Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit neuem Kleid nach LA: Der Oscar kann kommen

Am Sonntag geht es für Julia Drache um den Oscar

- Von Yvonne Roither

LINDAU - Eigentlich war es nur ein flapsiger Spruch, doch jetzt ist die Lindauerin Jessica Hildebrand­t in Los Angeles. Als ihre Schwester Julia Drache im Herbst den Studenten-Oscar bekam, witzelte sie noch: „Wen interessie­rt denn der? Ich komm erst mit, wenn es der echte Oscar ist.“Nun ist der Film „Watu Wote“, zu deutsch „Wir alle“, in der Kategorie bester Kurzfilm für den „echten“Oscar nominiert. Und Jessica Hildebrand­t packte die Koffer.

„Und der Oscar geht an...“Am Sonntag wird das große Geheimnis gelüftet. Ganz egal, wie das ausgeht: Jessica Hildebrand­t ist schon jetzt mächtig stolz auf ihre kleine Schwester, die das Drehbuch für den Film geschriebe­n hat. „Ich kann gar nicht sagen, wie stolz ich bin. Wer hätte das gedacht“, sagt Jessica lachend. Ihre Kinder und ihr Mann müssen nun fünf Tage ohne sie auskommen. Gemeinsam mit einer Freundin flog sie am Mittwoch nach Los Angeles. Im Gepäck: ein neues Kleid. Sie ist „ausgestatt­et“für den Fall der Fälle.

Jessica Hildebrand­t hat keine Ahnung, was sie in Los Angeles erwartet. Denn geregelt sei so gut wie nichts. Sie weiß nur, dass ihre Schwester sie vom Flughafen abhole und vermutlich ins Hotel bringe. Das sei zehn Minuten von der Villa in Hollywood Hills entfernt, in der Julia Drache mit den anderen Teammitgli­edern wohnt. Bisher stehe noch nicht fest, wer alles zur Verleihung darf. Namentlich nominiert seien nur die Regisseuri­n und der Produzent, die jeweils eine Begleitung mitnehmen dürften. Das sind vermutlich Julia Drache und der Kameramann. Was sie selbst angeht, so ist Jessica Hildebrand­t skeptisch: „Ich nehme an, dass wir nicht zur Verleihung mit reindürfen“, sagt sie. Deshalb hat sie sich auch „keine Robe für tausend Euro gekauft“, verrät sie lachend.

Sonntagnac­hmittag startet der große Tag mit dem Schaulaufe­n auf dem roten Teppich. Vielleicht kann Jessica Hildebrand­t da einen Blick ergattern auf die vielen Stars. Sie bezweifelt aber, dass sie außer Robert Redford oder Richard Gere überhaupt jemanden erkennen würde. „Da muss ich mir vorher erst mal eine Gala kaufen“, sagt die Oberreitna­uerin lachend. Der nominierte Kurzfilm „Watu Wote“ist der Abschlussf­ilm von Julia Drache an der Hamburg Media School: Die ehemalige Bogy-Schülerin hat das Drehbuch dazu geschriebe­n, hinter der Kamera stand Felix Striegel, Regie führte Katja Benrath. Der Film beruht auf einer wahren Begebenhei­t: Er schildert, wie sich vor drei Jahren in Kenia bei einem Terrorangr­iff Muslime schützend vor Christen gestellt haben. Die Produktion hat schon viele Preise bekommen.

Das hat sich längst rumgesproc­hen – auch in Lindau. Doch Julia Drache habe sich durch den Trubel nicht verändert. Sie freue sich sehr über den Erfolg, aber sie sei nach wie vor „sowas von normal“, betont Jessica Hildebrand­t, die nur eine Veränderun­g an ihrer Schwester bemerkt: Julia Drache sei inzwischen etwas cooler geworden und nicht mehr so nervös.

Mal sehen, wie es bei der OscarVerle­ihung ist. Elisabeth Drache, die Mutter der beiden, fiebert von Hamburg aus mit. Denn sie passt auf die Kinder von Julia auf. Jessica Hildebrand­t will den unerwartet­en Kurztripp in die USA auf jeden Fall genießen: „Ich war noch nie in Los Angeles – Oscar hin oder her.“

„Watu Wote“ist am Samstag, 3. März, um 16.15 Uhr im Kiesel im k42 in Friedrichs­hafen zu sehen.

 ?? FOTO: DPA ?? Julia Drache.
FOTO: DPA Julia Drache.

Newspapers in German

Newspapers from Germany