Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Brauerei-Seniorchef ist tot
Karl-Clemens Härle stirbt im Alter von 95 Jahren – Engagement bis in hohe Alter
LEUTKIRCH (heb) - „Er wird uns fehlen.“So endet der Nachruf von Geschäftsführer Gottfried Härle und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten der Leutkircher Brauerei Clemens Härle zum Tod ihres Seniorchefs Karl-Clemens Härle. Er starb am Montag im Alter von 95 Jahren.
„Ich hab’ immer Glück g’habt im Leben“, hat der Verstorbene aus Anlass seines 90. Geburtstages im Gespräch mit der SZ-Redaktion verraten. Und auch Erfolg. Dass die Familienbrauerei, 1897 von Clemens Härle gegründet, sich auch aktuell in vierter Generation so gut am Markt behauptet, ist nicht zuletzt Karl-Clemens Härle zu verdanken, der 1948 seine Meisterprüfung als Braumeister abgelegt hatte und danach in den Betrieb eingestiegen war. Zusammen mit seinem Vater machte er sich daran, die bis zu 50 Jahre alten Anlagen zu erneuern. „Die Brauerei ist wieder in Schwung gekommen. Wir haben Geld verdient, um investieren zu können“, erinnerte sich Karl-Clemens Härle an seinem 90. Geburtstag an jene Zeit nach dem Krieg, in der ein Brauer endlich auch wieder richtiges Bier erzeugen konnte. Während des Zweiten Weltkriegs war das nicht mehr möglich gewesen.
Fast täglich im Kontor
„Unsere Brauerei war sein Lebenswerk“, heißt es im Nachruf, und so war es auch eine Selbstverständlichkeit, dass der Seniorchef im Rechtsstreit seines Sohnes Gottfried um den Begriff „bekömmlich“im August 2015 eine mündliche Verhandlung vor dem Landgericht Ravensburg vor Ort verfolgte. Gottfried Härle betonte am Donnerstag, sein Vater habe zusammen mit seiner Ehefrau Lore noch wenige Tage vor seinem Tod Kunden besucht. Regelmäßig sei er auch im Kontor der Brauerei erschienen. Im Kreis der Familie, so habe er es sich immer gewünscht, sei er gestorben. Gottfried Härle schätzte seinen Vater, mit dem er seit 1984 zusammenarbeitete: „Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis.“
Doch Karl-Clemens Härle war auch gesellschaftlich und politisch aktiv. So saß er von 1962 bis 1984 für die CDU im Leutkircher Gemeinderat. Er bezeichnete sich als „kritischer Kontrolleur des Haushaltsplans“und stufte die Eingemeindungen im Zuge der Gemeindereform als zentrale Aufgabe jener Zeit ein. 18 Jahre lang war KarlClemens Härle Mitglied der Vollversammlung der IHK, er engagierte sich beim Lions Club und gehörte 15 Jahre lang dem Aufsichtsrat der Leutkircher Bank an. Im April 2017 ehrte ihn die Kolpingfamilie für 70 Jahre Mitgliedschaft. Dem Deutschen Alpenverein gehörte er mehr als 60 Jahre an.
Karl-Clemens Härle, so erinnern sich viele vor allem ältere Bürger der Stadt, habe sich dafür eingebracht, nicht nur das eigene Unternehmen sondern auch den Zusammenhalt in der Stadt voranzubringen.