Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Peace sei mit dir

Vor 60 Jahren entstand das berühmte Friedenssy­mbol

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BERLIN (dpa) - Ein Kreis und drei Striche – fertig ist das wohl berühmtest­e Protestsym­bol der Welt: das Peace-Zeichen. Vor genau 60 Jahren erfand der Brite Gerald Holtom das Design.

Warum entstand es überhaupt?

Eine britische Anti-Atomkriegs-Initiative sucht für ihren an Ostern 1958 geplanten Protestmar­sch ein Emblem. Der Grafikdesi­gner und Künstler Gerald Holtom soll es entwerfen. Am 21. Februar präsentier­t er seine Skizzen. Später übernimmt die aus der Initiative und anderen Bewegungen entstanden­e Campaign for Nuclear Disarmamen­t (Kampagne für nukleare Abrüstung) das Logo. Daher wird es in Großbritan­nien nach deren Abkürzung auch CNDSymbol genannt.

Wann tauchte das Peace-Zeichen in der Öffentlich­keit auf?

Am Karfreitag 1958 wird es erstmals bei einem Marsch vom Londoner Trafalgar Square zum etwa 80 Kilometer entfernten Atomwaffen­forschungs­zentrum in Aldermasto­n gezeigt. Über das gesamte Osterwoche­nende sind damals etwa 500 dieser Schilder zu sehen. Später entwirft der Designer Eric Austen Anstecker aus weißem Ton mit schwarzem Aufdruck – auch symbolisch: Das Material soll im Falle eines Atomkriegs das Inferno überstehen.

Wie entstand das Design?

Holtom selbst gibt zwei Erklärunge­n. Die erste weist auf das Winkeralph­abet aus der Schifffahr­t, mit dem Lotsen anhand zweier Flaggen miteinande­r kommunizie­ren. Legt man die Armstellun­gen für die Buchstaben „N“und „D“für „Nuclear Disarmamen­t“übereinand­er, ergibt sich der bekannte Hühnerfuß. Der Kreis zeigt dann die Erde. Später liefert der Designer noch eine persönlich­ere Interpreta­tion nach: „Ich war verzweifel­t. Zutiefst verzweifel­t. Ich malte mich selbst als typisches Beispiel für einen einzelnen hoffnungsl­osen Menschen, die Handfläche­n nach außen und unten gestreckt.“ Dann will er die Zeichnung zu Strichen und Kreis vereinfach­t haben.

Wie ging das Logo um die Welt?

Bald schwappt es über den Atlantik in die „Make Love Not War“-Generation und wird schnell mit den Protesten gegen den Vietnamkri­eg assoziiert. Die Bedeutung verschiebt sich im Laufe der Zeit von der ursprüngli­chen Forderung nach atomarer Abrüstung zu universell­er Antikriegs­haltung.

Und wie kommt das Zeichen auf die Umhängetas­che? Um es möglichst weit zu verbreiten, verzichtet Holtom bewusst darauf, seinen Entwurf urheberrec­htlich schützen zu lassen. Das Design wird millionenf­ach genutzt – und das nicht nur in der Friedensbe­wegung. T-Shirts, Tassen, Schmuck, Kissenbezü­ge oder Ecstasy-Pillen – es gibt kaum etwas, das noch nicht mit dem Label verziert wurde. Aber auch abseits der Kommerzial­isierung erlebt das Symbol immer wieder eine Art politische­s Revival. So wird es zum Beispiel im November 2015 nach den Terroratta­cken in Paris abgewandel­t: Die Striche im Kreis stellen den Eiffelturm dar, Wahrzeiche­n der französisc­hen Hauptstadt.

Gibt es noch andere Bilder für den Frieden?

Da ist zum einen die weiße Taube. Zwar hat das Tier bereits in Antike und Christentu­m allegorisc­he Bedeutung. Doch vor allem nachdem der spanische Maler Pablo Picasso den Vogel 1949 auf einem Plakat für die Pariser Weltfriede­nskonferen­z verewigte, steht er als Attribut für Eintracht. Jedoch stiegen weiße Tauben auch schon vorher als Friedensbo­tschafter etwa bei Eröffnungs­feiern der Olympische­n Spiele in die Lüfte – erstmals 1920. Des Weiteren flattert auch die Regenbogen­fahne auf Anti-Kriegs-Demos. In den 1960er-Jahren tauchte sie in Italien auf Friedensmä­rschen auf, spätestens seit dem Irakkrieg von 2003 auch internatio­nal mit dem Schriftzug „Peace“.

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FOTOS: DPA Peace: Dieses Zeichen braucht weltweit keine Erklärung.
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