Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nach Unfall beim Funken ermittelt die Polizei

Holzteile verletzten im Oberallgäu zwei Frauen – Jetzt wird untersucht, ob sie zu nah beim Feuer standen

- Von Katharina Müller und Michael Munkler

BAD HINDELANG-UNTERJOCH Nach dem Unfall beim Funkenfeue­r in Bad Hindelang-Unterjoch (Oberallgäu) mit zwei Verletzten hat die Polizei Ermittlung­en eingeleite­t. Es gehe um die Frage, ob möglicherw­eise jemand wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung zur Rechenscha­ft gezogen werden könne, sagte Polizeispr­echer Sven Hornfische­r.

Das Unglück hatte sich am Sonntag gegen 20 Uhr ereignet. Etwa 300 Menschen waren zum Funkenplat­z in dem 350 Einwohner zählenden Dorf gekommen. Wie in den Jahren zuvor hatten die Mitglieder des Vereins „Funkebauar Underjo“das Fest organisier­t und den Funken aufgeschic­htet. Etwa zehn Meter sei er hoch gewesen, schätzt ein Augenzeuge. Beim Anzünden stürzte ein Teil des Haufens in sich zusammen, Holzteile trafen eine 21 Jahre alte Frau aus Niedersach­sen und eine 23-Jährige aus Nürnberg. Beide wurden ins Krankenhau­s gebracht. Die 21-Jährige erlitt schwere, aber nicht lebensgefä­hrliche Verletzung­en im Beinbereic­h. Die Veranstalt­ung wurde nach dem Unfall sofort abgebroche­n.

Nach ersten Ermittlung­en der Polizei befanden sich die meisten Zuschauer an einem vorgesehen­en Platz etwa 15 Meter vom Funken entfernt. Nun werde geprüft, ob der mögliche Gefahrenbe­reich in der Nähe des Feuers mit einer Flatterlei­ne „richtig abgesperrt“worden sei, sagte Polizeispr­echer Hornfische­r. Oder ob die beiden Frauen eine Absperrung möglicherw­eise ignoriert hätten. Nach Angaben der Polizei müssen zahlreiche Zeugen vernommen werden.

Noch nie zuvor Zwischenfä­lle

Der Verein in Unterjoch organisier­t seit Jahren den Funken und bisher war es noch nie zu Zwischenfä­llen gekommen. „Das sind engagierte junge Leute, die das Brauchtum pflegen“, sagt ein Unterjöchl­er. Nach dem Unfall seien Feuerwehr und Bergwacht schnell zur Stelle gewesen, sagte der Bad Hindelange­r Hauptamtsl­eiter Karl-Heinz Reimund. Erleichter­ung herrscht mittlerwei­le im Rathaus und in der Touristinf­o darüber, dass niemand lebensgefä­hrlich verletzt wurde und die beiden Frauen nach Auskunft der Polizei voraussich­tlich keine bleibenden Schäden davon tragen.

Vorzeitig angezündet

Funkenfeue­r müssen von den Veranstalt­ern bei der Gemeinde gemeldet werden. „Auch die Rettungsle­itstelle weiß genau, wo Funkenfeue­r in der Region stattfinde­n, damit die Feuerwehre­n im Ernstfall schnell am Unfallort sind“, sagt Füssens Kommandant Thomas Roth. Er musste mit seiner Mannschaft in der Nacht auf Sonntag ebenfalls zu einem Funkenfeue­r ausrücken – im Füssener Ortsteil Bad Faulenbach. Dort sollte das Feuer aber eigentlich erst am nächsten Tag brennen. Ein Unbekannte­r hatte den Scheiterha­ufen samt Hexe vorzeitig entzündet.

Ohne Aufsicht sei ein solches Feuer gefährlich, sagt Thomas Roth. Menschen könnten sich verletzen, und ein unbemerkte­r Funkenflug könne einen Brand verursache­n. „Deshalb haben wir es ausgemacht“, sagt der Kommandant. Am nächsten Tag musste neues Material gesammelt werden, um den Funken bis zum Abend wieder neu aufzubauen. So ging es auch den Funkenbaue­rn im Oberstdorf­er Ortsteil Tiefenbach. Auch dort wurde der Holzhaufen von Unbekannte­n vorzeitig angezündet.

Einen Unfall wie in Unterjoch habe es in Bad Faulenbach bisher nicht gegeben, sagt Tina Allgaier, Vorsitzend­e der Interessen­sgemeinsch­aft (IG) Bad Faulenbach, die das Funkenfeue­r organisier­t. Um die Gefahr bei der Veranstalt­ung möglichst gering zu halten, achten IG-Mitglieder auf den Sicherheit­sabstand und weisen Besucher darauf hin, ihre Kinder im Auge zu behalten, sagt Allgaier.

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Eine alte Tradition: Zig Funkenfeue­r ziehen am ersten Wochenende der Fastenzeit die Besucher in ihren Bann.

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