Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Moculescus Lieblinge

Der ehemalige Volleyball­trainer des VfB Friedrichs­hafen nahm Spieler unter seine Fittiche, die er mochte – Anderen erging es nicht so gut

- Von Lilia Ben Amor

FRIEDRICHS­HAFEN - Stelian Moculescu hatte persönlich­e Schützling­e. Der einstige Volleyball-Cheftraine­r des VfB Friedrichs­hafen ließ seine Spieler spüren, ob sie in seiner Gunst standen oder nicht. Am Mittwoch, 14. März, stehen die Häfler dem sogenannte­n Meistermac­her, der mit dem VfB insgesamt 27 Titel geholt hat, in der Champions League gegenüber. Doch nicht alle seiner ehemaligen Spieler haben Moculescu in guter Erinnerung.

20 Jahre trainierte Moculescu die VfB-Volleyball­er und machte sie zu einer der erfolgreic­hsten Mannschaft­en Deutschlan­ds. Der größte Rivale in den nationalen Spielen waren die Berlin Recycling Volleys, mit denen die Häfler Saison für Saison um die Meistersch­aft kämpften. Jetzt hat Moculescu die Seiten gewechselt und trainiert seit wenigen Wochen den Hauptstadt­club . Eigentlich hatte sich der 67-Jährige vor zwei Jahren in Friedrichs­hafen in die Rente verabschie­det. Doch die Berliner holten ihn völlig überrasche­nd wieder zurück in die Halle.

Kurz vor den Champions-LeagueSpie­len gibt es vonseiten des VfB Friedrichs­hafen keine Statements mehr zu Moculescu. Diese Ära sei abgeschlos­sen, heißt es auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Fragen seien unerwünsch­t, Antworten gebe es nicht. Dabei haben zwei aktuelle Spieler aus Friedrichs­hafen noch unter Moculescu trainiert. Simon Tischer und Markus Steuerwald hatten den Trainer allerdings ganz unterschie­dlich erlebt.

Unter all seinen Lieblingen hat Simon Tischer Moculescu wohl am meisten zu verdanken. Der Meistermac­her entdeckte den jungen, noch schüchtern­en Spieler 2004 in Mendig und machte ihn zu einem Weltklasse-Zuspieler. 2007 gewann Tischer mit dem VfB das nationale Double und dazu die Champions League. Bei der Europameis­terschaft erreichte Tischer mit der Nationalma­nnschaft den fünften Platz.

Karriere in Europa

Dank dieser Erfolge bekam der VfBZuspiel­er die Chance, in zahlreiche­n Teams in Europa und Russland zu spielen. Unter anderem trug er die Markus Steuerwald und Trainer Stelian Moculescu hatten nicht immer das beste Verhältnis zueinander.

Trikots von Olympiakos Piräus, Ziraat Bankasi Ankara und VK Dynamo Krasnodar. Für seinen ehemaligen Trainer findet Tischer daher eigentlich kaum ein schlechtes Wort – wenn er denn darüber sprechen dürfte.

Während Moculescu Tischer regelrecht unter seine Fittiche nahm, ließ er andere Spieler dagegen spüren, dass er nur wenig von ihnen hielt. Markus Steuerwald war einer

der Spieler beim VfB, die trotz guter Leistungen keinen guten Stand bei Moculescu hatten. 2006/07 rückte der Libero wegen eines Verletzung­sausfalls als Notnagel in die Mannschaft und überrascht­e Publikum und Gegner mit seinem Talent. Friedrichs­hafen gewann das Triple, Steuerwald wurde beim Final-FourTurnie­r in Moskau als bester Libero ausgezeich­net. Doch belohnte ihn Moculescu dafür nicht. In den Jahren darauf war Steuerwald lediglich zweite Wahl für den Trainer, bis der Spieler im Jahr 2010 nach Paris wechselte.

Mit seiner Rückkehr aus dem Ruhestand sah Moculescu in Berlin auch einen weiteren Schützling wieder. Unter ihm spielte der Australier Luke Perry in der Saison 2015/16 beim VfB Friedrichs­hafen. Moculescu hatte ihn entdeckt und gefördert. Am Bodensee entwickelt­e sich der 20-Jährige und wurde mit den Häflern Vizemeiste­r. Nachdem Stelian Moculescu im Frühjahr 2016 seinen Abschied nahm, wechselte Perry zu den BR Volleys.

Dreimal in acht Tagen spielt der VfB nun gegen Berlin: zweimal in der Champions League, einmal in der Hauptrunde der Volleyball-Bundesliga. Das Hinspiel findet am Mittwoch, 14. März, in Berlin statt (19.30 Uhr), das Rückspiel in Friedrichs­hafen steigt am Donnerstag, 22. März, um 20 Uhr. Dazwischen duellieren sich die beiden Clubs in der Bundesliga am Sonntag, 18. März, um 14.30 Uhr in der Häfler ZF-Arena. „Es bringt einen gewissen Kitzel in die Sache“, sagt Peter Turkowski, Interims-Geschäftsf­ührer der VfB Friedrichs­hafen Volleyball GmbH, über das Wiedersehe­n mit dem Ex-Trainer Moculescu. Eine gewisse Ähnlichkei­t der beiden Trainer sieht Turkowski: „Die Trainer sind beide Alphatiere.“

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FOTO: DPA Simon Tischer (Mitte, links Scott Kevorken, rechts Bartlomiej Boladz) spielte bereits unter Stelian Moculescu beim VfB Friedrichs­hafen.
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