Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Belebend, lehrreich und sehr harmonisch
Marioara Trifan zum vierten Mal bei der „Mittagsmusik am Bösendorfer Flügel“
ISNY - Die „Mittagsmusik am Bösendorfer Flügel“im Foyer des Kurhauses ist längst kein Geheimtipp mehr. Auch diesmal füllten sich die Sitzreihen mit Blick auf Weiher, die Stadtmauer und Isnyer Dächer weit vor Konzertbeginn. Erwartet wurde Pianistin Marioara Trifan. Sie gastierte zum vierten Mal in Isny und hatte Pretiosen von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Sergej Rachmaninow und Frédéric Chopin dabei.
„Heute reicht der Platz mal“, zeigte sich Veranstalter Hans-Christian Hauser erfreut über die gute Resonanz. Er erläuterte kurz, dass über die 94 zur Verfügung stehenden Sitzplätze keine weiteren Stühle im Foyer aufgestellt werden dürfen.
Am Flügel Platz genommen hatte derweil die aus den USA stammende Interpretin, Trifan wurde 1950 in Los Angeles geboren. Stationen ihrer künstlerischen Laufbahn als Pianistin, Dirigentin und Hochschullehrerin reichen von New York bis zu zahlreichen renommierten Häusern in Europa. Vor 40 Jahren sei sie nach Deutschland gekommen, an die Musikhochschule in Köln, nach Mannheim, Hagen und Koblenz, wo sie Kapellmeisterin war, Sinfoniekonzerte leitete, als Pianistin international Erfolge feierte und zuletzt eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater in München innehatte.
In Isny war Schuberts „Impromptu“Nr. 2 in Es-Dur der Auftakt, das in perlenden Achtel-Triolen anhob, um nur wenig später die behände Selbstverliebtheit in einen melancholischen Mittelteil übergehen zu lassen.
Die virtuose Akzentuierung setzte sich in Beethovens Klaviersonate Nr. 26 in Es-Dur fort. Melodisch anders gestaltet, doch immer wieder schienen Parallelen auf – nicht von ungefähr: Schubert hat seinen Zeitgenossen Beethoven sehr verehrt. Dessen um 1810 entstandenes Opus 81a, oft nur „Les Adieux“genannt, thematisiert die Flucht Erzherzog Rudolfs aus Wien vor Napoleons Truppen, Abwesenheit und Wiederkehr. Dem Förderer widmete Beethoven ein selten poetisches Werk. Trifans Interpretation stellte die Gegensätze zwischen kraftvoll erregten, ernsten Partien und lebhaften, beinahe fröhlichen Momenten heraus. Nicht nur im ersten Satz, dem „Lebewohl“, auch mit „Abwesenheit“und „Das Wiedersehen“rückte Trifan die unerwartet emotionale Seite Beethovens in den Fokus.
„Jetzt ein großer Sprung zu Rachmaninow“, fuhr sie mit dessen „Etudes-Tableaux“Nr. 2 und Nr. 6 op. 39 aus der Zeit um 1914 fort, beide in aMoll und doch kompositorisch so unterschiedlich tönend. Gibt sich die eine Bilder-Etüde verwegen und traumwandlerisch mit zwei sich überlagernden Stimmen, setzt die andere eruptiv an, wechselt in marschtonartige, tiefe Lagen, um in rasantem Tempo gewitterartig zu enden. „Was die Bilder sind, wissen wir nicht, das ist der Fantasie überlassen“, erläuterte Trifan.
Und: „Was wären wir Pianisten ohne Chopin!“, wandte sie sich nach dem Sturm ans Publikum. Mit dem „Nocturne“Nr. 2 in E-Dur, op. 62 und der Ballade Nr. 2 in F-Dur, op.38 kehrte Gelassenheit ein. Von einer Pianistin, die spieltechnisch den Bösendorfer forderte – spannungsreich das Momenthafte und dessen Vergänglichkeit greifbar werden ließ.