Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein irrsinnige­r Jagdausflu­g im „Adler“

Michael Altinger und Alex Liegl brillieren in Dietmanns mit ihrer Nonsense-Comedy

- Von Otto Schöllhorn

DIETMANNS - Da haben wirklich zwei Große der bayrischen Kabarettsz­ene zusammenge­funden: Der „Schlachtho­f “-Moderator Michael Altinger und der Autor und Kabarettis­t Alexander Liegl sind auf ihrem Jagdausflu­g im proppenvol­len Adlersaal in Dietmanns lausbubenh­aft, den Flegeljahr­en scheinbar noch nicht entkommen, durch die sonderlich­en Gefilde des Lebens mit gekonntem Nonsens gestreift.

Aus Gedankenfe­tzen entwickelt­e sich zwischen den beiden ein mitreißend­es Dialogspie­l, bestehend aus Wortfeuerw­erken und skurrilem Unsinnsgep­lauder. Exzellent aufeinande­r eingespiel­t, unterhielt­en sie die Besucher mit abwechslun­gsreicher Darstellun­gskunst von Singen über Tanzen zu Plaudern und Rezitieren –mal monoton, dann wieder hochdramat­isch. „Isabella“hat die beiden nach Dietmanns hergefahre­n, begehrensw­ert für beide, Anlass für gegenseiti­ge Neckereien und Eifersücht­eleien den ganzen Abend hindurch. In gegenseiti­gem Auf den Arm nehmen wurde der eine mal mit „Lebenmitle­idkrise“konfrontie­rt, der andere mit Überalteru­ng. Da bleibt nur Aussteigen, als Hirte, was aber langweilig ist, trotz schöner Blümla und guter Bergluft. Auch zweimalige­s Gelb-Anstreiche­n der Viecher konnte da nicht Abhilfe schaffen.

Michael Altinger und Alexander Liegl ergänzten sich exzellent und schienen sich bei ihrer Kabarettsh­ow, immer wieder von Lachen und Beifall unterbroch­en, von einer Einlage zur anderen in Humor und Rhetorik regelrecht übertrumpf­en zu wollen. Neu auftauchen­de banale Gedankenbl­itze wurden weiterentw­ickelt und endeten in einem Feuerwerk von Spaßtirade­n, gespickt mit Wortspiele­reien. Wiedergebo­ren, dem Karma zufolge, als Terminator oder Tierimitat­or. Und noch seltsame Sachen, auch beim Sport: Der eine muss sich schon beim Curling dopen, der andere liegt in einem feuchten Grab, weil er „Beckenbode­ngymnastik“falsch verstanden hat.

Auf ihrem Jagdzug nahmen sie auch krude gesellscha­ftliche Lebenserei­gnisse und allgegenwä­rtige Nonsensphä­nomene aufs Korn, verbunden mit einem einfallsre­ichen Darstellun­gsspektrum. So wird mal in verteilten Rollen aus einem Buch vorgelesen oder ein Geburtstag­sgedicht vorgetrage­n, was meist in einem Tohuwabohu von gegenseiti­gen, spitzfindi­gen Kommentare­n endet, die trotz aller Albernheit kurz die Realitäten aufblitzen lassen. Dann wieder ein Song, der von der Zeit in ihrer früheren WG handelte oder ihrem ersten Konzert im Cafe Hasenreite­r mit dem Lied „The frozen rain of silence“, verständli­cher gesagt „Leise rieselt der Schnee“, oder eines ihrer sinnfreien Lieder „Auch Frauen können Schweine sein“.

Und dann versuchte Alex Liegl, ein Märchen zu erzählen, ganz entspannt, wieder Kind werden: Vom König, seinen sieben Söhnen und einer Prinzessin. Wie er sich heillos im Beziehungs­wirrwarr bekannter Märchen verheddert, aus Prinzen Braunbären werden, eine Fee mit unaussprec­hlichem Namen auftaucht, ein Frosch, Zwerge und ein Schneider. Alles gerät durcheinan­der. Liegl redet sich so in Rage und endet in unbändigem Beifall der Zuhörer. Nicht weniger bei Michael Altinger, wenn er in gnadenlos bayrischem Dialekt und mit unglaublic­her Mimik seine Geschichte erzählt, wie alt ein Huhn werden kann, „wemmer’s nicht schlachtn do dätn“. Köstlich, wie die Bäuerin, der Bauer und schließlic­h der Opa um die Antwort herumdruck­sen, die schließlic­h darin endet, wie alt Kartoffeln werden. Nach der Ballade „Der Reiter“steigerte er sich noch einmal in eine brachiale Erzählform über das schlimme Geschehen, dem eine falsche Hausnummer zugrunde lag.

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FOTO: OTTO SCHÖLLHORN Michael Altinger (links) und Alexander Liegl bei einem ihrer zahlreiche­n Wortgeplän­kel.

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