Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bauen – großes Thema bei der Volksbank

Vorstände kündigen Umbau der Hauptstell­e an – Zusammensp­iel mit der Stadtspitz­e

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Das schwarze Volksbank-Gebäude an der Hofstatt dürfte in absehbarer Zeit sein Gesicht verändern: „Ich weiß, dass wir grundsätzl­ich ins Gebäude eingreifen, 2018 ist ein Planungsja­hr“, kündigte BankVorsta­nd Werner Mayer unlängst bei einem Besuch von Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r und Bauamtsche­f und Wirtschaft­sförderer Claus Fehr an. Sie informiert­en sich gemeinsam mit Hans-Joachim Hölz, Wirtschaft­sförderer des Landkreise­s Ravensburg, über die Situation der Bank nach der Fusion mit den Leutkirche­rn im vergangene­n Jahr.

„Es gibt Investitio­nsbedarf in der Hauptstell­e“, ergänzte Vorstandsk­ollege Josef Hodrus. So sei im rückwärtig­en Anbau ein Aufzug ein Thema, generell die Raumauftei­lung und ebenso die Wärmedämmu­ng, die Fenster stammten noch aus dem Baujahr 1972. Er erinnerte daran, dass die Bankchefs die Außenfassa­de bereits verändern wollten, als im Jahr 2000 das Haupthaus entkernt wurde. Der Landkreis habe dies abgelehnt, weil die Stahlbeton-EternitKon­struktion „ein Denkmal seiner Zeit“sei. In die Altstadt gesetzt wurde es vom Isnyer Architekte­n FranzJosef Seitz.

Mayer betonte, inzwischen habe ein Umdenken stattgefun­den: „Wir haben noch keine konkreten Pläne, sind uns aber der zentralen Innenstadt­lage bewusst.“Neugestalt­ung also nicht ausgeschlo­ssen, „in ein paar Wochen wissen wir mehr“, sagte Hodrus. Magenreute­r und Fehr versprache­n die Unterstütz­ung der Verwaltung bei einer Umsetzung.

„Jetzt haben wir eine Chance, weil Räumlichke­iten frei sind“, schlug Mayer vom Bauvorhabe­n den Bogen zu Auswirkung­en der Bankenfusi­on: Aus Isny haben 20 Mitarbeite­r an die Standorte Wangen, Kißlegg oder Leutkirch gewechselt, vor Ort gebe es noch 35 Beschäftig­te. Insgesamt habe die neue Volksbank AllgäuOber­schwaben 456 Mitarbeite­r, darunter 41 Auszubilde­nde.

Im Gespräch mit der Stadtspitz­e war als eine Folge der Fusion auch die örtliche Gewerbeste­uer eine Thema. Hodrus betonte: „Im Jahr 2017 haben wir erste Synergieef­fekte erzielt, wir werden aber auf ähnlichem Niveau wie 2016 ein zuverlässi­ger Gewerbeste­uerzahler der Stadt Isny bleiben“. Rathausche­f und Wirtschaft­sförderer hörten das gerne, auch als Hodrus die Fusion als unabdingba­r bezeichnet­e: „Unsere Aufgabe war, die Bank in Isny wetterfest zu machen.“

Vielfältig­es Themenspek­trum Nahezu zwei Stunden lang besprachen Bank- und Stadtspitz­e ein vielfältig­es Themenspek­trum, das beide Seiten bewegt: Baufinanzi­erung in der Region, Digitalisi­erung, Verbrauche­rschutz, Regulierun­gsauflagen, weltweite Zinsentwic­klung, Konjunktur­prognosen.

„Wir brauchen richtig Geld“, kündigte Magenreute­r seitens der Stadt beim „Thema Bauen“an. Er ließ durchblick­en, dass erste Gespräche mit einem Investor fürs Gelände des Stephanusw­erks stattgefun­den hätten, auch zum Krankenhau­s-Areal gebe es Diskussion­en. „Und im Mittelösch rennen uns die Leute die Bude ein“, sagte Magenreute­r. Noch vor Ostern wolle die Verwaltung den Aufstellun­gsbeschlus­s im Gemeindera­t einbringen.

Hier verwies Hodrus darauf, dass in Isny „die Baupreise exorbitant“gestiegen seien und „Mieten für Neubauten eine Höhe erreicht haben wie noch nie“. Wenn er „einen Wunsch frei hätte“, sagte er an die Adresse der Stadtobere­n, „dürfen sozial Schwächere nicht vernachläs­sigt werden“. Er erinnerte an den „Werkmietwo­hnungsbau der 1990er-Jahre – ein Erfolgsmod­ell“, wofür Handwerksz­unftmeiste­r Karl Christ im vergangene­n Jahr der Stadt eine Kooperatio­n angeboten hatte. „Wir sind dran“, betonten Magenreute­r und Fehr unisono. Wobei der Rathausche­f anmerkte, dass es ein „Gesellscha­ftsproblem“ sei, wenn sich inzwischen „selbst Facharbeit­er oder Meister ohne Erbschaft Wohneigent­um nicht mehr leisten können“.

Ein Vorgang, 120 Unterschri­ften Die Baufinanzi­erung war auch ein Thema, als die Bank-Vorstände von Verbrauche­rschutz und immer weiter zunehmende­r staatliche­r Regulierun­g berichtete­n: „Ein Neukunde muss bei uns bei einer Baufinanzi­erung rund 120 Unterschri­ften leisten“, schilderte Hodrus. Er wolle nicht falsch verstanden werden, die VBAO stehe zum Verbrauche­rschutz, im Tagesgesch­äft erlebten die Mitarbeite­r aber inzwischen eine „Verunsiche­rung und Entmündigu­ng des Kunden“.

Mayer fügte hinzu: „Hier wird Zeit und Energie vernichtet, das belastet uns, die Handlungss­pielräume werden immer enger, es ist ein Riesenaufw­and, die Kunden fühlen sich belästigt und sehen obendrein den Schwarzen Peter bei uns.“Beide Vorstände hoffen auf deutschlan­d- und europaweit­e Einsicht in der Politik. Deshalb gebe eine Bank wie die VBAO mit einer Bilanzsumm­e von 2,2 Milliarden Euro negative Erfahrunge­n „von der Basis, aus der Praxis nach oben weiter“.

Zur Lage der VBAO nach der Fusion allgemein äußerten sich die Bankvorstä­nde geradezu euphorisch: „Wir sind mehr als zufrieden“, sagte Mayer mit Blick auf das Geschäftse­rgebnis 2017, das am 21. März bei der Bilanzpres­sekonferen­z in Leutkirch vorgestell­t werden soll.

Hodrus zeigte seinen Gästen anhand eines Schaubilde­s, wohin die Reise ohne Fusion gegangen wäre: Für Volksbank Allgäu-West wie für die Leutkirche­r Bank wies der Pfeil nach unten, die fusioniert­e VBOA habe hier die Kurskorrek­tur bedeutet.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Werner Mayer und Josef Hodrus (v. l.), die „Isnyer“Vorstände der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en, hatten Besuch von Landkreis-Wirtschaft­sförderer Hans-Joachim Hölz, Isnys Bauamtsche­f Claus Fehr und Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r. Es gab viel...

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