Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Landkreis will Schutzgebiet verkleinern
Allgäuer Berghof in Ofterschwang plant ein Chalet-Dorf mit 100 Betten
OBERALLGÄU/OFTERSCHWANG Um zehn Hektar verkleinern möchte die Gemeinde Ofterschwang das Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Hörnergruppe“, und der Oberallgäuer Umweltausschuss sagt mit 10:3 Stimmen Ja. Das letzte Wort hat der Kreistag. Anlass sind Pläne des Hotels „Allgäuer Berghof“, ein „ChaletDorf Alpe Eck“mit etwa einem Dutzend Hütten zu errichten. Das Schutzgebiet misst 6823 Hektar, also 68 Millionen Quadratmeter.
Die zehn Hektar, die Gemeinde und Kreis aus dem Schutzgebiet herausnehmen wollen, sind zum großen Teil längst bebaut. Sie enthalten die Hotelanlage, Nebengebäude, Außenflächen, Wege und Straßen. Das freie Gebiet für die Chalets mit etwa 100 Betten enthält Flächen, die einst als Biotop kartiert wurden. Doch ihr Wert sei längst gesunken, sagt Gottfried Mayrock, Leiter der Naturschutzabteilung im Landratsamt, mit Blick auf Fichtenaufwuchs und indisches Springkraut.
Das „LSG Hörnergruppe“existiert seit 1965 und wurde 1992 neu festgesetzt. Bisherige Hotel-Erweiterungen erfolgten mit einzelnen Baugenehmigungen. Betriebe hätten darauf in angemessenem Rahmen Anspruch, sagt Mayrock.
Bis auf den Platz für die Chalets handele es sich nun nur um eine Anpassung an die Realität. Für das Chalet-Dorf ist ein Bebauungsplan nötig; nach früherem Recht hatte der gegenüber dem Schutzgebiet Vorrang. Daher wurden laut Mayrock bei Aufstellung
des Schutzgebiets damals auch keine Entwicklungsflächen für das Hotel vorgesehen. Weil die alte Regel abgeschafft wurde, will das Landratsamt den Weg nun andersrum gehen: erst das Schutzgebiet verkleinern, dann den Bebauungsplan aufstellen.
Im Ausschuss für Kreisentwicklung, Tourismus und Umwelt taten sich einige Kreisräte mit dem Ansinnen schwer. Elfriede Roth (Grüne) nannte es zynisch, ein Stück Schutzgebiet mit der Begründung herauszulösen, dass die Natur dort eh belastet sei. Michael Finger (ÖDP) forderte, dafür an anderer Stelle zehn Hektar Schutzgebiet neu auszuweisen. Er zog Parallelen zu Entwicklungen am Riedbergerhorn und Grünten: Das Landratsamt umgehe den gesetzlichen Auftrag, Schutzgebiete zu sichern und zu erweitern.
Mayrock konterte, dass nicht alles nur in eine Richtung gehe. Man bemühe sich auch, Störungen zusammenzufassen und dafür andere Bereiche zu beruhigen.
„Wir haben uns das nicht einfach gemacht“, sagte Ofterschwangs Bürgermeister Alois Ried (CSU). Er erinnerte daran, dass die Gemeinde die nahegelegenen Sonneckhütten erwarb – ein „ungeordnetes, vermülltes Areal“. Sie ließ alles abreißen und renaturieren. Laut Ried wurde anfangs überlegt, dort die Chalets zu errichten. „Das ist baurechtlich möglich.“Doch auch der Bereich liege im Landschaftsschutzgebiet und zudem mitten im Skigebiet. Daher seien die Chalets direkt am Hotel weit besser aufgehoben.