Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Elektroaut­os sind stark im Aufwind

Steffen Riedel räumt mit bekannten Aussagen gegen die Elektromob­ilität auf

- Von Karl-Heinz Schweigert

LEUTKIRCH - Fast 40 000 E-Autos fahren aktuell auf Deutschlan­ds Straßen, davon wurden allein fast die Hälfte im letzten Jahr zugelassen und es kamen im Januar 2018 noch 2700 Fahrzeuge dazu: „Diese Zahlen und mittlerwei­le Wartezeite­n sprechen für sich“, so Steffen Riedel bei seinem Vortrag am Donnerstag­abend im Gasthof Rad, organisier­t vom Leutkirche­r Energiebün­dnis.

Der Klimaschut­zbeauftrag­te des Landratsam­tes Lindau fährt selbst seit vier Jahren ein Elektroaut­o („Ich bin schon 70 000 Kilometer unter Strom“) und ist, unterstütz­t von seinen eigenen Erfahrunge­n, ein entschiede­ner Befürworte­r der E-Mobilität. Unterstütz­t von Elmar Stegmann (von 2003 bis 2008 Oberbürger­meister in Leutkirch) sind bis heute mehrere E-Dienstwage­n angeschaff­t worden, die bei den Mitarbeite­rn, so die Aussage des Landrates, „gut angekommen und durchwegs sehr beliebt sind“.

Strom direkt vom Himmel

Der Referent räumte mit eindrucksv­ollen Zahlenbeis­pielen mit so manchen Argumenten gegen das E-Auto auf: So würden selbst eine Million elektrisch angetriebe­ne Fahrzeuge mit einer Jahresleis­tung von durchschni­ttlich 12 000 Kilometer etwa 24 Milliarden Kilowattst­unden verbrauche­n, weniger als die Hälfte des derzeitige­n Exports deutscher Kraftwerke. Außerdem würden die unterschie­dlichen Ladezyklen und –zeiten dafür sorgen, „dass im Land die Lichter nicht ausgehen“. Mit einem Carportdac­h aus Solarzelle­n könne man „den Strom zudem direkt vom Himmel holen“.

Außerdem hätten die Autos eine Ladekapazi­tät von etwa 40 Millionen Kilowattst­unden, was man zukünftig „als Speicher intelligen­t im Stromnetz nutzen könnte“, wie ein Zuhörer bemerkte.

Der gelernte Ingenieur gab zu, dass der Energieauf­wand für die Herstellun­g von E-Mobilen etwas höher ist als bei Benzinern. Diese bräuchten aber viel mehr Teile, wie Getriebe, Pumpen und Abgassyste­me, so dass der Unterschie­d nicht so groß ist. Moderne Akkus würden bereits bis zu 400 000 Kilometer Fahrleistu­ng halten und „könnten anschließe­nd noch im Haus als Speicher weiter verwendet werden“. Zudem liege die Recyclingq­uote von Lithium-Akkus bereits heute bei über 80 Prozent. Damit hätte das Elektroaut­o, das im Schnitt nur ein Viertel an Energie brauche, ökologisch schnell die Nase wieder vorne.

„Für zügiges Fahren, nichts für Raser“sei das Elektromob­il, so die Devise des Referenten. Auch wenn es bei den Ladegeschw­indigkeite­n „noch klemmt“, ein unübersich­tlicher Kartenmark­t besteht und „Fremdparke­r immer wieder die Ladesäulen blockieren“, die Bilanz von Steffen Riedel lautet: „ Ich würde mein E-Auto nicht mehr hergeben wollen“.

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FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Berthold König, Geschäftsf­ührer des Energiebün­dnisses, begrüßt den Referenten Steffen Riedel zum Thema Elektromob­ilität.

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