Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der „Stich ins Herz“scheint schnell verheilt
Nach dem Aus in den Pre-Play-offs schalten die Ravensburg Towerstars zügig um und blicken nach vorn
RAVENSBURG - Zwei Tage nach dem frühen Saisonaus in den Pre-Playoffs wirkten die Hauptverantwortlichen der Ravensburg Towerstars, als hätte der vergangene Freitagabend so gar keine Auswirkungen auf ihr Gemüt gehabt. Erstaunlich aufgeräumt und entspannt blickten Coach Jiri Ehrenberger und Geschäftsführer Rainer Schan am Sonntagnachmittag auf das Scheitern zurück, das durchaus dramatisch zustande kam: 0:2 lagen die Towerstars in Crimmitschau nach zwei Dritteln hinten, dann kämpften sie sich zurück und glichen aus, nur um in der Verlängerung das entscheidende Gegentor zu bekommen.
Dieses letzte von 54 Spielen war so etwas wie ein Spiegelbild der gesamten Saison. Ehrenbergers und Schans Argumente glichen deshalb am Sonntag auch denen, die sie in den vergangenen Wochen immer wieder gebracht hatten: das Verletzungspech war zu groß, das Scheibenglück hat einfach gefehlt. Im Unterton klang das so, als sei alles nur halb so schlimm.
Unmittelbar nach dem 2:3 hatte Ehrenberger in Crimmitschau noch deutlich gezeichnet gewirkt. „Am Ende ist Enttäuschung da“, sagte er, während um ihn herum gefühlt die ganze Stadt ausgelassen den ersten Einzug der Eispiraten in die Play-offs nach zehn Jahren feierte. Fast wirkte es so, als breche die gesamte Anspannung einer langen Saison auf einmal aus ihm heraus - wohlgemerkt aus Ehrenberger, der mit seinen Gefühlen öffentlich äußerst sparsam umgeht. „Ich hätte gern mit dieser Mannschaft in den Play-offs gespielt. Mit vier Reihen hätten wir gegen Bietigheim bestehen können. Wir haben diese Qualität. Das ist sehr schade“, sagte Ehrenberger.
Auch Schan gab am Sonntag zu, rund um ein Eishockeyspiel noch selten so angespannt gewesen zu sein. „Wir wussten, was auf dem Spiel steht“, sagte er. Das 2:3 habe ihm einen „Stich ins Herz versetzt“. Der Mannschaft hätte er gewünscht, dass sie sich für ihr Engagement belohnt. „Enttäuschung ist nicht der ideale Begriff“, sagte Schan aber mit dem Abstand von zwei Tagen. Er wirkte dabei, als sei der Stich ins Herz schnell verheilt.
Im Rückblick auf die Saison 2017/ 2018 blieben Ehrenberger und Schan am Sonntag bei den Argumenten, die sie auch nach dem Ende der Hauptrunde vorgebracht hatten. Einerseits habe die Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit mit vielen Verletzungen zu kämpfen gehabt, andererseits habe in den entscheidenden Situationen das „Scheibenglück“gefehlt. Positiv hoben sie hervor, dass der große Umbruch im Kader gelungen sei.
Kein Vorwurf an Trainer und Mannschaft
Die vielen neuen Spieler würden sportlich und menschlich gut passen, auch die Stimmung in der Kabine soll deutlich besser gewesen sein als in der Vorsaison. „Es gab keine disziplinarischen Probleme“, sagte Schan, der auch den vor der neuen Saison geholten Ehrenberger für seine Arbeit lobte: „Ich kann weder der Mannschaft noch dem Trainer einen Vorwurf machen. Da war in keiner Phase ein Schlendrian drin.“Weitestgehend offen blieb die Frage, warum es dann nicht funktioniert hatte mit der Qualifikation für die Play-offViertelfinals.
Ein erneuter Umbruch sei absolut nicht notwendig, glauben Ehrenberger und Schan. Im Gegenteil: Vielmehr sollen schnell die notwendigen Vertragsverhandlungen mit den Spielern angegangen werden - mit Ehrenberger hatten die Towerstars ja schon vor einigen Wochen verlängert. In den kommenden Tagen werde er mit jedem Spieler einzeln ein Gespräch führen, sagte der Trainer. Wichtig sei ihm dabei zu hören, was der jeweilige über sich und seine Situation denke.
Bei sieben Spielern werden die Gespräche ohne großen Druck ablaufen, sie besitzen schon einen gültigen Vertrag für die Saison 2018/ 2019: Arturs Kruminsch, David Zucker, Ondrej Pozivil, Robin Just, Daniel Pfaffengut, Maximilian Kolb und Kilian Keller. Mit weiteren Spielern seien schon Vereinbarungen getroffen, mit der Bekanntgabe wolle er aber noch bis zum offiziellen Saisonabschluss am kommenden Wochenende warten, sagte Schan. Ein paar Spieler würden den Verein zwar vermutlich verlassen müssen, aber: „Ein Großteil dieser Mannschaft wird zusammenbleiben.“„Viele der Jungs werden bei uns bleiben“, bekräftigte Ehrenberger, „das hoffe ich“.
Auf die kommende DEL2-Saison freuen sich Coach und Geschäftsführer schon jetzt. Die Planungen dafür liefen bereits seit Anfang des Jahres unabhängig davon, wann die Saison zu Ende sein würde, sagte Schan. So sei unter anderem schon klar, dass die Ravensburg Towerstars wieder in ein Trainingslager nach Südtirol gehen werden. Dass bis dahin doch vielleicht noch der eine der andere trübe Gedanke in einer langen Sommerpause dabei sein dürfte, machte eine Aussage Ehrenbergers zu den kommenden Wochen klar: „Die anderen Mannschaften jetzt in den Play-offs spielen zu sehen, das kotzt mich an.“