Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Öffnung des Klosters wird wahrschein­licher

Leiter des Amts für Bau und Vermögen will für Weingarten­er Konzept Antrag stellen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Diözese Rottenburg-Stuttgart will den Weingarten­er Martinsber­g mit einem ganzheitli­chen Konzept für Besucher und Gläubige weiter öffnen und zu einem spirituell­en Zentrum Oberschwab­ens machen. Doch letztlich wird die Umsetzung an der Frage der Finanzieru­ng entschiede­n. Nachdem die Diözese als Mieter der Klosteranl­age bereits zwei Millionen Euro fest zugesagt hat, kommen nun auch vom Eigentümer, dem Land Baden-Württember­g, positive Signale. Denn die Überlegung­en haben Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Bau und Vermögen in Ravensburg, überzeugt. „Das ist ein sehr gutes Konzept. Es wird toll sein, den Konventbau und den Kreuzgang wieder zum Leben zu erwecken. Ein Leerstand tut den Gebäuden nicht gut“, sagt Zettler, der nach einer Kostenanal­yse den Bedarf in Stuttgart anmelden will.

Das dürfte wahrschein­lich noch im Laufe des Sommers der Fall sein. Da das Land erst im Dezember einen Doppelhaus­halt für 2018/19 verabschie­det hat, könnten die Kosten von wahrschein­lich sechs Millionen Euro, über den Haushalt 2020 finanziert werden. „Der Löwenantei­l wird beim Land liegen“, weiß auch Zettler, der aber auch kein Freund von halben Sachen ist. Wenn er das ehemalige Kloster als Projekt angeht, dann richtig. „Da müssen wir an das gesamte Haus denken“, sagt er. „Das was außen ist, würde ich gerne mitmachen, damit man dann Jahrzehnte Ruhe hat.“Konkret meint er neben den veralteten Rohren und Leitungen im Gebäude auch den Brandschut­z und die Barrierefr­eiheit. Auch müssten bei all den Maßnahmen immer die hohen Anforderun­gen des Denkmalsch­utzes berücksich­tigt werden.

Guter Draht zur Diözese

Doch sieht Zettler das Projekt auf einem guten Weg. Es habe bereits erste Vorüberleg­ungen und Planungssc­hritte zur Umsetzung gegeben. „Da gab es ein paar Weichenste­llungen“, sagt Zettler, der dabei die enge Abstimmung und sehr gute Zusammenar­beit mit der Diözese betont. Doch nicht nur nach Rottenburg hat Zettler einen guten Draht. Auch seine Beziehunge­n ins grüne Finanzmini­sterium nach Stuttgart funktionie­ren.

Dort werde seit Grün-Schwarz ohnehin verstärkt darauf geachtet, den Sanierungs­stau abzubauen und viel in landeseige­ne Gebäude zu investiere­n. „Es ist leichter als in den vergangene­n

„Es wird toll sein, den Konventbau und den Kreuzgang wieder zum Leben zu erwecken. Ein Leerstand tut den Gebäuden nicht gut.“Hermann Zettler

Jahren, an Gelder zu kommen“, sagt Zettler, der auch erzählt, dass die Anlage auf dem Martinsber­g in Stuttgart durchaus wahrgenomm­en und wertgeschä­tzt wird. Daher ist er auch „sehr optimistis­ch, dass wir das durchbekom­men“.

Inhaltlich schwebt den Beteiligte­n die Ausweitung des spirituell­en Angebots vor. So sollen einige Bereiche des ehemaligen Klosters wieder für die Öffentlich­keit zugänglich gemacht werden – allerdings ganz im benediktin­ischen Gedanken und nur zu bestimmten Zeiten. Dabei dürfte vor allem der eindrucksv­olle Kreuzgang eine wichtige Rolle spielen. Allerdings nicht für kommerziel­le Zwecke, wie beispielsw­eise Hochzeiten, sondern vielmehr als Möglichkei­t zur Besinnung oder der Trauerbegl­eitung sowie für kulturelle Veranstalt­ungen.

Priester-WG wäre vorstellba­r

Ein verlässlic­hes spirituell­es Angebot, wie Stundengeb­ete, würde in der Nikolauska­pelle angeboten werden. Derweil könnte der Kapitelsaa­l für kirchliche Beratungen oder Podiumsdis­kussionen genutzt werden. Das Reflektori­um würde wahrschein­lich unter dem Motto „Labung und Lesung“stehen. Geistliche Lesungen, kombiniert mit kleineren Mahlzeiten, sind in dem Konzept vorgesehen. Dabei könnten auch die beiden Ordensschw­estern aus Reute, die bereits im Konventbau leben, und ein weiteres, kleines Männerkonv­ent unterstütz­en. Daher sollen die ehemaligen Zellen im ersten, vielleicht auch im zweiten Obergescho­ss in kleine, moderne Wohneinhei­ten umgewandel­t werden. Auch eine Pensionärs-WG von Priestern wäre vorstellba­r.

Sollte es so weit kommen, werde in zwei verschiede­nen Bereichen an dem Projekt gearbeitet: eine Lenkungsgr­uppe und ein Umsetzungs­team. Allein im Amt für Bau und Vermögen werden zwischen sechs bis acht Leute, ob Planer, Architekt oder Ingenieur, daran arbeiten. „Das bindet alle Diszipline­n“, sagt Zettler, der den Baubeginn für Frühsommer 2020 als realistisc­h befindet. Als Bauzeit sind zweieinhal­b Jahre vorgesehen.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Der Denkmalsch­utz muss bei Bauarbeite­n berücksich­tigt werden.
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ARCHIVFOTO: STEHLE Hermann Zettler

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