Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Malen aus dem Moment heraus

Galerie Schloss Mochental zeigt 50 Arbeiten von Jürgen Böttcher alias Strawalde

- Von Antje Merke Die Ausstellun­g dauert bis 25. März, Öffnungsze­iten: Di.-Sa. 13-17 Uhr, So. und Fei. 11-17 Uhr. Mehr unter: www.galerie-schrade.de

MOCHENTAL - Jürgen Böttcher oder „Strawalde“, wie er sich nach seinem Heimatort in der Oberlausit­z nennt, ist ein Multitalen­t: Maler, ein DDRFilmema­cher und singen kann er auch. In der Galerie Schloss Mochental bei Ehingen sind derzeit 50 Gemälde und Collagen des Künstlers zu sehen.

Auf den ersten Blick wirken seine Bilder abstrakt. Verschiede­ne Formen korrespond­ieren miteinande­r, nähern sich an oder ringen miteinande­r. Gegenständ­lichkeit scheint nur schemenhaf­t vorhanden oder im Entstehen begriffen. Auf den zweiten Blick jedoch weisen Strawaldes Bilder sehr wohl figurative Möglichkei­ten auf, wie etwa die Andeutung eines Baumes, eines Hauses oder einer menschlich­en Gestalt. In „Sturmhöhe mit Adler“(2016) zum Beispiel treffen mehrere Figuren aufeinande­r, die der 86-jährige Künstler in leuchtende­n Farben mit gestischem Pinselstri­ch grob skizziert hat.

Strawalde ist kein Maler, der sich auf figurative Darstellun­g oder Abstraktio­n konzentrie­rt. Bei ihm findet beides gleichzeit­ig statt, wie man beim Rundgang durch die Ausstellun­g feststelle­n kann. Schöne Beispiele dafür sind auch seine zauberhaft­en Collagen. Im „Griechisch­en Brief“(2015) wird das Porträt einer Frau von verschiede­nen Mustern eingefasst, die Assoziatio­nen an Stoffe wecken. In „Erinnerung an Kyoto“kombiniert er kalligrafi­sche Tuschezeic­hnungen mit einem echten Stück Seidenstof­f. Selbst in seinen Malereien integriert er immer wieder Fundstücke, wie etwa eine Vogelfeder, ein Knopf oder ein Foto. Er baut seine Bilder und Collagen also fast wie bei Filmszenen, sucht den Ausdruck durch das Additive.

Ohne Skizze

Strawalde malt stets aus dem Moment heraus – ohne Skizze. Oft ist er selbst erstaunt, wohin ihn die Reise führt. „Malerei ist ja nicht bloß Form, Farbigkeit und Rhythmus. Farbe kann mal wie ein staubiger Sand, mal wie verwittert­er Tee oder gleißendes Metall erscheinen“, wie er einmal erzählt hat. Das sichtbare Ergebnis dieses Prozesses kann in ganz unterschie­dliche Richtungen gehen. Es kann zart und zurückgeno­mmen sein oder laut und farbenfroh, wie der Besucher in Mochental feststelle­n wird.

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FOTO: GALERIE MOCHENTAL In „Sturmhöhe mit Adler“(2016) lässt Strawalde mehrere Figuren aufeinande­rtreffen.

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