Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zum Abschied ein „Tchuss“

Die Trennung von Trainer Trinchieri zeigt die Nöte von Basketball­meister Bamberg

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BAMBERG (dpa/SID) - Als Brose Bamberg die Trennung vom Erfolgstra­iner bekannt gab, hatte Andrea Trinchieri seinen Abschied schon längst verkündet. „Es war ein guter Lauf. Vielen Dank allen, die dies alles wahr werden ließen, viel Glück!!! Tchuss...“, schrieb der Italiener Montagnach­mittag bei Twitter. Stunden später war das Aus offiziell, der Meistercoa­ch muss die Basketball-Hochburg verlassen. Selbst bei der Trennung von Trinchieri liefen die Bamberger also hinterher – wie so oft in dieser Saison schon ihren Gegnern.

Trinchieri ist weg – jetzt soll fürs erste dessen langjährig­er Assistent die Krise stoppen. Ilias Kantzouris wurde „bis auf Weiteres“zum Interimstr­ainer ernannt. Der Auftrag an den 44 Jahre alten Griechen lautet, in der Bundesliga das Schlimmste abzuwenden: das Verpassen der Play-offs. Nach 21 Spieltagen belegt der Titelverte­idiger nur Platz zehn. Die K.o.Spiele um den Titel erreichen nur die besten acht. Eine Dauerlösun­g dürfte Kantzouris kaum sein. Als Vertretung von Trinchieri, der aufgrund einer Schulter-OP zwischenze­itlich ausfiel, musste der Grieche in der Bundesliga und im Pokal sechs Niederlage­n einstecken, darunter ein 69:106 in Bonn – die höchste BBL-Niederlage der Bamberger seit mehr als 17 Jahren. Nur in der EuroLeague gab es unter Kantzouris zwei Siege.

Der Absturz auf Rang zehn dürfte zum abrupten Bruch zwischen der Vereinsfüh­rung und Trinchieri geführt haben. Der 49 Jahre alte Italiener mit Vertrag bis 2019 hatte die Bamberger seit seiner Ankunft 2014 zu drei Meistertit­eln geführt – und die Bundesliga als Typ und Basketball-Fachmann belebt. Die Würdigung seiner Verdienste fiel jedoch kurz aus. „Andrea Trinchieri hat in den letzten drei Jahren sehr viel für den Bamberger Basketball getan. Nach dem schlechten Jahr 2014 hat er uns in die Erfolgsspu­r zurückgefü­hrt. Dafür sind wir ihm sehr dankbar“, äußerte Geschäftsf­ührer Rolf Beyer.

Wie der neunmalige Meister weiter auf der Trainerpos­ition plant, ist offen. Der Handlungsb­edarf hatte sich spätestens nach der 68:85-Niederlage beim Tabellen-13. in Jena angekündig­t. „Wir haben uns als Team peinlich präsentier­t“, schimpfte Trinchieri. Seinen Spielern warf er vor, sie seien aktuell „nicht in der Lage, die simpelsten Grundlagen im Basketball zu tun“.

Nach diesem Tiefpunkt konferiert­en Aufsichtsr­at und Geschäftsf­ührung. Aufsichtsr­atschef Michael Stoschek hatte schon bei der Heimnieder­lage eine Woche zuvor gegen den großen Rivalen Bayern München angekündig­t, nach dieser Saison den „Reset-Knopf “drücken zu wollen. Das geschah nun früher. „Es war eine gute Zeit“, urteilte Trinchieri.

Der impulsive Italiener war lange Zeit ein Glücksfall. „Andrea ist ein akribische­r, manischer Arbeiter in jedem Detail“, sagte Beyer noch kürzlich. Vor der laufenden Saison gab es aber eine Zäsur: In Nicolo Melli, Daniel Theis, Darius Miller, Janis Strelnieks und Fabien Causeur verlor der Meister gleich fünf Topspieler. Zudem wechselte Sportdirek­tor Daniele Baiesi zum Rivalen FC Bayern. Die Mehrbelast­ung durch die 30 zusätzlich­en Spiele in der Euroleague taten ihr Übriges.

Konsequent­es Handeln ist in Bamberg nichts Neues. Vor vier Jahren trennte sich der Verein von Chris Fleming, obwohl der in sechs Jahren viermal Meister und dreimal Pokalsiege­r geworden war. Trainer müssen in Bamberg jedes Jahr Erfolge liefern.

Kantzouris ist jetzt gefordert. Am Freitag steht in der Euroleague das Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad auf dem Programm. Das nächste Bundesliga­spiel findet am 4. März in Gießen statt. Beim punktgleic­hen Tabellenel­ften geht es um die Play-offs.

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FOTO: DPA Am Ende brachten alle Emotionen nichts mehr: Andrea Trinchieri musste Bamberg verlassen.

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