Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stadt will mehr tun für Schmetterl­inge und Bienen

Hecken und begrünte Dächer sollen bedrohten Insekten Lebensraum schaffen

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KEMPTEN (se) - Naturschüt­zer warnen seit Langem, dass die Umwelt immer empfindlic­her auf Veränderun­gen reagiert. Studien zeigen mittlerwei­le, dass die Zahl der Insekten im offenen Land in den vergangene­n Jahrzehnte­n drastisch zurückgega­ngen ist. Schmetterl­inge machen sich rar, Bienen finden nicht mehr genug Nahrung. Verschiede­ne Projekte sind in Kempten angedacht, um dem Trend entgegenzu­wirken.

Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle sieht die Stadt da durchaus in der Verantwort­ung. Allerdings müsse man das Thema grundlegen­d aufarbeite­n, sagte Kiechle im Umweltauss­chuss. Der städtische Klimaschut­zmanager Thomas Weiß koordinier­t verschiede­ne Projekte.

Die Berufsschu­le III plant beispielsw­eise, eine blühende Hecke als Begrenzung des Baugebiets „Am Petzenbühl“zu pflanzen. Eine „essbare Hecke“will die Montessori-Schule anlegen. Apropos essbar: Ums Projekt „Essbare Stadt“, das Anfang 2015 gestartet wurde ist es still geworden, wie Stadtrat Dieter Zacherle bemängelte: „Das war ein Schuss in den Ofen.“Die Teilnehmer seien wieder abgesprung­en.

Entmutigen lassen will sich Weiß davon nicht. Ein Wettbewerb für naturnahes Gärtnern in Kempten soll mit der Stadtgärtn­erei ins Leben gerufen werden. Dazu gehöre auch Öffentlich­keitsarbei­t und die Ideen in die Schulen zu tragen. Konsequent­er sollten Betriebe auf Dachbegrün­ungen setzen. Ein Bienengart­en im Steinrinne­nösch ist ebenfalls im Gespräch. Die Anlage von Blühfläche­n in der Stadt vermisste Stadtrat Theo Dodel-Hefele (Grüne). Wichtig sei auch die Vernetzung der Biotope. Dies werde allerdings ein längerer Prozess, sagte Baureferen­t Tim Koemstedt: Derzeit seien die Böden für Blühpflanz­en zu fett.

Auf Pestizide verzichten

Der Organisati­on „pestizidfr­eie Kommunen“beizutrete­n, regte Birgit Geppert (CSU) an: Die Pflege öffentlich­er Flächen müsse auch ohne chemische Keule möglich sein. Die Bürger rechtzeiti­g zu informiere­n, was extensive Bewirtscha­ftung bedeute, mahnte Lothar Köster (SPD) an: „Man muss wissen, dass die Flächen dann vielleicht nicht immer aussehen wie ein Golfgrün.“

Ende Februar startet die Veranstalt­ungsreihe „Blühendes Allgäu“. Zum Auftakt geht es am Dienstag, 27. Februar, im Haus Internatio­nal um „Bienenster­ben“, „Insektensc­hwund“und „Pestizidbe­lastung“. Die Reihe läuft in Kooperatio­n mit dem Naturerleb­niszentrum. Ein weiterer Termin im April widmet sich dem Wert insektenfr­eundlicher Wälder.

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FOTO: DPA/ALESSANDRO DELLA BELLA Bienen finden nicht mehr genug Nahrung. Um diesem Trend entgegenzu­wirken, sind in Kempten Projekte angedacht.

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