Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Absturz vor Mainau bleibt im Gedächtnis
Wasserschutzpolizei zieht Bilanz: 2017 doppelt so viele Unfälle im Vergleich zum Vorjahr
FRIEDRICHSHAFEN - Die Zahl der Unfälle auf dem Bodensee ist angestiegen. 2017 ereigneten sich 229 Unfälle auf dem internationalen Bodensee, 50 mehr als im Jahr zuvor. Das gab die Wasserschutzpolizei bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag bekannt, bei der sie Bilanz zog. Ein Unfall ist den Einsatzkräften 2017 besonders im Gedächtnis geblieben: der Flugzeugabsturz vor der Insel Mainau.
Im Vergleich zu der Statistik in den vergangenen zehn Jahren war 2017 das Jahr mit den meisten Unfällen. 155 Unglücke ereigneten sich von den insgesamt 229 auf baden-württembergischen Gebiet. Den Anstieg führt die Polizei auf einen starken Sturm im Juli 2017 zurück. Dabei sind im Hafen von Ludwigshafen 72 Motor- und Segelboote beschädigt worden. „Was das Wetter betrifft war 2017 ein Jahr der Extreme“, sagt Michael Behrendt, Polizei Hauptkommissar Friedrichshafen. Im März sei es schon früh recht warm gewesen, sodass dann bereits viele Wassersportler auf dem See unterwegs waren, der Sommer war besonders warm, und auch der Herbst war ungewöhnlich mild. Außerdem war das Jahr 2017 windstark, besonders im August gab es Unwetter. Diese Faktoren können Unfälle auf dem See begünstigen.
Für die Zukunft hat sich die Wasserschutzpolizei deshalb dazu entschieden, die Unfälle zu modifizieren. „Wir werten jetzt nur noch Unglücke als Unfälle in der Statistik, wenn ein Schiffsführer einen Fehler gemacht hat“, sagt Behrendt.
Pilot und seine Partnerin sterben
2017 haben zehn Menschen ihr Leben auf dem internationalen Bodensee verloren. Im Jahr davor waren es 14. Zwei der verstorbenen Personen sind der 74 Jahre alte Pilot und seine 75 Jahre alte Partnerin, die am 8. August 2017 mit ihrem Kleinflugzeug vor der Insel Mainau in den Bodensee stürzten. Die Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei haben in Zusammenarbeit mit der Schweizer Seepolizei, der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk Teile des Flugzeugs sowie die beiden Insassen geborgen. „Das sind Dinge, die bleiben haften“, sagt Behrendt. Bis heute ist nicht geklärt, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Viele der anderen Fälle hätten aber vermieden werden können, wenn die Schiffsführer aufmerksamer gewesen wären. „Die Unfallursache Nummer eins ist die Unachtsamkeit der Schiffsführer“, sagt Behrendt. So ist unter anderem ein Motorbootfahrer in Friedrichshafen aus dem Hafen gefahren und ist, weil er nicht richtig aufgepasst hat, mit zwei Segelbooten kollidiert. Dabei ist ein Schaden von 6000 Euro entstanden. Auch auf dem Untersee kollidierten ein Motorboot mit einem Segelboot. Dabei verletzten sich mehrere Personen schwer. Auf dem vorderen Teil des Motorboots saßen ein Junge und ein Mädchen, die durch den Aufprall vom Deck des Boots geschleudert worden sind. Auch weitere Insassen gingen von Bord. Der Junge verfing sich in den Wanten und verletzte sich schwer am Bein. Die Wasserschutzpolizei warnt davor, dass sich auf Booten Personen an den Bug setzen. „Das ist sehr gefährlich“, sagt Behrendt. „Wir werden das in diesem Jahr genau im Auge behalten.“Auch bei anderen Vergehen betreiben die Polizisten Prävention. „Wir führen belehrende Gespräche und verteilen auch Knöllchen“, sagt Behrendt.
Im Jahr 2017 kümmerte sich die Wasserschutzpolizei um vier Tauchunfälle auf dem Bodensee. Alle Unfälle ereigneten sich auf dem Überlinger See. Einer der Taucher verlor dabei sein Leben. Im Dezember wurde ein Taucher bewusstlos als er aus dem Wasser steigen wollte, weil er bemerkte, dass es ihm körperlich nicht gut geht. Wenig später brach er zusammen. Eine Reanimation vor Ort durch die DLRG war nicht erfolgreich. „Das ist natürlich kein klassischer Tauchunfall“, sagt Behrend. „Aber diese Fälle zählen auch zu unserer Statistik.“Die Wasserschutzpolizei rät den Schiffsführern darauf zu achten, dass die Elektro- und Gasanlagen auf den Booten funktionieren. Außerdem sollten Rettungsmittel bereitgelegt und Stolperfallen vermieden werden. Außerdem sei auch das Wetter ein wichtiger Faktor, um Unfälle zu vermeiden.
Ein Video zur Arbeit der Wasserschutzpolizei sowie umfangreiche Grafiken gibt es im Internet unter