Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Fall Prokop spaltet

Die Debatte um den Handball-Bundestrai­ner hält an

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HAMBURG (SID/dpa) - Die HandballBu­ndesliga (HBL) hat den Druck auf die Verantwort­lichen beim Deutschen Handballbu­nd (DHB) und Bundestrai­ner Christian Prokop erhöht. „Das einzige, was den Leuten und auch Christian Prokop jetzt helfen kann, ist Erfolg“, sagte HBL-Geschäftsf­ührer Frank Bohmann. Man werde Prokop dabei „maximal unterstütz­en, weil dieser Erfolg auch für uns extrem wichtig ist.“

Die Fortsetzun­g der Zusammenar­beit mit Prokop sei eine „Entscheidu­ng, die wir zu akzeptiere­n haben“, sagte Bohmann: „Ein gewisses Risiko ist aber dabei.“Die Beurteilun­g des Themas wäre in der Liga „sehr zwiespälti­g gewesen. Wir werden weiterhin den kritischen Dialog suchen, mit dem Ziel erfolgreic­h zu sein.“

Ähnlich äußerte sich Geschäftsf­ührer Dierk Schmäschke von der SG Flensburg-Handewitt. „Nun müssen sich alle Beteiligte­n zusammenre­ißen, um eine vernünftig­e Basis zu schaffen.“Melsungens Manager Axel Geerken, der Prokop nach dem Hauptrunde­n-Aus bei der EM als „überforder­t“und „verbrannt“bezeichnet hatte, meinte: „Ich stehe nach wie vor dazu, was ich gesagt habe.“Man werde den DHB aber weiter unterstütz­en. „Wir hoffen darauf, dass es eine erfolgreic­he WM wird“, sagte Geerken.

Massive Kritik durch Stephan

Ex-Welthandba­ller Daniel Stephan geißelte das Festhalten an Prokop unterdesse­n als „eklatante Fehlentsch­eidung“. Er wisse von Spielern, die sich negativ geäußert haben, schrieb er in seiner Sport1-Kolumne. „Es stimmt einfach hinten und vorne nicht zwischen Prokop und dem Team.“Bei der Faktenlage könne man „nur zu dem Ergebnis kommen, dass man Christian Prokop beurlauben muss.“

Entscheide­nd beim Votum des Verbands pro Prokop sei DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning gewesen. Seine Macht hätte sich gegen die Fakten durchgeset­zt. „Im Politik machen ist Hanning unschlagba­r. Er hat seine Leute im Vorstand platziert, die hat er dann auch davon überzeugt, an Prokop festzuhalt­en“, sagte Stephan. Hanning hatte eine Fortsetzun­g seines persönlich­en DHB-Engagement­s vor der Abstimmung mit dem Schicksal Prokops verknüpft.

„Mit dem Bekenntnis zu Prokop ist die Unruhe nicht vorbei, stattdesse­n hat sich der DHB angreifbar gemacht“, sagte Stephan: „Sollten jetzt die Ergebnisse ausbleiben, steht man vor einem Scherbenha­ufen.“Die ganze Situation sei einer deutschen Nationalma­nnschaft „nicht würdig“.

Prokop räumte derweil Fehler im Umgang mit den Spielern ein. „Mit Sicherheit war die Kommunikat­ion mitund untereinan­der nicht optimal. Ich habe die Mannschaft während der EM zu wenig abgeholt und in wichtige Entscheidu­ngen zu selten miteinbezo­gen.“Der gegenseiti­ge Austausch müsse nun „offen, ehrlich und zielorient­iert sein, um alle Stärken zu bündeln“. Prokop will Spieler, die nach seinem Verbleib einen Rücktritt erwägen – einige sollen damit gedroh haben –, nicht mit aller Macht binden. „Ich werde keinen zwingen, einen gemeinsame­n Weg mit mir zu gehen.“

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FOTO: DPA Christian Prokop

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