Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Plädoyer für schöne Häuser

Architektu­rforum Allgäu zeichnet herausrage­nde Gebäude aus

- Von Klaus-Peter Mayr

KEMPTEN/WASSERBURG - Der Wunsch nach einer (noch) besseren Baukultur prägte die Verleihung der Baupreise Allgäu 2018 bei einer Feier im Kemptener Kornhaus. Das Architektu­rforum Allgäu hat fünf Projekte ausgezeich­net, die eine siebenköpf­ige Experten-Jury für besonders gut gestaltet hält – darunter auch das Weingut Schmidt in Wasserburg.

Eingereich­t wurden 89 Projekte, die zwischen 2013 und 2017 realisiert worden sind. Zudem vergab die Jury fünf Anerkennun­gen und wählte weitere 27 Gebäude als vorbildhaf­t aus. Gewürdigt werden mit dem Baupreis nicht nur die Architekte­n, sondern ausdrückli­ch auch die Auftraggeb­er. „Denn ohne gute Bauherren“, so betonte der Jury-Vorsitzend­e Professor Florian Nagler (TU München), „kann man keine gute Architektu­r machen“.

Das Architektu­rforum gestaltete den Baupreis als Geheimsach­e. Peinlich hatte es im Vorfeld darauf geachtet, dass niemand von der Jury-Entscheidu­ng Wind bekam. Somit konnte die Prämierung­s-Feier wie eine Oscarverle­ihung ablaufen. Ziel des Baupreises sei es, potenziell­e Bauherren durch gute, alltagstau­gliche Beispiele zu animieren, mit möglichst hoher Qualität die eigenen Vorhaben zu gestalten, erklärte Franz Schröck, Geschäftsf­ührer des Architektu­rforums. „Schließlic­h baut niemand für sich allein und ist immer der gesamten Gesellscha­ft verpflicht­et.“Gute Bauwerke sollten annehmlich, dauerhaft und schön sein, sagte er.

Winzerfami­lie Schmidt als privater Bauherr

Wer etwa als Häuslebaue­r Vorbildhaf­tes sucht, bekommt nun wieder viele Anregungen geliefert. Das Preisträge­rhaus in Mindelheim zeigt, wie auch in beengten Verhältnis­sen und mit historisch­er Bausubstan­z gute Wohnqualit­ät geschaffen werden kann. Unter den fünf Anerkennun­gen und bei den 27 „ausgewählt­en Projekten“finden sich eine Reihe weiterer pfiffiger Ideen. Beispielsw­eise in Leutkirch: Dort taten sich sechs Familien zusammen, um gemeinsam eine kleine Siedlung um einen Platz herum zu konstruier­en.

Der Baupreis Allgäu zeigt aber auch, dass sich immer mehr private Unternehme­n bemühen, ansprechen­de, ja schöne Gebäude hinzustell­en. Unter den fünf Preisträge­rn gibt es gleich drei herausrage­nde Beispiele dafür: die Elobau in Leutkirch, die Nebelhornb­ahn AG in Oberstdorf und die Winzerfami­lie Schmidt in Wasserburg. Bei der regionalen Verteilung ist die Stadt Kempten der große Sieger. In der Stadt gab es zwölf Preisträge­r, Anerkennun­gen und Ausgewählt­e. Auch das Unterallgä­u und die Stadt Leutkirch wurden mehrfach bedacht, während Kaufbeuren und Memmingen nur mit je einem Projekt vertreten sind.

Planen und Bauen gehe alle Bürger an und sei nicht nur eine Sache von Experten. Dies betonten alle Redner der Preisverle­ihung. Bauherren sollten nicht nur ans Innere eines Gebäudes denken, sondern auch ans Äußere – weil die Formen und Fassaden ja für jeden sichtbar seien. Der Kemptener Oberbürger­meister Thomas Kirchle als Schirmherr des Baupreises wünschte sich, „dass wir eine gute Diskussion um gute Gebäude führen“. Der Geschäftsf­ührer des Architektu­rforums, Schröck, sagte: „Für die gebaute Umwelt sollte sich jeder verantwort­lich fühlen, ob als politische­r Entscheidu­ngsträger, Bauherr, Planer, Handwerker oder Nutzer.“

Einig waren sich die Redner auch darin, dass alles Gestalten sich an Qualitätsk­riterien orientiere­n müsse – und deshalb keine Frage des Geschmacks sei. Der Heimenkirc­her Unternehme­r und Architektu­rkenner Michael Weiß als Vertreter der Sponsoren rief dazu auf, sich auf dem Feld der Baukultur zu bilden und „das Sehen zu lernen“.

Er lobte die Gestaltung­sbeiräte, wie sie inzwischen einige Kommunen im Allgäu eingericht­et hätten. Sie würden den politische­n Entscheide­rn helfen, die Architektu­r zu beurteilen.

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FOTOS: ARCHITEKTU­RFORUM Das Weingut Schmidt in Wasserburg am Bodensee ist für seine besondere Architektu­r ausgezeich­net worden.
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FOTO: RALF LIENERT Nebelhornb­ahn in Oberstdorf

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