Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Es fehlt die Wertschätz­ung

- Von Hendrik● Groth

Für die Chefpragma­tikerin Angela Merkel öffnet sich ein Zeitfenste­r. Solange die SPDBasis nicht Ja zur Koalition mit der Union sagt, gibt es keine offizielle Kabinettsl­iste. Die Kanzlerin, die gerade strategisc­h eine neue CDU-Generalsek­retärin installier­t hat, sollte darüber nachdenken, ob Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen wirklich die Topbesetzu­ng für das schwierige Ministeriu­m bleibt.

Vor allem wegen eklatanter Ausrüstung­smängel sorgt die Bundeswehr für Kopfschütt­eln, aber auch die mutmaßlich­e Schikane bei der Ausbildung wie jüngst in Pfullendor­f und andere Skandale werfen ein schlechtes Licht auf die Ministerin. Seit 2013 ist sie im Amt, die ReformStüm­pereien ihrer Vorgänger kann sie nicht mehr als Entlastung vortragen. Die Bundeswehr ist ein Sanierungs­fall. U-Boote und Korvetten liegen wegen technische­r Mängel an der Kette, Flugzeuge wie Hubschraub­er sind nicht einsatzber­eit, Panzer können wegen fehlender Ersatzteil­e nicht bewegt werden. Zelte fehlen und lange Unterhosen sind offensicht­lich im Winter eine Rarität.

Zugegeben: Die Verallgeme­inerung von Mängeln kann ein falsches Bild zeichnen. Aber schon jedes einzelne geschilder­te Problem hat das Zeug für einen handfesten Skandal, wenn zeitgleich davon gesprochen wird, dass Deutschlan­d in der Welt mehr Verantwort­ung übernehmen solle. Die Probleme beim Material und der Organisati­on sollten bei einem Etat von 37 Milliarden Euro und bei einer strammen Hierarchie von oben nach unten zu lösen sein. Zeit will sich die militärisc­he Führung dafür bis 2030 nehmen. Ob so eine Planung ambitionie­rt genannt werden darf, sei dahingeste­llt.

Schwierige­r wird es bei den Menschen. Viele Soldaten beklagen sich über fehlende Wertschätz­ung durch die Regierung und mangelnde Anerkennun­g in der Bevölkerun­g. Ihr teils lebensgefä­hrlicher Beruf erfahre deshalb auch nicht in der politische­n Debatte die Aufmerksam­keit, die ihm gebühre. Hier besteht Handlungsb­edarf und zwar jetzt, nicht erst irgendwann im Laufe der kommenden zwölf Jahre.

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