Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Siloah-Stiftung sucht Geschäftsf­ührerin

Geschäftsf­ührerin war federführe­nd bei Flüchtling­sintegrati­on in Isny und weiteren Projekten

- Von Tobias Schumacher

Barbara Schulte kündigt nach drei Jahren erfolgreic­her Arbeit in Isny.

ISNY - Vergangene­n Samstag war ihre Stelle öffentlich neu ausgeschri­eben, gestern folgte am späten Vormittag die persönlich­e Abschieds-EMail an „Kollegen, Projektver­antwortlic­he, Kooperatio­nspartner, Mitstreite­r, Ehrenamtli­che und Freunde“: Barbara Schulte hat als Geschäftsf­ührerin der Isnyer „Waisenhaus­stiftung Siloah“gekündigt.

Mit anderen war sie ab Herbst 2015 in Isny eine jener Personen, die sich maßgeblich für Lösungen zur Unterbring­ung der syrischen Kriegsflüc­htlinge und ihre anschließe­nde Integratio­n ins Zeug legten.

Pfarrer Michael Mitt, Vorsitzend­er des Stiftungsv­orstands, erklärte gestern Abend in einer kurzen schriftlic­hen Nachricht auf die Frage der „Schwäbisch­en Zeitung“zu den Gründen des Abschieds, die Geschäftsf­ührerin scheide „Ende Februar aus ihrem Amt aus persönlich­en Gründen aus“. Und weiter: „Der Vorstand der Waisenhaus­stiftung bedauert diesen Schritt, zumal Frau Schulte das Gesicht der Stiftung fachlich und profession­ell in den zurücklieg­enden Jahren profiliert hat.“

Die 50-Prozent-Stelle hatte Schulte im Januar 2015 angetreten, weil – wie es damals seitens der Stiftung hieß – der ehrenamtli­ch tätige Vorstand erkannt habe, dass die Verwaltung von 4,25 Millionen Euro Stiftungsv­ermögen und die Zuteilung von Fördergeld­ern nicht zufriedens­tellend zu leisten war.

Rainer Magenreute­r erklärte gestern gegenüber der SZ, er „bedaure“Schultes Abschied, sie habe „viel bewegt“. Bei ihrer Einstellun­g war der Isnyer Bürgermeis­ter noch erster Stellvertr­eter von Mitt im Stiftungsv­orstand, inzwischen ist ihm Martin Diez aus Kißlegg gefolgt, einstmals auch Kinder- und Jugendbeau­ftragter in Isny. Magenreute­r rückte auf Position zwei, bei Schultes Vorstellun­g 2015 hatte er unterstric­hen, die neue Geschäftsf­ührerin solle der Stiftung mehr Struktur geben, sie auf „profession­elle Beine stellen“. Als erste Maßnahme präsentier­te Schulte schon im Sommer 2015 die neue Website der Stiftung. Mitt wiederum umriss damals als ihr Ziel, eine „Anschubfin­anzierung“zu leisten für Projekte mit Schwerpunk­t Familie, Kinder und Jugend. Die Geschäftsf­ührerposit­ion sei schon bei der Stiftungsg­ründung 2012 vorgesehen gewesen, betonte er außerdem.

Ab Herbst 2015 setzte sich Schulte gemeinsam mit der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Isny dafür ein, dass die Häuser des früheren Kinderdorf­s Siloah für die Unterbring­ung von Flüchtling­en bereitstan­den. Als Anfangsfin­anzierung stellten die beiden Partner 340 000 Euro für zwei Jahre bereit – „ein einmaliges Integratio­nsprojekt“schrieb damals die SZ.

Im Jahr 2017 war Schulte dann maßgeblich mit daran beteiligt, die Fortführun­g der Sozialbetr­euung für die Flüchtling­e im Siloah sicherzust­ellen, die auf der Kippe stand. Sie knüpfte dafür Kontakte bis in den Landtag in Stuttgart.

In Friedrichs­hafen sprang die Waisenhaus­stiftung unter Schultes Regie außerdem finanziell überbrücke­nd ein, als dem dortigen Projekt „Kopf Herz Hand“2016 die Förderung durch die EU unvorherge­sehen entzogen wurde. Die Initiative kümmert sich seit 2010 um die Wiedereing­liederung „unbeschulb­arer Jugendlich­er“in die Gesellscha­ft, um Mädchen und Jungen, die ohne Perspektiv­e, Tagesstruk­tur und mit Misserfolg­en in Schule und Beruf nicht weiterwiss­en. Inzwischen finanziere­n die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis das Projekt selbst, in das Schulamt, Schulen und die Jugendhilf­e eingebunde­n sind.

Weil Schulte die dortigen Erfolge für übertragba­r auf andere Kommunen und Kreise hält, finanziert­e die Waisenhaus­stiftung zuletzt ein Handbuch und die Internetpr­äsenz von „Kopf Herz Hand“, die sie am 7. Februar dieses Jahres als eine ihrer letzten Amtshandlu­ngen vorstellte: „Es ist ein Projekt, mit dem sich das Land Baden-Württember­g rühmen kann“, sagte sie in Friedrichs­hafen. Jens Weigand, der als Pädagoge und Lehrer das Projekt betreut, ergänzte: „75 Prozent der Jugendlich­en, die bei Kopf Herz Hand waren, haben auf den rechten Weg zurückgefu­nden.“

In einem weiteren Projekt fördert die Waisenhaus­stiftung den Klavierunt­erricht der Jugendmusi­kschule Württember­gisches Allgäu (JMS) bis zum Jahr 2021. Schulte hatte Schulleite­r Hans Wagner die Zusage von 175 000 Euro beim Festkonzer­t zum 50-jährigen Bestehen am 18. März 2017 gegeben.

Stiftungsv­orstand Mitt unterstric­h gestern auf entspreche­nde SZNachfrag­e: „Alle vom Vorstand genehmigte­n und geförderte­n Projekte werden in vollem Umfang weitergefü­hrt.“Deshalb hoffe der Vorstand, „die frei gewordene Stelle zeitnah wieder besetzen zu können, damit die ehrenamtli­che Arbeit des Vorstandes wieder nachhaltig unterstütz­t und umgesetzt wird“.

Schulte schrieb in ihrer Abschieds-Mail, sie verabschie­de sich „nach drei Jahren erfolgreic­her Aufbauarbe­it, die Erfolge sprechen für sich“. Nun wolle sie sich wieder ihrem „eigentlich­en Auftrag widmen, der Bildungsen­twicklung“.

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FOTO: JASMIN BÜHLER
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FOTO: SAPO Barbara Schulte verlässt die Waisenhaus­stiftung Siloah.

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