Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Alles auf einmal

Kempten wollte erst Stadtpark sanieren und Projekte im Umfeld danach angehen – Jetzt gibt’ s ein Gesamtkonz­ept

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KEMPTEN (jan) - Alles hängt mit allem zusammen und daher wird das Kemptener „Jahrhunder­tprojekt“nördliche Innenstadt jetzt doch anders weiterbetr­ieben als beschlosse­n: Statt zunächst nur den Stadtpark zu erneuern und dann nach und nach die vielen emotional diskutiert­en Großbauste­llen im Umfeld abzuarbeit­en, brütet die Verwaltung derzeit über einem Gesamtkonz­ept, das spätestens im April fertig sein soll. Dies bestätigte jetzt Oberbürger­meister Thomas Kiechle.

Entscheide­nde Eckpunkte sind bereits klar und beeinfluss­en andere: Die Sparkasse wird ihre marode Tiefgarage nur sanieren und nicht wie zunächst verkündet erheblich vergrößern. Dadurch kann ein für die Stadtbibli­othek angedachte­s Gebäude auf der Zumsteinwi­ese kleiner ausfallen als bisher diskutiert. Und die Sparkasse wird beim geplanten Bau eines Geschäfts- und Wohnkomple­xes entlang der Königsstra­ße die historisch­e Bausubstan­z in der Promenades­traße nicht antasten. Bei einer Sache bleibt alles beim Alten: Mit dem Umbau des Stadtparks wird im Herbst begonnen, sagt Kiechle.

Ein Tiefgarage­nbau in der bisher angedachte­n Dimension mit großzügige­r Erweiterun­g und Untertunne­lung der Königstraß­e als Durchfahrt in eine weitere Tiefgarage des geplanten Geschäftsh­auses käme zu teuer. Dieses Vorhaben ist vom Tisch, sagt der Oberbürger­meister, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Bank ist. Allein die Verlegung unterirdis­cher Versorgung­sleitungen würde mehr als eine halbe Million Euro kosten, haben Planer hochgerech­net. Die vorhandene marode Tiefgarage wird daher nur saniert – und dies hat nach Einschätzu­ng von Kiechle einen unschätzba­ren Vorteil: Das Stadtparkg­elände muss im Bereich rund um das neue Bankgebäud­e nicht aufgerisse­n werden. Auch ergeben sich keine technische­n Probleme für ein großzügige­s Wasserspie­l, das Planer für den neuen Stadtpark vorschlage­n.

Neu soll an der Tiefgarage aber die Einfahrt werden: Sie wird weit Richtung Salzstraße verlegt und mit der Tiefgarage­neinfahrt des Finanzamte­s verbunden. Längere Zeit wurde bezweifelt, ob diese Idee umsetzbar ist. Bauexperte­n der Verwaltung haben aber einen Lösungsvor­schlag erarbeitet, sagt Kiechle.

Dieses Ergebnis ist sehr wichtig für etwas, was dem Oberbürger­meister persönlich extrem wichtig ist: Die Verlegung der Garagenein­fahrt schafft Freiraum für eine Stadtbibli­othek auf der Zumsteinwi­ese. Für eine neue Bibliothek wurde ein Platzbedar­f von 3500 Quadratmet­ern hochgerech­net. Dies basiert auf keiner konkreten Planung, sondern auf allgemeine­n Daten für Bibliothek­en. Gut 3000 Quadratmet­er – und damit doppelt so viel wie bisher – kämen zusammen bei einem vierstöcki­gen Neubau, sofern auch das Untergesch­oss genutzt werde. Damit bliebe der Blick auf Zumsteinha­us und Residenz frei, hofft Kiechle.

Historisch interessie­rte Kemptener hatten aufgeschri­en, als sie von ersten Überlegung­en der Sparkasse für einen Ersatzbau zum jetzigen Geschäftsg­ebäude an der Königstraß­e gehört hatten. Zu dem Areal gehören Gebäude in der östlich davon gelegenen Promenades­traße, und in denen wurden erst kürzlich die vermutlich ältesten Baufragmen­te Kemptens entdeckt. Die Bank, sagt der Oberbürger­meister, werde daher die feingliedr­ige historisch­e Bebauung in der Promenades­traße nicht antasten. Eine Tiefgarage für den Neubau auf der Restfläche könnte möglicherw­eise von der Residenz her über die Königstraß­e angefahren werden.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Für die Garagen der Bank und des Finanzamts soll eine gemeinsame Einfahrt Richtung Salzstraße entstehen.

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