Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bewährungs­strafe wegen Missbrauch­s

Unfälle erreichen 2017 Rekordwert – Innenminis­ter kündigt mehr Kontrollen gegen Raser an

- Von Kara Ballarin

KONSTANZ (nyf) - Wegen des Missbrauch­s von Patientinn­en hat das Landgerich­t Konstanz einen Arzt zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Der frühere Oberarzt für Neurologie, der seine Zulassung im Dezember 2016 zurückgege­ben hat, habe Patientinn­en in mehreren Fällen mit sexuellen Handlungen belästigt. Der 39-Jährige habe das Beratungs- und Behandlung­sverhältni­s zu den Frauen ausgenutzt.

STUTTGART - Im vergangene­n Jahr ist es auf den Straßen Baden-Württember­gs zu rund 326 500 Verkehrsun­fällen gekommen – ein Rekordwert im negativen Sinne. „Wir haben leider eine besorgnise­rregende Entwicklun­g bei der Verkehrssi­cherheit im Land zu verzeichne­n“, sagte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) verwies bei der Vorstellun­g der Unfallbila­nz vor allem auf die gestiegene Zahl der Verkehrsto­ten. Und er kündigte eine Blitzer-Offensive an.

Biker und Lasterfahr­er im Blick

Zwei Details der Statistik von 2017 nahm Strobl genauer in den Blick: „An jedem vierten Tag kam in der Motorradsa­ison ein Motorradfa­hrer selbstvers­chuldet ums Leben“, sagte er. Gestorben sind insgesamt 104 Motorradfa­hrer – eine Zunahme um fast 40 Prozent im Vergleich zu 2016. Drastisch gestiegen, nämlich um mehr als 20 Prozent, ist zudem die Zahl der Getöteten bei einem Unfall, an dem ein Laster beteiligt war. 2017 starben 111 Menschen in solch einem Unfall.

Insgesamt sind 458 Menschen im Straßenver­kehr gestorben, im Jahr zuvor waren es noch knapp über 400. Als häufigste Ursachen nannte Strobl Ablenkung am Steuer – vor allem durch das Handy –, zu hohes Tempo und die Tatsache, dass noch immer viele Menschen nicht angeschnal­lt seien. Zu hohe Geschwindi­gkeit sei noch immer der Hauptgrund für tödliche Unfälle, sagte Strobl und kündigte an, den „Kontrolldr­uck hochzufahr­en“, wie er sagte. Für diesen Kurs bekommt Strobl auch Rückendeck­ung von der opposition­ellen SPD. „Wir müssen noch deutlicher auf die Gefahren von Handynutzu­ng am Steuer hinweisen und die Verkehrssi­cherheit durch verstärkte Kontrollen der Verkehrste­ilnehmer erhöhen“, erklärte der innenpolit­ische Sprecher der Landtagsfr­aktion, Sascha Binder.

Neue Blitzer-Technik auf Autobahn

„Wir machen das nicht um abzukassie­ren“, sagte Strobl über die verschärft­e Tempo-Überwachun­g. „Es dient der Vermeidung von Schwerverl­etzten, von Toten, von unermessli­chem Leid.“Neben den herkömmlic­hen Kontrollen mit mobilen Blitzern und Laser-Pistolen setzt Strobl dabei auf die neuen sogenannte­n Enforcemen­t-Trailer. Das sind mobile digitale Blitzer, verbaut in LKW-Anhängern, die über mehrere Tage den Verkehr an einer Stelle überwachen können – gerade auch auf Autobahnen.

Neben Kontrolle setzt Strobl auch verstärkt auf Aufklärung. Um etwa Motorradfa­hrer für Gefahren zu sensibilis­ieren, werde die Polizei gezielt Biker-Treffpunkt­e aufsuchen. Gegen die tödlichen Unfälle mit Lastern starte das Land eine Bundesrats­initiative, so Strobl. Das habe das Kabinett am Morgen beschlosse­n. Strobl verwies auf einen Unfall vergangene Woche auf der A 5 bei Walldorf, bei dem vier Menschen starben. Er kritisiert­e LKW-Fahrer dafür, die eingebaute­n Notbremsas­sistenten abzuschalt­en.

Die Bundesrats­initiative, die das Land im vergangene­n Jahr schon einmal gestartet hatte, richte sich an die EU mit dem Anliegen, dass solche Notbremssy­steme nicht mehr abgeschalt­et werden können. Die Assistente­n werden laut Strobl regelmäßig abgeschalt­et, weil die Lasterfahr­er aus zwei Gründen dicht auffahren: um im Windschatt­en des vorausfahr­enden LKW zu sein und um zu überholen. „Das ist bei einem eingeschal­teten Assistente­n nicht möglich“, sagte Strobl. Für den Unfall bei Walldorf spielt die Notbremse keine Rolle. Der Assistent ist erst seit Baujahr 2015 Pflicht, der Laster war älter.

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FOTO: DPA Ablenkung am Steuer und zu hohes Tempo sind häufige Ursachen für schwere Unfälle. Dagegen sollen Kontrollen und Aufklärung helfen.

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