Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aus der Bettwäsche wird ein Sommerkleid
Heimatpflege eröffnet am 23. März ihre Jahresausstellung „Alte Tugenden“
LEUTKIRCH - Die Wegwerfgesellschaft war noch nicht in Sicht. Stattdessen wurde bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts vieles für Haus und Hof selbst gemacht, wieder und wieder repariert und oft in neuer Form weiterverwendet. Auch und gerade in Schwaben.
Unter dem Motto „Alte Tugenden“widmet die Heimatpflege Leutkirch ihre Jahresausstellung 2018 der „allgegenwärtigen Sparsamkeit und anspruchsloser Lebensführung vieler unserer Vorfahren“, wie es im Begleittext heißt. Vom 23. März bis zum 19. August sind im Museum im Bock originelle Beispiele für diese Sparsamkeit zu sehen: vom Leinenkleid, das aus karierter Bettwäsche geschneidert wurde, oder dem Brautkleid aus Fallschirmseide über die gelötete Bettflasche oder das Küchengeschirr, das vorsorglich von einem Drahtgeflecht zusammengehalten wurde. Vom kunstvoll zusammengeschweißten Fahrrad über das selbstgebaute „Seifenkistle“und die x-fach geflickte Stallhose bis zur geschickt umgearbeiteten Unterhose, der ein zweites Leben als Taschenfutter vergönnt wurde.
Nachdenklich stimmen der Gülleschapfer, der zuvor ein Stahlhelm gewesen war, oder Schaumlöffel und Nudelsiebe, die aus Gasmaskenfiltern hergestellt wurden. Mangel und finanzielle Not zwangen zu sparsamen Lösungen, zum Reparieren und Wiederverwerten. Nachhaltigkeit also, aus der Not geboren. Weggeworfen wurde möglichst wenig – anders als heute. An diesem Punkt erlauben sich die Ausstellungsmacher auch einen kritischen Blick auf die aktuelle Überflussgesellschaft: Ausrangierte Handys und Festplatten türmen sich auf einem Tisch – als stille Mahner gewissermaßen.
Die meisten Exponate stammen aus dem Fundus des Leutkircher Museums im Bock, ergänzt werden sie durch Objekte aus anderen Museen sowie von zahlreichen privaten Leihgebern. „Kleine Sachen, die Aufmerksamkeit verdienen“, findet Manfred Thierer vom Museumsteam der Heimatpflege Leutkirch. Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 23. März, um 18 Uhr im Museum im Bock.
Die Öffnungszeiten sind : Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.