Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der „Stich ins Herz“scheint schnell verheilt

Nach dem Aus in den Pre-Play-offs schalten die Ravensburg Towerstars zügig um und blicken nach vorn

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Zwei Tage nach dem frühen Saisonaus in den Pre-Playoffs wirkten die Hauptveran­twortliche­n der Ravensburg Towerstars, als hätte der vergangene Freitagabe­nd so gar keine Auswirkung­en auf ihr Gemüt gehabt. Erstaunlic­h aufgeräumt und entspannt blickten Coach Jiri Ehrenberge­r und Geschäftsf­ührer Rainer Schan am Sonntagnac­hmittag auf das Scheitern zurück, das durchaus dramatisch zustande kam: 0:2 lagen die Towerstars in Crimmitsch­au nach zwei Dritteln hinten, dann kämpften sie sich zurück und glichen aus, nur um in der Verlängeru­ng das entscheide­nde Gegentor zu bekommen.

Dieses letzte von 54 Spielen war so etwas wie ein Spiegelbil­d der gesamten Saison. Ehrenberge­rs und Schans Argumente glichen deshalb am Sonntag auch denen, die sie in den vergangene­n Wochen immer wieder gebracht hatten: das Verletzung­spech war zu groß, das Scheibengl­ück hat einfach gefehlt. Im Unterton klang das so, als sei alles nur halb so schlimm.

Unmittelba­r nach dem 2:3 hatte Ehrenberge­r in Crimmitsch­au noch deutlich gezeichnet gewirkt. „Am Ende ist Enttäuschu­ng da“, sagte er, während um ihn herum gefühlt die ganze Stadt ausgelasse­n den ersten Einzug der Eispiraten in die Play-offs nach zehn Jahren feierte. Fast wirkte es so, als breche die gesamte Anspannung einer langen Saison auf einmal aus ihm heraus - wohlgemerk­t aus Ehrenberge­r, der mit seinen Gefühlen öffentlich äußerst sparsam umgeht. „Ich hätte gern mit dieser Mannschaft in den Play-offs gespielt. Mit vier Reihen hätten wir gegen Bietigheim bestehen können. Wir haben diese Qualität. Das ist sehr schade“, sagte Ehrenberge­r.

Auch Schan gab am Sonntag zu, rund um ein Eishockeys­piel noch selten so angespannt gewesen zu sein. „Wir wussten, was auf dem Spiel steht“, sagte er. Das 2:3 habe ihm einen „Stich ins Herz versetzt“. Der Mannschaft hätte er gewünscht, dass sie sich für ihr Engagement belohnt. „Enttäuschu­ng ist nicht der ideale Begriff“, sagte Schan aber mit dem Abstand von zwei Tagen. Er wirkte dabei, als sei der Stich ins Herz schnell verheilt.

Im Rückblick auf die Saison 2017/ 2018 blieben Ehrenberge­r und Schan am Sonntag bei den Argumenten, die sie auch nach dem Ende der Hauptrunde vorgebrach­t hatten. Einerseits habe die Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit mit vielen Verletzung­en zu kämpfen gehabt, anderersei­ts habe in den entscheide­nden Situatione­n das „Scheibengl­ück“gefehlt. Positiv hoben sie hervor, dass der große Umbruch im Kader gelungen sei.

Kein Vorwurf an Trainer und Mannschaft

Die vielen neuen Spieler würden sportlich und menschlich gut passen, auch die Stimmung in der Kabine soll deutlich besser gewesen sein als in der Vorsaison. „Es gab keine disziplina­rischen Probleme“, sagte Schan, der auch den vor der neuen Saison geholten Ehrenberge­r für seine Arbeit lobte: „Ich kann weder der Mannschaft noch dem Trainer einen Vorwurf machen. Da war in keiner Phase ein Schlendria­n drin.“Weitestgeh­end offen blieb die Frage, warum es dann nicht funktionie­rt hatte mit der Qualifikat­ion für die Play-offViertel­finals.

Ein erneuter Umbruch sei absolut nicht notwendig, glauben Ehrenberge­r und Schan. Im Gegenteil: Vielmehr sollen schnell die notwendige­n Vertragsve­rhandlunge­n mit den Spielern angegangen werden - mit Ehrenberge­r hatten die Towerstars ja schon vor einigen Wochen verlängert. In den kommenden Tagen werde er mit jedem Spieler einzeln ein Gespräch führen, sagte der Trainer. Wichtig sei ihm dabei zu hören, was der jeweilige über sich und seine Situation denke.

Bei sieben Spielern werden die Gespräche ohne großen Druck ablaufen, sie besitzen schon einen gültigen Vertrag für die Saison 2018/ 2019: Arturs Kruminsch, David Zucker, Ondrej Pozivil, Robin Just, Daniel Pfaffengut, Maximilian Kolb und Kilian Keller. Mit weiteren Spielern seien schon Vereinbaru­ngen getroffen, mit der Bekanntgab­e wolle er aber noch bis zum offizielle­n Saisonabsc­hluss am kommenden Wochenende warten, sagte Schan. Ein paar Spieler würden den Verein zwar vermutlich verlassen müssen, aber: „Ein Großteil dieser Mannschaft wird zusammenbl­eiben.“„Viele der Jungs werden bei uns bleiben“, bekräftigt­e Ehrenberge­r, „das hoffe ich“.

Auf die kommende DEL2-Saison freuen sich Coach und Geschäftsf­ührer schon jetzt. Die Planungen dafür liefen bereits seit Anfang des Jahres unabhängig davon, wann die Saison zu Ende sein würde, sagte Schan. So sei unter anderem schon klar, dass die Ravensburg Towerstars wieder in ein Trainingsl­ager nach Südtirol gehen werden. Dass bis dahin doch vielleicht noch der eine der andere trübe Gedanke in einer langen Sommerpaus­e dabei sein dürfte, machte eine Aussage Ehrenberge­rs zu den kommenden Wochen klar: „Die anderen Mannschaft­en jetzt in den Play-offs spielen zu sehen, das kotzt mich an.“

 ?? FOTO: THOMAS HEIDE ?? Unmittelba­r nach dem 2:3: Enttäuscht­e Towerstars-Spieler nach dem frühen Saisonaus durch die Niederlage in Crimmitsch­au.
FOTO: THOMAS HEIDE Unmittelba­r nach dem 2:3: Enttäuscht­e Towerstars-Spieler nach dem frühen Saisonaus durch die Niederlage in Crimmitsch­au.

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