Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Jetzt geht’s rund

SZ-Volontärin testet Rhönradtur­nen bei der TSG Bad Wurzach

- Von Corinna Konzett

BAD WURZACH - „Schwung holen: eins, zwei, drei und los“, sagt Trainerin Kathrin Neher – und plötzlich zeigen meine Fußsohlen zur Hallendeck­e. Meine Füße sind mit Bindungen an ein Rhönrad geschnallt, meine Hände umklammern die Griffe rechts und links von mir, und meine Augen – ich gebe es zu – kneife ich bei der ersten Umdrehung fest zusammen. Bei der TSG Bad Wurzach darf ich zum ersten Mal in meinem Leben im Rhönrad turnen.

„Ich habe als Kind Rhönradtur­ner bei Aufführung­en gesehen und war sofort begeistert“, erzählt RhönradTra­inerin Kathrin Neher. Gemeinsam mit Ramona Büchler trainiert sie in der Rhönradabt­eilung der TSG Bad Wurzach etwa 20 Kinder und Jugendlich­e. Mit zwölf Jahren hat Kathrin selbst angefangen im Rhönrad zu turnen. „Der Sport ist mit keinem anderen zu vergleiche­n. Er ist einzigarti­g und einfach toll“, schwärmt die heute 28-Jährige.

Und tatsächlic­h ist die Nachfrage nach einem Platz in der Wurzacher Rhönradgru­ppe groß: „Die Warteliste für Kinder, die mit Rhönradtur­nen anfangen möchten, ist bei uns sehr lang, aber wir können momentan keine neuen Kinder aufnehmen. Dafür reichen unsere Räder und der Platz in der Halle nicht.“Seit 1988 gibt es bei der TSG eine Rhönradabt­eilung: etwas ganz Besonderes in der Region. „Wir sind in unserem Turngau die einzigen Rhönradtur­ner. Der nächste Verein ist bei Stuttgart“, sagt Kathrin.

Eine der Wurzacher Rhönradtur­nerinnen ist die 14-jährige Duygu. Seit drei Jahren turnt sie in dem etwa 50 Kilogramm schweren Rad aus Metall. Heute überlässt sie mir das Rad, in dem sie sonst trainiert. „Du musst keine Angst haben. Du bist gut festgemach­t“, sagt sie und zurrt die beiden Schnallen an meinen Füßen fest: „Das muss ein bisschen weh tun.“Dann soll ich meine Füße nach außen drehen und nach unten drücken. „Das darfst du nicht vergessen. Dass du die Füße fest nach unten drückst, ist eigentlich das Wichtigste“, erklärt mir Duygu. Mit meinen Händen halte ich mich an den Griffen rechts und links von mir fest.

Schon rollt die 14-Jährige mich los. Der Boden kommt immer näher, und plötzlich stehe ich Kopf. Meine Knie fangen an zu zittern, und ich beim heilfroh, dass mich Duygu und Kathrin an meinen Beinen festhalten. „Füße runter drücken!“, ruft mir Kathrin zu. Ich drehe mich immer weiter, und plötzlich ist die Hallendeck­e wieder oben und der Boden unter meinen Füßen.

Spirale und Spagat

„Gut gemacht“, sagt Duygu und grinst mich an, „beim nächsten Mal machst du noch die Augen auf.“Nach einigen weiteren Umdrehunge­n fühle ich mich schon sicherer und möchte gar nicht damit aufhören, mich mit dem Rhönrad durch die Halle zu drehen.

Dann überlasse ich das Rad aber doch wieder Duygu und schaue den Kindern und Jugendlich­en von der TSG beim Training zu. Neidisch sehe ich, wie eines der Mädchen sich nur mit den Füßen im Rad hält und die Arme nach außen streckt – Freiflug heißt diese Übung, erklärt mir Kathrin. „Nils übt gerade eine Figur namens Spirale“, sagt sie weiter. Dabei bringt der Junge das Rad zum schwingen und kreist in Wellenbewe­gungen mit der Innenseite des Rades parallel zum Boden. Schließlic­h rollt Duygu an mir vorbei, während sie einen Spagat im Rhönrad macht. Akrobatisc­he Figuren wie diese zeigen die Wurzacher Rhönradtur­ner regelmäßig bei Shows. Und eins ist sicher: Bei diesen Vorführung­en geht es garantiert rund.

Die nächste Vorführung der Wurzacher Rhönradtur­ner ist während des Fit-Fun-Shopping-Tages am 15. April um 14 Uhr am Stadtbrunn­en.

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FOTO: DAVID WEINERT Die Rhönradgru­ppe der TSG Bad Wurzach und mittendrin Rhönrad-Neuling und Volontärin bei der „Schwäbisch­en Zeitung“, Corinna Konzett.

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