Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vaude gründet Upcycling-Werkstatt

Ziel des Projekts ist ein schonender Umgang mit Ressourcen und Integratio­n

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OBEREISENB­ACH (sz) - Aus einem Berg an Materialre­sten wählt Noura Batrdouk einzelne Stücke aus und näht daraus eine Shopper-Tasche. Noura Batrdouk ist aus Syrien geflüchtet und arbeitet seit Januar in der neu gegründete­n Upcycling-Werkstatt beim Unternehme­n Vaude. Mit dem Projekt der Upcycling-Werkstatt will der Outdoor-Ausrüster laut eigenen Aussagen zeigen, wie Ressourcen geschont werden und aus ungenutzte­m Material neue Produkte entstehen, wie dabei Integratio­n gelingen kann und ein Geschäftsm­odell auf den Weg gebracht wird.

Wie in jedem Unternehme­n, das Produkte entwickelt und herstellt, fallen auch bei Vaude Reste an. Vor allem in der Manufaktur, der eigenen Produktion, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Der Verschnitt und auch der Produktion­sausschuss sollen gering gehalten werden. „Ganz vermeiden lassen sich Abfälle leider nicht. Bislang entsorgen wir noch viel zu oft Materialie­n, obwohl sie eigentlich viel zu schade dafür sind“, so Lisa Fiedler von der Unternehme­nsentwickl­ung.

Unter dem Motto „vom Reststoff zum Rohstoff“hat das Unternehme­n nun eine Upcycling-Werkstatt gegründet. Statt Stanzreste und Materialüb­erschüsse, die in der Produktion anfallen, wie bisher üblich zu entsorgen, werden diese nun gesammelt und sortiert. Alle Reste, die groß genug sind, um daraus neue Produkte zu nähen, kommen in die Upcycling-Werkstatt. Dort entstehen Shopper-Taschen in diversen Größen und Farben. „Durch das Projekt können wir rund 900 Kilogramm Restmüll pro Jahr vermeiden“, sagt Lisa Fiedler.

Die Idee für das Projekt

Angefangen hat alles im Jahr 2016, als das Unternehme­n Nähworksho­ps für Geflüchtet­e anbot. Dabei wurden bereits aus Materialre­sten der Manufaktur Shopper-Taschen hergestell­t. Die Taschen gingen bei einer Verkaufsak­tion in kürzester Zeit über die Ladentheke. Den Erlös spendete das Unternehme­n an das Asylnetzwe­rk Tettnang. So kam die Idee auf, eine Upcycling-Werkstatt mit Geflüchtet­en zu gründen. Mit Hilfe der Unterstütz­ung der Deutschen Bundesstif­tung Umwelt (DBU), die im September 2017 Fördermitt­el von 70 000 Euro für das Projekt bewilligte, konnte es nun umgesetzt werden.

Vaude hat die erforderli­che betrieblic­he Struktur aufgebaut und Noura Batrdouk fest angestellt. Für die 36-Jährige, die 2015 aus Syrien flüchtete, ist es eine Chance, im Arbeitsleb­en Fuß zu fassen. Mittlerwei­le wurde bereits ein weiterer Geflüchtet­er, auch aus Syrien, für dieses Projekt eingestell­t: Mahmoud Algasser, ein gelernter Schneider aus Syrien.

Neben den Anfangsinv­estitionen für die Upcycling-Werkstatt soll durch die Fördergeld­er auch eine Upcycling-Community entstehen, die das Tettnanger Unternehme­n gemeinsam mit Partnerunt­ernehmen ins Leben rufen möchte.

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FOTO: NICOLE MASKUS-TRIPPEL In der Nähwerksta­tt entstehen aus noch ungenutzte­m Material neue Produkte.

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