Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Öffnung des Klosters wird wahrscheinlicher
Leiter des Amts für Bau und Vermögen will für Weingartener Konzept Antrag stellen
WEINGARTEN - Die Diözese Rottenburg-Stuttgart will den Weingartener Martinsberg mit einem ganzheitlichen Konzept für Besucher und Gläubige weiter öffnen und zu einem spirituellen Zentrum Oberschwabens machen. Doch letztlich wird die Umsetzung an der Frage der Finanzierung entschieden. Nachdem die Diözese als Mieter der Klosteranlage bereits zwei Millionen Euro fest zugesagt hat, kommen nun auch vom Eigentümer, dem Land Baden-Württemberg, positive Signale. Denn die Überlegungen haben Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Bau und Vermögen in Ravensburg, überzeugt. „Das ist ein sehr gutes Konzept. Es wird toll sein, den Konventbau und den Kreuzgang wieder zum Leben zu erwecken. Ein Leerstand tut den Gebäuden nicht gut“, sagt Zettler, der nach einer Kostenanalyse den Bedarf in Stuttgart anmelden will.
Das dürfte wahrscheinlich noch im Laufe des Sommers der Fall sein. Da das Land erst im Dezember einen Doppelhaushalt für 2018/19 verabschiedet hat, könnten die Kosten von wahrscheinlich sechs Millionen Euro, über den Haushalt 2020 finanziert werden. „Der Löwenanteil wird beim Land liegen“, weiß auch Zettler, der aber auch kein Freund von halben Sachen ist. Wenn er das ehemalige Kloster als Projekt angeht, dann richtig. „Da müssen wir an das gesamte Haus denken“, sagt er. „Das was außen ist, würde ich gerne mitmachen, damit man dann Jahrzehnte Ruhe hat.“Konkret meint er neben den veralteten Rohren und Leitungen im Gebäude auch den Brandschutz und die Barrierefreiheit. Auch müssten bei all den Maßnahmen immer die hohen Anforderungen des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Guter Draht zur Diözese
Doch sieht Zettler das Projekt auf einem guten Weg. Es habe bereits erste Vorüberlegungen und Planungsschritte zur Umsetzung gegeben. „Da gab es ein paar Weichenstellungen“, sagt Zettler, der dabei die enge Abstimmung und sehr gute Zusammenarbeit mit der Diözese betont. Doch nicht nur nach Rottenburg hat Zettler einen guten Draht. Auch seine Beziehungen ins grüne Finanzministerium nach Stuttgart funktionieren.
Dort werde seit Grün-Schwarz ohnehin verstärkt darauf geachtet, den Sanierungsstau abzubauen und viel in landeseigene Gebäude zu investieren. „Es ist leichter als in den vergangenen
„Es wird toll sein, den Konventbau und den Kreuzgang wieder zum Leben zu erwecken. Ein Leerstand tut den Gebäuden nicht gut.“Hermann Zettler
Jahren, an Gelder zu kommen“, sagt Zettler, der auch erzählt, dass die Anlage auf dem Martinsberg in Stuttgart durchaus wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Daher ist er auch „sehr optimistisch, dass wir das durchbekommen“.
Inhaltlich schwebt den Beteiligten die Ausweitung des spirituellen Angebots vor. So sollen einige Bereiche des ehemaligen Klosters wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – allerdings ganz im benediktinischen Gedanken und nur zu bestimmten Zeiten. Dabei dürfte vor allem der eindrucksvolle Kreuzgang eine wichtige Rolle spielen. Allerdings nicht für kommerzielle Zwecke, wie beispielsweise Hochzeiten, sondern vielmehr als Möglichkeit zur Besinnung oder der Trauerbegleitung sowie für kulturelle Veranstaltungen.
Priester-WG wäre vorstellbar
Ein verlässliches spirituelles Angebot, wie Stundengebete, würde in der Nikolauskapelle angeboten werden. Derweil könnte der Kapitelsaal für kirchliche Beratungen oder Podiumsdiskussionen genutzt werden. Das Reflektorium würde wahrscheinlich unter dem Motto „Labung und Lesung“stehen. Geistliche Lesungen, kombiniert mit kleineren Mahlzeiten, sind in dem Konzept vorgesehen. Dabei könnten auch die beiden Ordensschwestern aus Reute, die bereits im Konventbau leben, und ein weiteres, kleines Männerkonvent unterstützen. Daher sollen die ehemaligen Zellen im ersten, vielleicht auch im zweiten Obergeschoss in kleine, moderne Wohneinheiten umgewandelt werden. Auch eine Pensionärs-WG von Priestern wäre vorstellbar.
Sollte es so weit kommen, werde in zwei verschiedenen Bereichen an dem Projekt gearbeitet: eine Lenkungsgruppe und ein Umsetzungsteam. Allein im Amt für Bau und Vermögen werden zwischen sechs bis acht Leute, ob Planer, Architekt oder Ingenieur, daran arbeiten. „Das bindet alle Disziplinen“, sagt Zettler, der den Baubeginn für Frühsommer 2020 als realistisch befindet. Als Bauzeit sind zweieinhalb Jahre vorgesehen.