Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kapitän Mayer knöpft sich sein Team vor
Nach der Niederlage in Kaufbeuren spricht sich die Mannschaft noch in der Kabine aus
RAVENSBURG - In dieser schwierigen DEL-2-Saison waren die Fans der Ravensburg Towerstars oft von der Moral und vom Kampfeswillen ihrer Mannschaft absolut überzeugt. Es gab vielfaches Lob für die Leistung der durch etliche Verletzungen dezimierten Truppe – am Sonntagabend aber schlug diese Stimmung nach der 0:4-Blamage im Derby gegen den ESV Kaufbeuren um.
Nicht gerade mit Schaum vor dem Mund, aber doch mit Nachdruck erklang die Aufforderung aus dem Ravensburger Block nach dem Schlusspfiff: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“Kein Spieler und kein Verantwortlicher konnte danach behaupten, er habe das nicht mitbekommen. Denn genau unterhalb des Gästeblocks mussten die geschlagenen Blauweißen vom Eis in Richtung Kabine fahren.
Ihre Wirkung verfehlten die gerade erlittene Niederlage und die Ansage aus dem Fanblock nicht. Towerstars-Kapitän Vincenz Mayer erkannte sofort, dass es höchste Zeit war für eine Aussprache. Er knöpfte sich sein Team direkt in der Kabine vor. „Auf jeden Fall zu wenig. Von der Einstellung her“, lautete sein Kommentar zu dem, was die Towerstars da gezeigt hatten. Rund 20 Minuten sei er in Kaufbeuren allein mit der Mannschaft zusammengesessen, ohne Trainer und Geschäftsführer, sagte ein auch am freien Montag noch sehr frustrierter Mayer. Jeder habe hinter verschlossenen Türen die Möglichkeit gehabt zu sagen, wie er die aktuelle Situation sehe.
Mit einem sehr positiven Gefühl sei er nach der Kabinenaussprache aus Kaufbeuren weggefahren, sagte Mayer. Am Freitag gegen die Kassel Huskies sei es jetzt für alle wichtig, bei Kleinigkeiten anzufangen, die zuletzt nicht gepasst hätten. „Es ist egal, wie du heißt und wer du bist, du bist nur gut, wenn du als Mannschaft zusammenarbeitest“, gibt Mayer für die nächsten Spiele vor.
„Brutales Potenzial“
Die Mannschaft habe ein „brutales Potenzial“, das allein allerdings nicht ausreiche. Jeder müsse sich in den Dienst der Mannschaft stellen, persönliche Interessen zurückstellen und kämpfen. Dann sei alles möglich. Er selbst sehe noch eine kleine Chance auf die direkte Play-off-Qualifikation, sagt Mayer, auch wenn der Rückstand sechs Punkte beträgt: „Platz sechs als Ziel bleibt.“Natürlich beschäftige er sich auch mit den Pre-Play-offs, aber: „Ich habe keine Lust auf das, was uns letzte Saison passiert ist.“Da war nach den PrePlay-offs gegen Freiburg Endstation.
Trainer Jiri Ehrenberger wollte die Hoffnung auf die direkte Qualifikation am Sonntagabend direkt nach Spielschluss in Kaufbeuren ebenfalls nicht gänzlich aufgeben: „Wir müssen noch zulegen, wenn wir die Playoffs erreichen wollen.“
Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan war da am Montag schon auf einer ganz anderen Argumentationslinie unterwegs. Er sieht die theoretische Möglichkeit auf Platz sechs, zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde, sogar als Erfolg für die Ravensburger an. Diese Platzierung müsse vor dem Hintergrund der schwierigen Umstände, die diese Saison mit vielen Verletzten mit sich gebracht hätte, gesehen werden. Zwar sei gerade das 0:4 in Kaufbeuren „ernüchternd“, der ESV womöglich spritziger und „ein bisschen geiler“auf den Sieg gewesen. Zudem hätten die Towerstars zu viele „dumme Strafen“bekommen. Aber: „Ich muss die Mannschaft an dieser Stelle in Schutz nehmen.“Sie habe über lange Phasen der Saison mit dezimiertem Kader auskommen müssen, habe viel eingesetzt, um erfolgreich zu sein. „Das fällt uns jetzt auf die Füße“, sagt Schan.
Zwei wichtige Spiele stehen an
Als positiv wertet er, dass die Mannschaft nach der Niederlage in Kaufbeuren „Tacheles“in der Kabine gesprochen habe. Das sei ein gutes Zeichen dafür, dass der unbedingte Wille da sei. Die aktuelle Tabellensituation mit Platz acht macht Schan zwar nicht direkt unzufrieden, aber: „Niemand ist froh darüber, Platz sechs wäre uns allen lieber.“Doch noch sei nichts verloren. Am kommenden Wochenende stehen noch zwei wichtige Spiele gegen Kassel und in Bad Nauheim an. „Wer Olympia gesehen hat, der weiß, das alles möglich ist“, spielt Schan auf den Erfolg der deutschen EishockeyNationalmannschaft an.
Selbst wenn die Towerstars in die Pre-Play-offs müssten: Der Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass die Saison ein gutes Ende findet. Die Mannschaft müsste sich jetzt, da wieder fast vier volle Reihen zur Verfügung stehen, weiter aufeinander einstellen, damit sie in der entscheidenden Phase erfolgreich ist.