Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Eier mit Engeln und Feen
Michelle Hothum fühlt sich auf dem Wangener Ostereiermarkt sehr wohl
WANGEN (sz) - Die Eier, die Michelle Hothum malt, glänzen und erinnern an russische Ikonenmalerei. In der Tat ist es dieselbe Technik, mit der sie ihre Holzeier bearbeitet. Michelle Hothum gehört zu den neuen Ausstellern beim Wangener Ostereiermarkt. Ihre Visitenkarte hat sie vor dem Historischen Sitzungssaal bereits im vergangenen Jahr im Rathaus mit Erfolg abgeliefert.
Die spezielle Art des Umgangs mit Farben hat die polyglotte Künstlerin in St. Petersburg gelernt. Dorthin kam sie als junge Frau mit ihrem Freund zur Ausbildung und zur Arbeit. „Ich habe dort Kunstfilme produziert“, erzählt sie und nebenbei befasste sie sich mit der traditionellen russischen Maltechnik. Später zog sie nach Paris und London, lebte auch eine Zeit lang in den USA.
In all den Jahren und in all diesen Ländern hat sie eines erfahren: „Die Menschen haben überall dieselben Bedürfnisse. Sie brauchen Liebe und wollen einfach glücklich sein.“Und noch eine Erkenntnis wurde der Künstlerin mit russischen und spanischen Wurzeln zuteil: „Schönheit kennt keine Grenzen.“Diese Einsicht führt die 53-Jährige zu den Inhalten ihrer Malerei.
Auf den Eiern, die sie herstellt, sind Engel, aber auch Feen zusehen. Inspiriert wurde sie dazu zunächst in St. Petersburg, wo sie nicht nur über das Thema Engel gearbeitet hat. „Ich habe dort und auch später immer wieder erlebt, dass es Engel gibt. Engel sind Botschafter der Liebe“, sagt sie und erzählt eine Geschichte von einer älteren Dame.
„Sie kam gezielt zu mir, um einen Engel zu suchen, dessen Anwesenheit sie ständig an ihrer Seite verspürte. Sie schaute kurz auf meinen Tisch und sagte mit einmal: „Das ist er (der Engel)“. Sie hat dieses Ei sofort gekauft. Es war ein mystischer Engel unter zwei Olivenbäume mit einem Lamm in den Armen. Das vergesse ich nie.“
Illustriert auch Bücher
Inzwischen hat Michelle Hothum auch viele Naturmotive in ihr Repertoire aufgenommen. Verheiratet mit dem Künstler Norman Hothum lebt sie in Riegel am Kaiserstuhl und hat dadurch auch das Leben in der Natur sehr schätzen gelernt. „Bis dahin war ich ein Großstadtmensch, und habe die Natur meistens in schön gestalteten Stadtgärten und Parks genossen.“Dass sich das vollkommen geändert hat, zeigen beispielsweise ihre Illustrationen und Radierungen von großen, alten und knorrigen Bäumen. Mit ihrer Malerei hat sie in der Vergangenheit auch Bücher illustriert.
In der großen Ostereier-Familie in Wangen fühlt sich die Künstlerin gut aufgenommen. Alle seien sehr nett und freundlich und es sei eine Freude in Wangen auszustellen. „Ich war noch nie in Wangen. Es ist hier nicht nur ein wunderschöner Ostereiermarkt in einem liebevoll geschmückten Ambiente. Auch die ganze Stadt ist sehr schön“, sagt Michelle Hothum. Beim nächsten Besuch – beim Ostereiermarkt 2018 – möchte sie ihren Mann mitbringen, damit auch er Wangen und die Ostereier-Familie kennenlernen kann.
Der Wangener Ostereiermarkt ist am Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen einen Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche sind frei. An beiden Tagen wird ein Rahmenprogramm mit Stadtführungen sowie Kinderaktionen in der Stadtbücherei geboten.