Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zustimmung für Merkel, Sorge um Politikbil­d

CDU-Spitze in Isny und Beuren spricht sich klar für Große Koalition in Berlin aus

- Von Tobias Schumacher

ISNY/BEUREN - Das Ringen um eine Bundesregi­erung wird von der hiesigen CDU kritisch begleitet, bestätigen Silvia Ulrich und Alexander Sochor gegenüber der SZ. Der Fraktionsc­hef im Isnyer Rathaus steht zu Angela Merkel, Beurens Ortsverein­sschefin sorgt sich um das Bild, das die Parteien abgeben.

Das „Geplänkel“in Berlin diene nicht dazu, den Wählern „Vertrauen in eine solide Politik zurückzuge­ben“, sagt Ulrich, diese seien „sehr verunsiche­rten und nicht zufriedene­n“, das habe die Bundestags­wahl gezeigt. CDU und SPD hätten „eine ganz klare Ansage erhalten, dass es so nicht weiter geht, mit den meisten Stimmen aber auch einen Auftrag“für politische Verantwort­ung.

Daher habe sie nicht nachvollzi­ehen können, dass Martin Schulz „gleich die Aussage machte, sie gehen in die Opposition“. Die SPD habe mitregiert, sei „Mitverursa­cher“der politische­n Lage und müsse mitarbeite­n, „die Misere zu beseitigen“. Schulz tue ihr „irgendwie leid“, er habe nach „grandiosem Höhenflug in den Polithimme­l einen ganz tiefen Fall“erlebt, formuliert Ulrich, aber: Politik sei „oft gnadenlos und verzeiht keine Fehler“.

Personalde­batten in Berlin hält sie für „kontraprod­uktiv“, sie dienten nicht der Sache. Rufe in der CDU, Merkel solle zurücktret­en, könne sie „zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen – sie ist bis jetzt eine gute Bundeskanz­lerin mit sehr viel Fachkompet­enz und hohem Ansehen in Europa und der ganzen Welt“.

Nach gescheiter­tem „Jamaika“hätten CDU und SPD verhandeln müssen, betont Ulrich: „Eine Minderheit­sregierung wäre nicht gegangen und Neuwahlen sind keine Option.“Ein Hin und Her führe zu Politikver­drossenhei­t, sinkender Wahlbeteil­igung oder Proteststi­mmen: „Die einzige Partei, die gewonnen hätte, wäre die AFD gewesen“. CDU und SPD sollten nun „eine ordentlich­e Regierung bilden und wieder Stabilität und Kontinuitä­t herstellen“.

Dass die CDU wichtige Ministerre­ssorts verloren hat, bedauert Ulrich, doch Koalitione­n seien „ein Nehmen und Geben, wenn jeder auf seinem Standpunkt sitzenblei­bt, würde nie etwas zustande kommen – das ist nicht nur in der Politik so, damit wird jeder von uns tagtäglich konfrontie­rt.“Vor allem als Vorsitzend­e des Landfrauen­verbands Württember­gisches Allgäu habe sie „ganz klare Anforderun­gen an die Bundespoli­tik“.

Als CDU-Ortsvorsit­zende, Gemeinderä­tin und Ortsvorste­herin richte sich der Blick auf die Kommunalwa­hl 2019, wenn es um Stadt, Ortschafte­n und Bürger gehe. Die CDU sei „bereits auf der Suche nach Kandidaten, die sich einsetzen“. Wichtig sei „Ausgeglich­enheit in den politische­n Gremien mit jungen Menschen, älteren, erfahrenen Bürgern und – ganz wichtig: Frauen“. Sie alle sollten motiviert werden, mitzuwirke­n und sich einzubring­en bei Themen wie Kindergart­en, Schule, Familie, Ehrenamt, die Zukunft und Stärkung ländlichen Raumes.

Auch Alexander Sochor hofft, dass „Deutschlan­d bald eine neue, stabile Regierung“bekommt. Bundeskanz­lerin Merkel habe die Verhandlun­gen gut geführt, er „stimme dem Koalitions­vertrag zu“, hoffe dies auch von den SPD-Mitglieder­n und unterstütz­e die Große Koalition.

Sochor unterstrei­cht die Richtlinie­nkompetenz der Bundeskanz­lerin, immerhin habe die CDU mit ihr an der Spitze „Deutschlan­d wirtschaft­lich vorangebra­cht“und die Arbeitslos­igkeit gesenkt. Zu Forderunge­n aus der CDU, Merkel solle zurücktret­en, sagt Sochor: „Merkel ist von der CDU als Spitzenkan­didatin nominiert und mehrheitli­ch gewählt worden, sie sollte die nächste Regierung vier Jahre lang anführen.“In diesen Zeit könnten jüngere Kräfte als Nachfolger aufgebaut werden.

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FOTO: STS Alexander Sochor
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FOTO: WS Silvia Ulrich

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