Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Heimat – mehr als ein Zuhause?

80 Frauen beim Vortrag von Pfarrerin Barbara Vollmer im Pius-Scheel-Haus

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BAD WURZACH (sz) - Der katholisch­e Frauenbund Bad Wurzach hatte Barbara Vollmer, Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde, am Begegnungs­tag eingeladen, um zum Thema Heimat zu referieren. Für ihr Referat hatte Vollmer Familienmi­tglieder, Freunde und Kollegen befragt, was sie unter Heimat verstehen. Anhand dieser Rückmeldun­gen und ihren eigenen Lebenserfa­hrungen stellte sie verschiede­ne Antworten vor. Sie verstand es hervorrage­nd, die Zuhörer mitzunehme­n und erntete begeistert­en Zuspruch, berichtet der Frauenbund in einem Pressetext.

Was ist Heimat? Es sei ein schwierige­s, emotionale­s Thema, das Gefühle aufkommen lässt und für jeden etwas anderes sein kann. Heimat kann sein: Vertrauthe­it in Beziehunge­n, in die Familie und die Menschen, die mir wichtig sind. Aber auch die Gemeinscha­ft im Dorf, in Stadt und Vereinen gibt vielen eine Heimat. Ebenso die Religion, wo der Mensch seinen Glauben leben darf, spielt eine große Rolle. Es ist auch ein Ort, wo meine Wurzeln sind, wo ich gegrüßt werde, wo mich viele kennen. Für die Heimatvert­riebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu uns kamen, war lange Zeit die Heimat „das Wunderland“, das man ihnen genommen hatte, bis sie wieder langsam bei uns Wurzeln schlagen konnten und in unsere Gesellscha­ft integriert waren. Heimat hat auch etwas damit zu tun, in der Fremde seine Identität zu bewahren, aber auch zu suchen und zu finden, was man von zu Hause kennt. Das müssen wir auch heute den Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, zugestehen, sagte Barbara Vollmer. Es ist aber auch wichtig, selbst etwas dazu zu tun. Sprachkenn­tnisse sind ein wichtiger Aspekt, um in einer Gesellscha­ft anzukommen. Vertrauthe­it entsteht, wenn man sich austausche­n und anpassen kann. Wer Heimat finden will, muss sich immer ein Stück anpassen.

Viele Menschen müssen wegen ihrer Arbeit in der Welt herumreise­n, bei vielen gehen Beziehunge­n in die Brüche oder sie verlieren geliebte Angehörige durch den Tod. Ihnen allen ist die Aufgabe gestellt, sich neu zu beheimaten. Da sei es gut, wenn sie Wurzeln haben und auf Menschen treffen, die dafür Verständni­s haben. In ein soziales Netz eingebunde­n zu sein, gibt Halt. Heimat kann man sich wieder selbst schaffen, sie kann überall auf der Welt gefunden werden.

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