Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eiszeit hat begonnen

„Aldo“hat Winterpaus­e beendet – Einblicke in die Familienge­schichte der Buccos

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - ●Seit 21 Jahren gibt es das Eiscafé Aldo in der Parkstraße. Nun hat es seine Winterpaus­e beendet und hat wieder geöffnet, sehnsüchti­g erwartet von vielen Bad Wurzachern.

Die Betreiberf­amilie Bucco stammt aus der Region Venezien, aus einem Weinanbaug­ebiet (Prosecco) zwischen Cortina und Caorle. 1971, als 18-Jähriger, kam Aldo Bucco nach Deutschlan­d. In einem Eiscafé in Pfullingen begann er seine Lehre zum Eisherstel­ler. „Es war nicht mein Traumberuf, aber ich habe mich gleich wohlgefühl­t“, erinnert sich der Venetianer.

Es folgten Stationen in Eiscafés und Restaurant­s in Marburg und Koblenz sowie der Militärdie­nst. 1981 wagte der mittlerwei­le 28-Jährige den Sprung in die Selbststän­digkeit. „Das war sein Erfolgsjah­r“, erzählt Tochter Monika und lacht. „In diesem Jahr hat er auch meine Mutter Kirsten geheiratet und ich wurde geboren.“

Sein erstes eigenes Eiscafé führte Aldo Bucco in Ebstorf, in der Lüneburger Heide. Schon dort nannte er es Aldo. „Venetia oder Dolomiti gab es schon so viele“, erzählt der 64-Jährige. Das Eiscafé dort wird übrigens heute noch unter diesem Namen geführt.

„Alle hier oder alle dort“

In der Ebstorfer Zeit vergrößert­e sich die Familie weiter. Marco wurde geboren. Der Kinder wegen gab Aldo Bucco schließlic­h das Eiscafé in Ebstorf auf. Das junge Bucco-Trio sollte nicht jedes Jahr wegen der mehrmonati­gen Winterpaus­e des Cafés zwischen Schulen in Deutschlan­d und Italien pendeln. Und sie alleine bei den Großeltern in Italien zu lassen, sei vor allem für Mama Kirsten nicht infrage gekommen, erinnert sich Aldo: „Sie hat gesagt: Entweder sind wir alle hier oder alle dort.“

1992 zog die Familie daher zurück nach Venezien, wo Aldo Bucco auf dem elterliche­n Landwirtsc­haftsbetri­eb, zu dem auch der Weinbau gehörte, arbeitete. Erst 1997, als die Kinder schulisch aus dem Gröbsten raus waren, ging es wieder nach Deutschlan­d, auf Vermittlun­g von Freunden nach Bad Wurzach. Auch hier übernahm er eine bereits bestehende Eisdiele: „Ich bin der Vierte hier.“

Schnell drückte er dem Eiscafé seinen ganz persönlich­en Stempel auf und erarbeitet­e sich mit viel Fleiß, seiner freundlich­en offenen Art sowie gutem Service und Angebot einen hervorrage­nden Ruf. Die Bad Wurzacher lieben mittlerwei­le „ihren“Aldo. Viele können es kaum erwarten, wenn er meist zur Hochfasnet seine Winterpaus­e beendet.

Und freuen sich auch deshalb, weil sie wissen, dass es jedes Jahr eine selbst kreierte neue Eissorte gibt „Vergangene­s Jahr war unser Joghurteis mit Birne und Ingwer der Renner“, sagt Monika Bucco und kündigt schon mal ohne Genaues zu verraten an: „Dieses Jahr gibt’s wieder was Besonderes.“

Um die neun Monate, bis Ende Oktober, hat das Café geöffnet. Neun Monate von morgens bis abends, ohne Ruhetag. Die drei Monate Winterpaus­e sind also wohlverdie­nt. „Faulenzen und auch mal Familie sein“, steht dann auch die ersten Tage ganz obenan. Auch das sechste Familienmi­tglied, Schäferhün­din Molly, freut sich, wenn für sie mal mehr Zeit bleibt.

Aber dann habe man schon wieder viel zu tun, erzählt Monika Bucco. „Wir gehen auf Fachmessen, suchen Personal, kaufen bei Lieferante­n ein und besuchen sie auch, denn wir wollen schon wissen, was wie gemacht wird.“

Und die Buccos bilden sich in diesen Monaten auch fort. Längst ist nicht nur Aldo, sondern sind auch alle zwei Kinder ausgebilde­te Eisherstel­ler (Gelatieri). Marco, der gemeinsam mit seiner Frau Erica (auch sie ist gelernte Eisherstel­lerin) seit 2014 die Osteria Veneta führt, auch Pizzabäcke­r. Zuletzt hat Monika in diesem Winter eine Ausbildere­ignungsprü­fung bestanden.

65. Geburtstag wird Aldo Bucco dieses Jahr feiern, 47 Arbeitsjah­re hat er auf dem Buckel. Zeit für den Ruhestand? Da schüttelt er den Kopf. „Etwas weniger arbeiten wäre schön, aber gar nicht arbeiten? Nein, das ist nichts für mich!“

Warum heißen Eiscafès auch Eisdielen? Die ersten deutschen wurden in den 1920er-Jahren eröffnet. Verkauft wurde oft aus eigenen Wohnungen im Erdgeschos­s heraus. Damit die Kundschaft an das Fenster kamen, wurden auf dem Gehweg Holzbrette­r – Dielen – befestigt. (Quelle: Wikipedia)

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FOTO: BUCCO Die Familie Bucco: Erica, Marco, Aldo, Kirsten und Monika (von links).

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