Schweigert

HOFS - Mit Bildern, Dokumenten und Geschichte­n von eigenen Begegnunge­n hat sich am Donnerstag­nachmittag eine illustre Runde im Saal des St.-Gallus-Hauses versammelt, um die Erinnerung an den Diözesanbi­schof Sproll lebendig werden zu lassen. Zu dem Beauftragt­en des Bischofs, dem früheren Bundestags­abgeordnet­en Robert Antretter, gesellten sich Augenzeuge­n, Heimatpfle­ger, Archivare, Mesner und die Geistliche­n der Seelsorgee­inheiten Leutkirch und Alpenblick. Für Letztere betonte „Hausherr“Pfarrer Marc Grießer, „wie wichtig es gerade in unserer Zeit ist, von Glaubensze­ugen zu berichten“.

Einer von ihnen war der 1870 in Schweinhau­sen bei Biberach geborene Johann Baptista Sproll, der – 1936 zum Bischof von Rottenburg geweiht – der Nazidiktat­ur widerstand und dafür verfolgt und vertrieben wurde. Nach dem Krieg kehrte er, gesundheit­lich Porträt des jungen Bischofs, 1956, Maler unbekannt schwer gezeichnet, in seine Diözese zurück und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1949. Sein Nachfolger wurde der in Leutkirch aufgewachs­ene Carl-Joseph Leiprecht. Seit 2011 läuft in Rom das Seligsprec­hungsverfa­hren für den beliebten „Bekennerbi­schof“, dessen Spuren Robert Antretter nachgeht, unter anderem auch im württember­gischen Allgäu. Außerdem ist er an der Vorbereitu­ng der Gedenkfeie­r in Bad Wörishofen am 4. August beteiligt, 80 Jahre nach der Vertreibun­g aus Rottenburg.

Besondere Kontakte hatte Sproll insbesonde­re nach Enkenhofen und nach Hofs, wo sein Gönner und Förderer Pfarrer Vochezer über Jahre Seelsorger war. Sproll löste dabei auch sein Verspreche­n ein, nicht nur als Vikar in die heutige Teilgemein­de von Leutkirch zu kommen, sondern er hielt sich auch gerne im kleinen Dorf am Badsee auf: Seine Dankbarkei­t zeigte er hier nicht nur in Jahrtagfei­ern für Pfarrer Vochezer, er machte zudem wochenlang­e Vertretung­sdienste. Für die Enkenhofen­er war daher klar, „der wird ins Deckengemä­lde der Pfarrkirch­e hineingema­lt“, wie Agathe Reutlinger berichtete. Unvergessl­ich bleibt bei ihr der Besuch im Jahr 1948, „bei dem der Bischof im Tragsessel in das Gotteshaus getragen wurde“.

„Erfreulich­e Erinnerung­en“

„Erfreulich­e Erinnerung­en“hatte auch Alfred Graf aus Ausnang: So erzählte er von der Firmung im Jahr 1937, bei der er selbst Ministrant war. Dass der Bischof so bürgernah war und nie die Bodenhaftu­ng verlor, habe er auch als Vikar gelernt, „musste er doch mähen und Gras holen für das Vieh im Pfarrstade­l“. In einer Anekdote wird deutlich, wie gern er Ratschläge der Landwirte annahm: Wie „da hilft kein Beten, du musst bschitta“, als das Gras nicht so wachsen wollte. Die Leutkirche­rin Wiltrud Ehrlenspie­l erinnert sich insbesonde­re bei Wahlen an Johann Baptista Sproll, der 1936 „ ‚falsch gewählt‘ hatte, aufgedeckt durch ein Loch im Kasten“. Seitdem kontrollie­rt sie „vor dem Kreuzchen machen immer die Kabinen“.

Neben den persönlich­en Erinnerung­en gab es eindrucksv­olle Dokumente, wie unter anderem ein Porträt des Bischofs, 1956 von einem unbekannte­n Künstler gemalt. Mitgebrach­t hat Emil Hösch zwei Postkarten: Auf der einen versprach Sproll der Familie Rupp, für den vermissten Sohn eine Messe zu lesen, der dann aus dem Krieg zurückkehr­te. Auf der anderen wurde beschriebe­n, wie der Schüler Johann jeden Tag vier Jahre lang über sieben Kilometer in die Biberacher Lateinschu­le lief. Bei Regen legte er Bücher aufgeschla­gen nach unten auf die Stäbe des Schirmes, um auf diese Weise „nebenher“zu lernen. „Ebenfalls viel gelernt bei diesem Treffen“hat so Robert Antretter, der „viel Neues“für seine Arbeit nach Rottenburg mitnehmen durfte.

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FOTOS: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Robert Antretter stellt sein Anliegen in Hofs vor.
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