Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Feuerwehr Heimenkirch schließt Kameraden aus
Josef Herrmann war 33 Jahre lang aktiv – Er hatte als Gemeinderat den Kommandanten nicht bestätigt
HEIMENKIRCH - Es ist ein außergewöhnlicher Vorgang: Die Heimenkircher Feuerwehr hat Josef Herrmann ausgeschlossen. Er war 33 Jahre lang aktiv, Gründer der Jugendwehr, Schriftführer und ist anerkannter Brandschutzfachmann. Kommandant Herbert Weiher und der Ausschuss der Wehr werfen ihm grobe Dienstpflichtverletzung vor. Herrmann hatte in seiner Funktion als Gemeinderat sowohl die Wahl Weihers zum Kommandanten als auch den Kauf eines Löschfahrzeuges kritisiert. Nach Ansicht von Gruppenführern hat er zudem durch kritische Äußerungen ihre Führungsposition untergraben. Herrmann selbst weist das zurück und spricht von einer „persönlichen Demontage“. Offenbar gibt es unterschiedliche Auffassungen in Feuerwehrfachfragen.
Josef Herrmann gehört zu den bekannten Feuerwehrlern im Westallgäu. Er war unter anderem Kreisjugendwart und berät als Fachplaner Unternehmen und Feuerwehren in Sachen Brandschutz. Zudem ist er Gemeinderat in Heimenkirch.
Der Konflikt mit der Führung der Wehr trat erstmals kurz nach der Wahl von Herbert Weiher zum Kommandanten Anfang 2015 offen zu Tage. Als der Gemeinderat seine Wahl bestätigen sollte, stimmte Herrmann dagegen. Er halte den Kommandanten in der Diskussionsfähigkeit und in Bezug auf sein Demokratieverständnis in dieser Führungsposition für nicht tragbar, nannte er damals auf Anfrage der Heimatzeitung als Grund. Diese öffentlich geäußerte Meinung wirkt bis heute nach.
Kritik aus den eigenen Reihen handelte sich Herrmann auch ein, als er im Gemeinderat Ende 2015 den Kauf eines Löschfahrzeuges LF 20 KatS ablehnte. Er favorisierte ein anderes Fahrzeugkonzept. Nach der Ratssitzung wurde Herrmann von einzelnen Feuerwehrlern aufgefordert, auszutreten. „Es ist meine Aufgabe als Gemeinderat, bestimmte Dinge zu hinterfragen. Und wer soll es tun, wenn nicht einer, der sich auskennt“, sagt Herrmann dazu.
Seitdem spitzte sich der Konflikt zu. Noch im August vergangenen Jahres genehmigte der Kommandant Herrmann eine Verlängerung des Feuerwehrführerscheins. Einen Monat später beriet die Spitze der Feuerwehr über seinen Ausschluss. Grund sollen kritische Äußerungen Herrmanns bei Einsätzen und Übungen gewesen sein, die aus seiner Sicht hätten besser verlaufen können. Zug- und Gruppenführer fühlten sich dadurch nach eigenem Bekunden „demontiert“, und „demotiviert“. Kommandant Weiher spricht von einem „gestörten Verhältnis“. Ein reibungsloser Betrieb der Feuerwehr sei so nicht mehr möglich gewesen.
Herrmann weist das zurück. Er habe den Kommandanten keinen Anlass zur Kritik gegeben. Kleinigkeiten würden aufgeschaukelt. Er fühle sich aus der Wehr gedrängt. Nur in einem Fall habe er die Arbeit eines Gruppenführers wegen seiner Übungsvorbereitung bemängelt. „In einer Führungsposition sollte man kritikfähig sein“, sagt er.
Über den Ausschluss eines Feuerwehrlers entscheidet in Bayern allein der Kommandant. Herbert Weiher weiß dabei aber den Ausschuss hinter sich. Er besteht neben den Kommandanten aus den Zug- und Gruppenführern der Wehr, also der Führungsmannschaft. Zweimal hat das Gremium in der Sache beraten. Beide Male stimmte das Gremium bei einer, beziehungsweise zwei Enthaltungen für einen Ausschluss Herrmanns. Parallel legte ihm die Führung der Wehr nahe, freiwillig auszutreten, um einem Ausschluss zuvorzukommen.
Das lehnte Herrmann, der nach eigenem Bekunden Feuerwehrler aus
„Hobby und Leidenschaft“ist, ab. Er bot allerdings an, nur noch zu den Einsätzen zu kommen. Das aber ging dem Ausschuss nicht weit genug. Der stellvertretende Kommandant Rupert Weber spricht von einem Thema, das die Feuerwehr belastet habe. Die Situation habe alle Beteiligten „aufgewühlt“. „Es musste irgendwann wieder Ruhe einkehren“, sagt er.
Dem Ausschluss voraus ging, wie gesetzlich gefordert, eine Anhörung. Mit dabei war auch Bürgermeister Markus Reichart. Er bedauert den Vorgang. Josef Herrmann sei ein „hoch motivierter Fachmann“, als Bürgermeister stehe er aber zu 100 Prozent hinter der Feuerwehr. Für die Gemeinde habe ein „funktionierender Brandschutz“Vorrang. In dem Zusammenhang verweist Reichart auf Erklärungen der beiden Kommandanten und von drei Gruppenführern. Sie hatten schriftlich bekundet, ihr Amt niederzulegen, wenn Herrmann weiter Dienst tue. In diesem Fall wäre nach einer Stellungnahme von Kreisbrandrat Friedhold Schneider die Einsatzfähigkeit der Wehr nicht mehr uneingeschränkt gewährleistet gewesen.
Es stehen freilich nicht alle Feuerwehrler hinter der Entscheidung des Kommandanten und des Ausschusses. Von „Zuständen wie in der Türkei“ist unter anderem die Rede. Auch in der Feuerwehr müsse jeder offen Kritik äußern können. Bemängelt wird unabhängig von dem Fall Herrmann auch der rüde Umgangston. Dem Vernehmen nach hatte ein halbes Dutzend Aktiver angekündigt, bei einem Ausschluss Herrmanns die Wehr zu verlassen. Geblieben sind sie dann aber doch, auch auf Zureden Herrmanns. „Sie können nichts dafür, der Bürger kann nichts dafür“, sagt er. Und: „Ich gehe gerade raus aus der Wehr.“
Sein Ausschluss sollte im Übrigen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. So hatte die Heimatzeitung entgegen der Gepflogenheit keine Einladung zu der Generalversammlung der Wehr erhalten. Dort gab es zwei kritische Wortmeldungen zu dem Thema.
„Es ist meine Aufgabe als Gemeinderat, bestimmte Dinge zu hinterfragen. Und wer soll es tun, wenn nicht einer, der sich auskennt.“Josef Herrmann
Es stehen freilich nicht alle Feuerwehrler hinter der Entscheidung des Kommandanten und des Ausschusses. Von „Zuständen wie in der Türkei“ist unter anderem die Rede.