Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Geld für Flüchtling­e kommt oft nicht an

Vor allem kleine Initiative­n erhalten keine Mittel – Özoguz will Bürokratie abbauen

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GÜTERSLOH (epd/AFP) - Trotz vorhandene­r Fördermitt­el gehen 37 Prozent der Flüchtling­sinitiativ­e in Deutschlan­d leer aus, wie aus einer am Dienstag vorgestell­ten Studie im Auftrag der Bertelsman­n Stiftung hervorgeht. Hindernis sei unter anderem der hohe Aufwand bei der Antragstel­lung. Bertelsman­n Stiftung, Flüchtling­sinitiativ­en und die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz (SPD), mahnten eine unbürokrat­ischere Praxis bei der Vergabe von Fördermitt­eln an. „Hier sind die staatliche­n Hürden bislang zu hoch“, sagte sie in Berlin.

Laut der Studie des Berliner Instituts für empirische Integratio­ns- und Migrations­forschung (BIM) sind fehlende Förderprog­ramme oder zu wenig Geld nicht die Ursache dafür, dass die Unterstütz­ung vor allem bei kleineren Flüchtling­sinitiativ­en nicht ankommt. Vielmehr geben 58 Prozent der Gruppen an, dass sie aus ihrer Sicht Bedingunge­n für die Antragstel­lung nicht erfüllen. 46 Prozent sehen folglich auch keine Aussicht auf einen Erfolg möglicher Anträge. Die Autoren der Studie verweisen in diesem Zusammenha­ng auf behördlich­e Vorgaben für die Projektför­derung. So dürften Projekte zum Förderzeit­punkt noch nicht begonnen haben, wiederkehr­ende Ausgaben würden nur selten gefördert, oder aber der Staat fordere von den Initiative­n eine Vereinsfor­m, die den Helfern oft nicht als sinnvoll erscheine.

So gaben knapp 38 Prozent der Initiative­n an, sie wollten unabhängig bleiben. Ein Motiv dafür ist vielfach die Furcht der Helfer, als Lückenfüll­er für eigentlich staatliche Aufgaben instrument­alisiert zu werden. Als weitere Herausford­erungen bei der Antragstel­lung nannten viele Befragte einen zu hohen zeitlichen Aufwand sowie fehlenden Zugang zu Informatio­nen.

Einer der Autoren der Studie, Serhat Karakayali vom BIM, nannte es bemerkensw­ert, dass die öffentlich­en Mittel vor allem bei den schon etablierte­n Trägern ankämen – also bestehende­n Vereinen und Verbänden. „Diese oft größeren Organisati­onen haben Erfahrung im Beantragen und Einwerben von solchen Geldern – die vielen kleinen Willkommen­sinitiativ­en dagegen finanziere­n sich hauptsächl­ich durch private Spenden“, erläuterte Karakayali.

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FOTO: DPA „Die staatliche­n Hürden sind zu hoch“, sagt die Integratio­nsbeauftra­gte Aydan Özoguz.

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