Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bundeswehr strukturiert Berufsberatung neu
Bisheriges Büro in der Ravensburger Gartenstraße wird zur Außenstelle
RAVENSBURG - Die Bundeswehr macht ab Oktober drei ihrer Karriereberatungsbüros in Baden-Württemberg dicht. Neben Lörrach und Offenburg wird das auch die Stadt Ravensburg treffen. Hier soll es künftig statt eines Beratungsbüros lediglich eine Außenstelle geben.
Das Ravensburger Karriereberatungsbüro in der Gartenstraße 86 hat aktuell vier Mitarbeiter. Diese informieren über die verschiedenen Berufsmöglichkeiten bei der Bundeswehr, geben Bewerbungstipps und stellen ihren Arbeitgeber in Schulen und auf Messen vor. Insgesamt 613 Beratungen hat das Ravensburger Büro im vergangenen Jahr gezählt.
Hervorgegangen ist das Karriereberatungsbüro aus dem Kreiswehrersatzamt. Denn seit der Aussetzung der Wehrpflicht ist es für die Streitkräfte umso wichtiger geworden, freiwillige Wehrdienstleistende zu rekrutieren. Hinzu kommt, dass die Bundeswehr mit anderen Unternehmen um Nachwuchs und Fachkräfte konkurriert. Die Gewinnung von Personal steht folglich ganz oben auf der Agenda des Heeres.
Jedoch: In Ravensburg werden die Interessierten bald nur noch einen Abklatsch des bisherigen Beratungsbüros vorfinden. Denn die „Schwäbische Zeitung“hat erfahren, dass bei der Bundeswehr eine Neuordnung der Karriereberatung geplant ist. Das Verteidigungministerium in Berlin bestätigt dies und lässt verlauten, dass die Umstrukturierungsmaßnahmen im Oktober 2018 beginnen und bis Ende 2019 umgesetzt sein sollen.
Viele Messe- und Schultermine
Wie das Ministerium auf SZ-Anfrage mitteilt, bedeuten die Veränderungen für Süddeutschland: Die heutigen Aufgaben der Karriereberatung in Lörrach, Offenburg und Ravensburg werden in Zukunft durch die Büros in Freiburg, Donaueschingen, Karlsruhe und Ulm wahrgenommen. Die sechs von der Schließung betroffenen Anlaufstellen in Bayern – Ansbach, Donauwörth, Landshut, Kempten, Schweinfurt und Traunstein – verlagern ihre Tätigkeit nach Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt, Regensburg, Weilheim, Würzburg, Bamberg, Bad Reichenhall und München.
Die Frage, warum gerade das Beratungsbüro in Ravensburg geschlossen werden soll, beantwortet das Ministerium nicht. Gut unterrichtete Quellen sehen eine Erklärung darin, dass es in Ravensburg vergleichsweise wenige Beratungen gibt. Stattdessen ist hier die Präsenz bei Messen und in Schulen außerordentlich hoch. Doch das scheint bei der Standortbewertung nicht allzu sehr ins Gewicht zu fallen.
Wie eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums mitteilt, habe die Neuordnung der Karriereberatung Auswirkungen auf ganz Deutschland. So soll ein Geflecht aus mehreren Anlaufstellen entstehen. Geplant sind auf Dauer deutschlandweit 41 permanente Karriereberatungsbüros, davon werden sich fünf in Baden-Württemberg und drei in Bayern befinden. Im Raum Bodensee-Oberschwaben tue sich dann allerdings ein weißer Fleck auf, so die Befürchtung.
Mitarbeiter werden versetzt
Den Karriereberatungsbüros sollen mehrere permanente sowie temporäre Außenstellen untergeordnet werden, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Die SZ weiß: Eine solche Außenstelle ist in Ravensburg vorgesehen, die derzeitigen Mitarbeiter werden wohl nach Ulm versetzt beziehungsweise bleiben als Mitarbeiter in der Außenstelle und übernehmen die Beratungen vor Ort.
„Das in den Außenberatungsstellen eingesetzte Personal richtet sich nach dem jeweiligen örtlichen Bewerberaufkommen“, erklärt die Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Was die temporären Außenberatungsstellen anbelangt, sollen diese – je nach Bedarf und Nachfrage – nur an bestimmten Wochentagen oder nach Absprache durch die Karriereberatung besetzt werden.
Das Beratungsnetz ist dem Ministerium zufolge erforderlich, um Bewerber, Soldaten und Reservedienstleistende besser mit Informationen versorgen zu können – und um neue Soldaten und zivile Mitarbeiter anzuwerben. „Die Bundeswehr braucht zur Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben das geeignete Personal“, sagt die Sprecherin. Dafür wolle man sich besser aufstellen. Deshalb soll die Zahl der Karriereberater erhöht werden: Das Ministerium geht von zusätzlich 60 Mitarbeitern deutschlandweit aus.