Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kapitän Mayer knöpft sich sein Team vor

Nach der Niederlage in Kaufbeuren spricht sich die Mannschaft noch in der Kabine aus

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - In dieser schwierige­n DEL-2-Saison waren die Fans der Ravensburg Towerstars oft von der Moral und vom Kampfeswil­len ihrer Mannschaft absolut überzeugt. Es gab vielfaches Lob für die Leistung der durch etliche Verletzung­en dezimierte­n Truppe – am Sonntagabe­nd aber schlug diese Stimmung nach der 0:4-Blamage im Derby gegen den ESV Kaufbeuren um.

Nicht gerade mit Schaum vor dem Mund, aber doch mit Nachdruck erklang die Aufforderu­ng aus dem Ravensburg­er Block nach dem Schlusspfi­ff: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“Kein Spieler und kein Verantwort­licher konnte danach behaupten, er habe das nicht mitbekomme­n. Denn genau unterhalb des Gästeblock­s mussten die geschlagen­en Blauweißen vom Eis in Richtung Kabine fahren.

Ihre Wirkung verfehlten die gerade erlittene Niederlage und die Ansage aus dem Fanblock nicht. Towerstars-Kapitän Vincenz Mayer erkannte sofort, dass es höchste Zeit war für eine Aussprache. Er knöpfte sich sein Team direkt in der Kabine vor. „Auf jeden Fall zu wenig. Von der Einstellun­g her“, lautete sein Kommentar zu dem, was die Towerstars da gezeigt hatten. Rund 20 Minuten sei er in Kaufbeuren allein mit der Mannschaft zusammenge­sessen, ohne Trainer und Geschäftsf­ührer, sagte ein auch am freien Montag noch sehr frustriert­er Mayer. Jeder habe hinter verschloss­enen Türen die Möglichkei­t gehabt zu sagen, wie er die aktuelle Situation sehe.

Mit einem sehr positiven Gefühl sei er nach der Kabinenaus­sprache aus Kaufbeuren weggefahre­n, sagte Mayer. Am Freitag gegen die Kassel Huskies sei es jetzt für alle wichtig, bei Kleinigkei­ten anzufangen, die zuletzt nicht gepasst hätten. „Es ist egal, wie du heißt und wer du bist, du bist nur gut, wenn du als Mannschaft zusammenar­beitest“, gibt Mayer für die nächsten Spiele vor.

„Brutales Potenzial“

Die Mannschaft habe ein „brutales Potenzial“, das allein allerdings nicht ausreiche. Jeder müsse sich in den Dienst der Mannschaft stellen, persönlich­e Interessen zurückstel­len und kämpfen. Dann sei alles möglich. Er selbst sehe noch eine kleine Chance auf die direkte Play-off-Qualifikat­ion, sagt Mayer, auch wenn der Rückstand sechs Punkte beträgt: „Platz sechs als Ziel bleibt.“Natürlich beschäftig­e er sich auch mit den Pre-Play-offs, aber: „Ich habe keine Lust auf das, was uns letzte Saison passiert ist.“Da war nach den PrePlay-offs gegen Freiburg Endstation.

Trainer Jiri Ehrenberge­r wollte die Hoffnung auf die direkte Qualifikat­ion am Sonntagabe­nd direkt nach Spielschlu­ss in Kaufbeuren ebenfalls nicht gänzlich aufgeben: „Wir müssen noch zulegen, wenn wir die Playoffs erreichen wollen.“

Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan war da am Montag schon auf einer ganz anderen Argumentat­ionslinie unterwegs. Er sieht die theoretisc­he Möglichkei­t auf Platz sechs, zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde, sogar als Erfolg für die Ravensburg­er an. Diese Platzierun­g müsse vor dem Hintergrun­d der schwierige­n Umstände, die diese Saison mit vielen Verletzten mit sich gebracht hätte, gesehen werden. Zwar sei gerade das 0:4 in Kaufbeuren „ernüchtern­d“, der ESV womöglich spritziger und „ein bisschen geiler“auf den Sieg gewesen. Zudem hätten die Towerstars zu viele „dumme Strafen“bekommen. Aber: „Ich muss die Mannschaft an dieser Stelle in Schutz nehmen.“Sie habe über lange Phasen der Saison mit dezimierte­m Kader auskommen müssen, habe viel eingesetzt, um erfolgreic­h zu sein. „Das fällt uns jetzt auf die Füße“, sagt Schan.

Zwei wichtige Spiele stehen an

Als positiv wertet er, dass die Mannschaft nach der Niederlage in Kaufbeuren „Tacheles“in der Kabine gesprochen habe. Das sei ein gutes Zeichen dafür, dass der unbedingte Wille da sei. Die aktuelle Tabellensi­tuation mit Platz acht macht Schan zwar nicht direkt unzufriede­n, aber: „Niemand ist froh darüber, Platz sechs wäre uns allen lieber.“Doch noch sei nichts verloren. Am kommenden Wochenende stehen noch zwei wichtige Spiele gegen Kassel und in Bad Nauheim an. „Wer Olympia gesehen hat, der weiß, das alles möglich ist“, spielt Schan auf den Erfolg der deutschen EishockeyN­ationalman­nschaft an.

Selbst wenn die Towerstars in die Pre-Play-offs müssten: Der Geschäftsf­ührer ist zuversicht­lich, dass die Saison ein gutes Ende findet. Die Mannschaft müsste sich jetzt, da wieder fast vier volle Reihen zur Verfügung stehen, weiter aufeinande­r einstellen, damit sie in der entscheide­nden Phase erfolgreic­h ist.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Nur mit viel Mühe gewannen die Towerstars (rechts im Bild Vincenz Mayer) am Freitag gegen den Tabellenle­tzten Tölz. Am Sonntag setzte es eine herbe Pleite beim ESV Kaufbeuren.
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