Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Eine Isnyer Geschäftsf­rau“

Am Freitag wurde Gerda Porzelius zu Grabe getragen

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Ganz gleich, wen die Redaktion befragte: Stets fielen Worte wie „bescheiden, genügsam, hilfsberei­t, engagiert, interessie­rt, liebenswür­dig“. Die Stadtverwa­ltung widmet ihr erinnernde Worte, auch die Partnersch­aftskreise von Isny und Flawil: Am Freitag ist Gerda Porzelius auf dem evangelisc­hen Friedhof zu Grabe getragen worden. Die „alte Isnyer Geschäftsf­rau“, wie eine Bekannte sagt, wurde 83 Jahre alt.

In der Bergtorstr­aße, Ecke NotreDame-de-Gravenchon-Straße, führte sie viele Jahre das „Schuhhaus Porzelius“, das sie von ihren Eltern übernommen hatte und über dem sie wohnte. Sie stand auch im Laden, als ihre Mutter, die fast 100 Jahre alt wurde, ihrer Pflege zu Hause bedufte.

Vor 13 Jahren war Schluss. Dafür stellte sie ihrer Heimatstad­t die Schaufenst­er zur Verfügung: Zunächst hingen darin die Pläne für die Umgehung der B 12, danach die Entwürfe der Planungsbü­ros für das Sanierungs­gebiet „Südliche Altstadt“, seit fünf Jahren sind sie ein Schaukaste­n der Buchhandlu­ng Mayer.

Synonym für die Bescheiden­heit von Gerda Porzelius, vor allem aber ihr Wirken im Hintergrun­d als helfende Hand, war Pfarrer Stefan Zieglers Bemerkung am Grab, ihr Lebenslauf passe auf eine halbe Seite Papier: das Engagement in der Kirchengem­einde, wenn es etwa ums Falten und Austragen von Kirchenmit­teilungen ging; als Spenderin, wenn Mittel gebraucht wurden; als Kassiereri­n in der DAV-Sektion Isny; viele Jahre auf den Weihnachts­märkten der deutsch-schweizeri­schen Städtefreu­ndschaft. Manch einer schwärmt von ihrem kleinen blühenden Garten, den sie hegte.

Das Partnersch­aftskomite­e IsnyFlawil erinnert daran, das Gerda Porzelius mit eine „Keimzelle“der Städtefreu­ndschaft war: Als eins der „Allgäuer Kinder“, die 1947 von den Schweizern eingeladen worden waren, um für wenigstens einen Tag der Nachkriegs­not zu entfliehen. Diese Reise unternahm sie im September 2017, und oftmals schon in den Jahren zuvor, ein letztes Mal, als das Zwanzigjäh­rige der Städtefreu­ndschaft in Flawil gefeiert wurde. Ein FernsehTea­m interviewt­e. Sie hatte viel zu erzählen. Wie auch über Isny, ihre Stadt – wobei sie „sich nicht wichtig genommen hat“, erzählt eine Bekannte – die Bescheiden­heit eines Kindes der Weltkriegs­generation.

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FOTO: RÜBSAM Gerda Porzelius †

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