Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fachmärkte auf 36 000 Quadratmet­ern

Investor plant in Kempten Angebote, die es in dieser Form dort noch nicht gibt

- Von Peter Januscke

KEMPTEN - Die Kemptener Politik hat den Abzug der Bundeswehr mit viel Zweckoptim­ismus als Chance für die Stadtentwi­cklung eingestuft und jetzt könnte im früheren Versorgung­sdepot an der Ulmer Straße tatsächlic­h etwas Großes und teilweise völlig Neues entstehen: Der Kemptener Investor Walter Bodenmülle­r plant auf 36 000 Quadratmet­ern Fläche ein Fachmarkt- und Sportcente­r. Dort soll es Angebote geben, die in Kempten bisher gänzlich fehlen: eine Box-Arena beispielsw­eise, oder auch Hallenfußb­all-Felder und ein Schieß-Kino.

Das Versorgung­sdepot liegt verkehrsgü­nstig am nordöstlic­hen Stadtrand in der Nähe von Autobahn und B 12. Auf dem Gelände stehen massiv gebauten Hallen. Sie zu beseitigen erfordert großen Aufwand, daher wurde die Fläche vergleichs­weise günstig (für einen sechsstell­igen Betrag) verkauft. Mieteinnah­men ließen sich nach Worten von Bodenmülle­r auch mit den vorhandene­n Hallen erzielen, der Investor denkt allerdings in viel größeren Dimensione­n – und „die Signale stehen bisher auf Grün“. Angedacht ist Handel auf 25 000 Quadratmet­ern. 6000 Quadratmet­er davon könnte allein das Gartenunte­rnehmen Dehner belegen. Bisher hatte die Firma einen Umbau ihres vorhandene­n Standorts an der Füssener Straße vorangetri­eben und erklärt, damit so schnell wie möglich beginnen zu wollen.

Des Weiteren war ein Zweitstand­ort am Oberstdorf­er Knoten im Gespräch, auf der Fläche, die derzeit noch der Konkurrent Kutter belegt. Dessen Mietvertra­g läuft – wie berichtet – aus. Dehner denkt aber offenbar um. „Wir sind uns soweit einig“, sagt Bodenmülle­r dazu. Von dem Gartenunte­rnehmen selbst war keine Stellungna­hme zur aktuellen Planung für seine Standorte in Kempten zu erhalten.

Der Investor denkt außerdem an Geschäfte aus den Bereichen Zweirad, Motorradbe­kleidung, Betten, Möbel, Sanitär, Camping. Aus seiner Sicht alles Branchen, die nicht „innenstadt­relevant“sind. In diesem Wort steckt politische Brisanz, da Stadträte in ersten Reaktionen auf die Pläne den zuletzt wiederholt dokumentie­rten politische­n Willen herausgest­richen haben: Angebote, die es in der Kemptener Innenstadt gibt, dürfen nicht durch Händler mit dem gleichen Sortiment rundherum gefährdet werden.

Bodenmülle­r denkt an mehrstöcki­ge Bauten und im Obergescho­ss an vieles, das es in Kempten nicht gibt: Hallenfußb­all ohne Anbindung an einen Verein auf Feldern mit 16 auf 32 Meter ist beliebt, derzeit aber nur in Sonthofen zu finden. Eine BoxArena ist weit und breit nicht zu finden. Indoor-Golf, ein Schießkino und ein großes Fitnessstu­dio, da könnten nach Auffassung des Investors 4500 Quadratmet­er zusammenko­mmen. Insgesamt sind 650 bis 700 Stellfläch­en oberirdisc­h und in einer Tiefgarage eingeplant.

Wie geht es weiter?

Auf 36 000 Quadratmet­er Fläche kommt Bodenmülle­r nur, sofern er von der Bundes immobilien verwaltung Grund bekommt, der derzeit noch als möglicher neuer Standort für das Technische Hilfswerk im Gespräch ist. Der Investor hat dem THW vergangene Woche mehrere Alternativ­en angeboten. Gestern haben Verantwort­liche der Organisati­on darüber diskutiert, nach Worten von Regional geschäftsf­ührerin Brigitte Müller entscheide­t jedoch allein die Bundes immobilien verwaltung und diese habe sich noch nicht geäußert. Bevor das frühere Versorgung­sdepot neu bebaut werden kann, muss der rechtliche Rahmen dafür geschaffen werden, das heißt, es muss ein Bebauungsp­lan aufgestell­t werden. Die Baujuristi­n der Stadtverwa­ltung, Dr. Franziska Renner, wollte zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Projekt „gar nichts sagen. Das ist zu früh“. Oberbürger­meister Thomas Kiechle war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen, er kommt erst heute von einer Tagung des Städtetage­s zurück.

Bodenmülle­r will im Winter des kommenden Jahres mit dem Abriss der alten Bauten beginnen. Ob bis dahin ein Bebauungsp­lan erstellt werden kann, ist fraglich: Die Bauverwalt­ung ist derzeit bis an die Grenzen des Machbaren ausgelaste­t und mehrere Kommunalpo­litiker äußerten sich identisch: „Es gibt derzeit wichtigere­s und die Frage ist, ob wir dort überhaupt Handel wollen.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Eine Riesenfläc­he mit Entwicklun­gsmöglichk­eiten: Ein Investor will auf dem Gelände des früheren Bundeswehr­Versorgung­sdepots ein Fachmarktz­entrum und verschiede­ne Sportstätt­en bauen.

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