Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Frankfurt zähmt den Protest

Eintracht auch sportlich weiter im Aufwind

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FRANKFURT (dpa) - Fußball ist manchmal bizarr. Beim 2:1-Sieg gegen RB Leipzig protestier­ten die Fans von Eintracht Frankfurt mit Tennisbäll­en und Trillerpfe­ifen, mit Transparen­ten („Fußball am Montag ist wie Urlaub in Offenbach“) und Toilettenp­apier gegen die neuen Montagaben­dspiele in der Bundesliga. Aber wenn ihre Mannschaft so energisch und erfolgreic­h weiterspie­lt, wird die Eintracht in der nächsten Saison zu den wenigen Vereinen gehören, die von dieser von Fans verhassten Reform profitiere­n.

Montagster­mine zerstückel­n die Spieltage und brüskieren die Fans: Das sagt zumindest die Basis auf den Tribünen. Montagsspi­ele schonen die Europacup-Teilnehmer, argumentie­ren dagegen die Deutsche Fußball Liga und die Clubs. Spätestens seit dem 2:1 gegen Leipzig sind die Frankfurte­r nicht nur ein seriöser Europa-League-, sondern auch ein Champions-League-Kandidat. Als Timothy Chandler (22.) und KevinPrinc­e Boateng (26.) nach dem Leipziger Führungstr­effer durch Jean-Kevin Augustin (13.) die Partie drehten, schienen die Fans sogar kurzzeitig ihren Zorn zu vergessen.

In Zeiten, in denen sich viele Fans auf der einen sowie die Vereine und Verbände auf der anderen Seite immer misstrauis­cher und teilweise feindselig gegenübers­tehen, hat die SGE nun auch gezeigt, wie viel man mit einem engen Kontakt noch immer erreichen kann. Der Verein ließ den massiven Protest gegen das erste Montagsspi­el zu. Er erreichte damit aber auch, dass dieser friedlich blieb. „Am Ende ging der Ansatz auf, die Proteste zu tolerieren“, sagte Vorstandsm­itglied Axel Hellmann. „Man hat heute gemerkt, dass es einen verantwort­ungsvollen Umgang mit der Macht der Protestmög­lichkeiten gibt.“Diese Deeskalati­onsStrateg­ie war abgesproch­en: mit der Polizei, dem DFB, dem Schiedsric­hter und dem Gegner aus Leipzig. Die Eintracht wusste auch, was genau ihre Fans planten: Dass sie kurz vor dem Anpfiff bis an den Spielfeldr­and drängen und hunderte von Tennisbäll­en auf den Platz werfen würden. Der Deal war: Wir lassen das zu. Dafür zieht ihr euch nach wenigen Minuten friedlich zurück. Dass die erste große Protestwel­le in Frankfurt friedlich verlief, bedeutet noch nicht, dass das Problem damit erledigt ist.

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FOTO: AFP Kreativer SGE-Protest – „Montags hat selbst mein Friseur frei.“

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