Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So viele Besucher wie noch nie

Ausstellun­g „Face to Faith. Mount Kailash“von Samuel Zuder in der Galerie im Kornhaus erfährt große Resonanz

- Von Babette Caesar

LEUTKIRCH - Die Eröffnung der Ausstellun­g „Face to Faith. Mount Kailash. Tibet“des Fotografen Samuel Zuder hat am Sonntagvor­mittag so viele Menschen wie wohl noch nie in die Galerie im Kornhaus angelockt. So der Eindruck von KarlAnton Maucher in seinem Grußwort. Samuel Zuder, 1965 in Leutkirch geboren und seit 1997 in Hamburg lebend, zeigt 40 Fotografie­n von Menschen, die den Mount Kailash im hintersten Westtibet umrundet haben. Seine Aufnahmen vermitteln das Gefühl, als sei man ein Teil dieses Naturerleb­ens.

Dieser Berg, der den Tibetern als der Ursprung des Universums gilt, steht als Solitär in der Landschaft. Bestiegen wurde er noch nie, auch wenn von Seiten Chinas, zu dessen politische­m Territoriu­m er gehört, immer wieder Anläufe unternomme­n werden, um das Heiligtum zu entehren. Einzig Reinhold Messmer habe in den 1980er-Jahren eine Genehmigun­g erhalten, aber aus Respekt vor dem Berg keinen Gebrauch davon gemacht.

„Meisterlic­he Lehrherren“

Für Samuel Zuder, der 1984 in Leutkirch Abitur machte, bot sich anschließe­nd

TRAUERANZE­IGEN als Volontär bei der „Schwäbisch­en Zeitung“die Gelegenhei­t einer Ausbildung als Fotograf bei „meisterlic­hen Lehrherren“. Rupert Leser und Roland Rasemann waren das. Bis 1990 blieb er als Redaktions­fotograf im überregion­alen Mantelteil.

Es folgte ein Studium an der Fachhochsc­hule Dortmund für „Visuelle Kommunikat­ion“. Seit 1995 übernimmt er als „Freelance Photograph­er“Aufträge für große Magazine wie GEO Saison, Süddeutsch­e Zeitung oder die ZEIT. Er hat zahlreiche Preise gewonnen und Reisen unternomme­n nach Indien, Japan, Afrika oder Kuba.

Außergewöh­nliches Projekt

Jetzt ist er in seine Heimatstad­t zurückgeke­hrt, wo ihm am Sonntag viele ehemalige Kollegen, Klassenkam­eraden, Freunde und Fotofans begrüßten. Erstmals würden Bilder von seiner Tibet-Reise überhaupt ausgestell­t. Auf Initiative des Galeriekre­ises Leutkirch unter Leitung von Otto Schöllhorn, der hiermit die ausgetrete­nen Pfade verlasse, so Karl-Anton Maucher.

Katja Waizenegge­r, Redakteuri­n der „Schwäbisch­en Zeitung“, klärte in einem Künstlerge­spräch, wie es zu diesem außergewöh­nlichen Pronen jekt kam und wie er es umgesetzt hat. Der Roman „1979“von Christian Kracht war 2001 die Initialzün­dung. Darin geht es um einen Verstorbe- in einem Iraner Hospital und das Umrunden des Kailash zur Läuterung. Das hat Zuder so fasziniert, das er sich 2014 auf den Weg machte in diese „schöne“Mondlandsc­haft.

Extreme Bedingunge­n

unwirtlich­e Panoramaau­fnahmen des verschneit­en und umnebelten Berges zeugen davon. Mitgenomme­n hat Zuder auf eine Höhe von 5700 Metern eine schwere Großbildka­mera, Stativ, Planfilmka­ssetten und Rucksack. Auf dieser Höhe, wo die Luft schon ziemlich dünn ist, verläuft der Pilgerweg rund um den Berg. 54 Kilometer lang. Wer es 108-mal schafft, der erfahre Erleuchtun­g. Nur handelt es sich dort um eine äußerst widerständ­ige Landschaft mit extremen Witterungs­bedingunge­n. Zuder hatte die Nase voll von Vorgegeben­em. Er lechzte nach Veränderun­g im Sinne von Rückbesinn­ung. Dabei interessie­ren ihn Menschen an Orten, die nicht unbedingt menschenfr­eundlich sind. Ihm liegt daran, Natur und Menschen als Einheit vor die Kamera zu bekommen. Ohne Eingriffe, ohne Inszenieru­ng. Das widerspieg­eln seine Aufnahmen des Saga-Dawa-Festes mit der Zeremonie zu Ehren Buddhas im Kontrast zu Porträtbil­dern von Frauen und Männern in ihren farbigen landestypi­schen Kleidern. Teils vermummt mit Sonnenbril­le, auf einem Motorrad oder ein 62-jähriger Mann aus Indien in Steppjacke auf einem festlich geschmückt­en Pferd. Ein Bild, das eine gewisse Komik aus sich selbst heraus gebiert.

Samuel Zuder ist ein erzählfreu­diger Mensch, der sich mitsamt Equipment und Guide am Pilgerweg aufgebaut hat und manche Abfuhr erlebte. Was bleibt von einer solchen Unternehmu­ng? Die technische Anspannung vor Ort sei vorüber. Jetzt wirke das Transzende­ntale, wenn er sich an die totale Stille während einer Langzeitbe­lichtung bei Vollmond erinnert und sie „eine Kulisse nicht von dieser Welt“nennt. An den Moment, als ihm der Atem stockte angesichts der eigenen Machtlosig­keit gegenüber der Gestalt der Natur. Von dieser aufrichtig­en Gewissheit sprechen seine Fotografie­n.

Die Ausstellun­g „Face to Faith. Mount Kailash. Tibet” mit Fotografie­n von Samuel Zuder in der Galerie im Kornhaus dauert bis 21. April 2018. Sie ist montags von 9 bis 18 Uhr, mittwochs von 14 bis 18 Uhr, donnerstag­s von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 19 Uhr, freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr, sonntags und feiertags von 15 bis 17 Uhr. Karfreitag geschlosse­n. Ehren Sie einen geliebten Verstorben­en mit einem Jahresgedä­chtnis in Ihre Tageszeitu­ng.

Kommen Sie in einer unserer Geschäftss­tellen vorbei. Wir beraten Sie gern.

Kontaktdat­en und Öffnungsze­iten finden Sie auf schwäbisch­e.de/trauer

 ?? FOTO: BABETTE CAESAR ?? So viele Besucher wie noch nie: Der Fotograf Samuel Zuder (links) in seiner Ausstellun­g „Face to Faith. Mount Kailash“in der Galerie im Kornhaus.
FOTO: BABETTE CAESAR So viele Besucher wie noch nie: Der Fotograf Samuel Zuder (links) in seiner Ausstellun­g „Face to Faith. Mount Kailash“in der Galerie im Kornhaus.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany