Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hotelzimmer, Stellplätze und Moderationsversuche
Seit über einem halbem Jahr gibt es Unstimmigkeiten zwischen Stadt, Isny Marketing und Hoteliers
ISNY - Zum Glück kann Bianca Keybach gut mit Hoteliers – davon ist sie selbst zumindest überzeugt: An ihrer letzten Wirkungsstätte Oberstaufen hatte sie mit 55 gewerblichen Gastgebern zu tun, in Isny sind es nur ein Dutzend. Diese hat die neue Geschäftsführerin der Isny Marketing GmbH (IMG) in den zurückliegenden Wochen allesamt persönlich aufgesucht, um Porzellan zu kitten, das im Sommer 2017 zu Bruch gegangen war. Knackpunkt: Wieder einmal die schon seit Jahren schwelende Diskussion, wie viele Hotelzimmer die Isnyer Kernstadt verträgt.
„Mehr“, weil Center Parcs kommt, hatte Ex-Geschäftsführer Thomas Fritz namens der IMG am 24. Juli 2017 im Gemeinderat betont. Er bezog sich in der Sitzung auf Zahlen von Isnys Tourismuschefin Margret Kaiser, die von einer „Bettenauslastung“von 71 Prozent sprach. Basierend auf dieser Zahl beauftragten die Stadträte damals Bürgermeister Rainer Magenreuter und die Verwaltung, mit den Investoren des geplanten „Barfüßer“-Hotels am Marktplatz über eine Aufstockung der Zimmerzahl „nachzuverhandeln“.
Die Gespräche verliefen erfolgreich, weshalb der Gemeinderat am 9. Oktober 2017 eine Erhöhung der Bettenzahl auf rund 120 genehmigte: Neben ursprünglich 20 Zimmern darf der Investor bislang in der Planung als Appartements deklarierte Räume ebenfalls in Hotelzimmer umwandeln.
Einzig Miriam Mayer (Freie Wähler) stimmte gegen den Beschluss, weil sie ihre Vermutung bestätigt sah, dass die Umwandlung von Anfang an so geplant war. Alexander Ort (CDU) enthielt sich.
Allerdings: Schon in der Juli-Sitzung hatten die Isnyer Gastgeber Margret Kaisers Auslastungszahlen als – Zitat – „falsch“bezeichnet, weil es „für die Auslastungsbeurteilung eines Hotels nur eine Zahl gibt – und zwar die Zimmerauslastung, die bei gerade mal 56 Prozent liegt“, heißt es in einem Brief, der der SZ vorliegt. Darin forderten die Hoteliers Tourismuschefin Kaiser auf, „den Fehler ihrer falschen Aussage bis zum 5. August zu korrigieren und die Öffentlichkeit entsprechend in Kenntnis zu setzen“.
Doch das Ultimatum verstrich. Zum einen, wie Bürgermeister Magenreuter auf SZ-Nachfrage erklärte, weil die Auslastungszahlen wegen Center Parcs ohnehin keine Aussagekraft mehr besäßen: Der Ferienpark strahle nach Isny aus und Erfahrungen in vergleichbaren Orten zeigten Begleit-Tourismus-Tendenzen. Außerdem sei von Center Parcs 2015 noch gar nicht die Rede gewesen, als der Beschluss gefasst worden war, für das „Barfüßer“-Hotel lediglich 20 Zimmer zu genehmigen.
Zum anderen sah sich die IMG nicht mehr veranlasst, ihre Zahlen zu korrigieren, weil zwei Hoteliers aus dem „Druck“ausscherten, den der „Verein der Isnyer Gastgeber“mit seinem Schreiben eigentlich aufbauen wollte. Nach SZ-Informationen waren dies das „Berghotel Jägerhof“und das „Allgäuer Terrassenhotel“, letzteres noch unter der Führung von Eberhard Garbs, der im November in den Ruhestand ging.
Die Zimmer in diesen beiden Hotels liegen in einem deutlich höheren Preisbereich als jene in der Isnyer Kernstadt. Dort befürchten die Hoteliers durch das „Barfüßer“-Hotel „eine weitere Aufteilung des Kuchens“, wie es im Brief an Kaiser und Magenreuter heißt. Er schließt mit den Worten: „Wir fordern eine bessere und konstruktive Zusammenarbeit mit den gewerblichen Vermietern der Stadt Isny.“
Darum bemüht sich aktuell Bianca Keybach. Wenn sie sich einen Überblick der Befindlichkeiten verschafft hat, will die IMG-Geschäftsführerin Perspektiven für den Hoteltourismus in Isny darstellen. Als Reaktion auf das verstrichene Ultimatum hatten mehrere Hotels jedenfalls ihre Rabatte für das Tourismusbüro bei Pauschalangeboten aufgekündigt.
Mehr öffentliche Stellplätze
Ein weiterer Effekt des „Aufstockungsbeschlusses“vom Oktober 2017 ist übrigens, dass die Stadt mehr als die schon 31 feststehenden öffentlichen Stellplätze in der neuen Tiefgarage der Südlichen Altstadt ausweisen kann. Laut Baugesetz wäre pro Appartement ein Stellplatz vorgeschrieben gewesen, bei Hotelzimmern reduziert sich die Anzahl jedoch auf einen Stellplatz pro vier Hotelzimmer. Außerdem kauft die Stadt nach SZ-Informationen die Tiefgaragen-Stellplätze nicht, sondern hat sich mit den Investoren der Südlichen Altstadt auf ein langfristiges Mietverhältnis verständigt.