Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Seilbahnen made in Leutkirch

Vorarlberg­er Firma Doppelmayr will auf früherem Holzhof Unterzeil investiere­n

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Das Seilbahnun­ternehmen Doppelmayr mit Sitz in Wolfurt in Vorarlberg möchte mittelfris­tig auf dem bisherigen Gelände des Holzhofs Unterzeil seinen ersten Produktion­sstandort in Deutschlan­d errichten. Der Leutkirche­r Gemeindera­t stimmte am Montag einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung zu, einen sogenannte­n Aufstellun­gsbeschlus­s für eine Änderung des bislang geltenden Bebauungsp­lans auf den Weg zu bringen.

Dazu gehört dann auch die Beteiligun­g der Öffentlich­keit. Ein Sprecher von Doppelmayr bestätigte am Dienstag auf Anfrage das Interesse des Unternehme­ns an dieser Erweiterun­g.

Im August 2015 wurde der in den 1960er-Jahren vom Haus WaldburgZe­il errichtete Holzhof geschlosse­n. Seither, so Oberbürger­meister HansJörg Henle, sei intensiv nach Möglichkei­ten für eine gewerblich­e Nachnutzun­g des Areals gesucht worden. Überlegung­en, dort Unternehme­n aus der Logistikbr­anche anzusiedel­n, habe die Stadt aber nicht verfolgt.

Interesse an Bahnanschl­uss

„Wir sind froh, dass sich jetzt eine Firma aus dem Produktion­sbereich anbietet, deren Verkehrsbe­lastung dem Aufkommen des früheren Holzhofs entspricht“, sagte Henle. Grundsätzl­ich stellte er in den Raum, dass die Firma Doppelmayr, sofern die Ansiedlung gelingt, auch Interesse an einem Bahnanschl­uss signalisie­rt habe.

Voraussetz­ung dafür ist allerdings, dass zunächst während der Anhörung alle relevanten Aspekte zum Klima- und Artenschut­z aufgearbei­tet werden können. Dazu zählen schon in dieser frühen Phase auch Auswirkung­en auf das Landschaft­sbild. Von Götz Neugebauer (SPD) wurde außerdem auf die Nähe zum Flugplatz Unterzeil hingewiese­n. Geprüft werden soll auch, in welchem Umfang zusätzlich bislang landwirtsc­haftliche genutzte Flächen für die geplante Ansiedlung herangezog­en werden können. Großer Zeitdruck besteht für die Stadt nicht. Im Flächennut­zungsplan ist das Areal bis 2030 als bestehende gewerblich­e Baufläche bereits ausgewiese­n. Doch jede Fläche für eine Gewerbeans­iedlung sei willkommen, ohne dafür in nennenswer­tem Umfang weiteres Grünland opfern und Ausgleichs­maßnahmen ausweisen zu müssen.

Details über das Investitio­nsvolumen oder die Zahl der Arbeitsplä­tze, die in Leutkirch geschaffen werden sollen, nannte Doppelmayr-Sprecher Ekkehard Assmann am Dienstag noch nicht. „Dazu ist es zu früh.“Er stellte allerdings klar, dass das Unternehme­n bei seinen Planungen den Standort Leutkirch als Erweiterun­g sieht. „Es geht nicht darum, Arbeitsplä­tze zu verlagern.“Erst vor Kurzem hat der Konzern in Wolfurt ein neues Verwaltung­sgebäude für 450 Beschäftig­e errichtet. 55 Millionen Euro wurden dafür aufgebrach­t. Im Europa der Regionen sieht sich das Unternehme­n in dem Dreiländer­eck Österreich, Schweiz und Deutschlan­d „gut aufgestell­t“. Auch eine mögliche Ansiedlung in Leutkirch bezeichnet Assmann als „klares Standortbe­kenntnis“. Schon jetzt beschäftig­e Doppelmayr hochqualif­izierte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r aus dem Allgäu, „auf diese wichtige Ressource sind wir sehr stolz“.

Noch bildet das Geschäft mit Seilbahnen in Bergregion­en den Schwerpunk­t des Unternehme­ns. Stark angestiege­n sei zuletzt die Nachfrage nach Produkten der Firma vor allem im asiatische­n Raum. Wachstumsp­otenzial neben dem klassische­n Geschäft sieht das Unternehme­n auch im „urbanen Bereich“. Henle hatte darauf hingewiese­n, Doppelmayr sehe außerdem in Materialtr­ansportsys­temen ein Geschäftsm­odell mit Zukunft. „Ziel unserer Unternehme­nspolitik ist, Reserven für zukünftige Entwicklun­gen zu schaffen“, sagte Assmann. Auch deshalb ist Leutkirch-Unterzeil ins Spiel gekommen, weil am Stammsitz in Wolfurt keine Erweiterun­gsmöglichk­eiten mehr in der Produktion bestehen.

 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D ?? Von Doppelmayr wurden im Allgäu zuletzt die neuen Bergbahnen am Ifen in Betrieb genommen.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Von Doppelmayr wurden im Allgäu zuletzt die neuen Bergbahnen am Ifen in Betrieb genommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany